Quelltext der Seite Weingrüße Cod. 29.6 Aug. 4°

==Signatur==
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek: Cod. Guelf. 29.6 Aug. 4°, 13r-14r; 58v 

==Transkription<ref>Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.</ref>==

[13r]<br />
Du seist pey fraue(n) oder pey man(n)en<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>o kum her wider pey rechten zeiten<br />
Wen(n) ich den mu(n)d offt in dy swem(m) muß reite(n)

<span style="color:#FF0000">Wein grus</span><br />
<span style="color:#FF0000">N</span>un grus dich got du lieber netz(e)n gum(m)en<br />
Waru(m)b wiltu nit offt zu mir kumen<br />
<span style="color:#FF0000">W</span>er hat mich neur verlog(e)n gen dir<br />
Doch kumstu manche(m) zu schier<br />
<span style="color:#FF0000">W</span>an(n) du machst daz im sein zu(n)g hinckt<br />
Wan(n) er offt fur sein gesellen trinckt<br />
<span style="color:#FF0000">U</span>n(d) machst das ma(n)cher mit red an stöst<br />
Wan(n) er dich zu lang am mu(n)d lest<br />
<span style="color:#FF0000">U</span>n(d) machst das ma(n)ch(er) sein haubt ser klagt<br />
Wan(n) er die tru(n)ck zu gros hat gemacht<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>o machstu daz mange(r) sein weib ser fluht<br />
Wen(n) sy dich offt ym wein hauß sucht<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>o machstu das weib un(d) kint oft prum(m)e(n)<br />
Wan(n) ein(er) nit pey zeit vo(n) dir wil kumen<br />
<span style="color:#FF0000">U</span>n(d) heymhin get pey man(n)es schein<br />
Doch ist dy schuld nit eytel dein<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>as ma(n)cher heymhin ku(m)pt als spet<br />
Der wurfel die karte(n) un(d) daz spilpret<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>ie mache(n) daz ma(n)ch(er) zu la(n)g offt harrt<br />

[13v]<br />
Daru(m)b in weib und kint an plarrt<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>er wil ich dir alles keins zu sach(e)n<br />
Wan(n) du mich frolich kanst gemach(e)n<br />
<span style="color:#FF0000">M</span>it deinem susse(n) senften drab<br />
Daru(m)b ich freu(n)tschafft zu dir hab<br />
<span style="color:#FF0000">W</span>an(n) aus eym krug wer mir dei(n) lieb(er) ey(n) süss(er) /tropf\<br />
Dan(n) ey(n) ga(n)tz(er) emer wass(er)s aus ey(m) g(ü)ld(en) kopf

<span style="color:#FF0000">Weyn segen</span><br />
<span style="color:#FF0000">N</span>u gesege(n) dich got du kreftreiche labu(n)g<br />
Du wol zelte(n)de sanft trabung<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>u süsses mayen pad meiner zunge(n)<br />
Du frischt mir dy leber un(d) feuchst mir dy \lunge(n)/<br />
<span style="color:#FF0000">A</span>ls wan(n) es auf durre(n) acker taut<br />
Wan(n) ma(n) dich in eim gleslein schaut<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>o kan ma(n) deins h(err)n fru(m)keit schecz(e)n<br />
Ob er dich gefelscht hab mit seine(m) fecz(e)n<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>as er mit dir treibt über jar<br />
Mit milch un(d) auch mit ayer klar<br />
<span style="color:#FF0000">M</span>it stein salcz un(d) mit sweine(in) swarte(n)<br />
Domit der kelners knecht dein muß warte(n)<br />
<span style="color:#FF0000">M</span>it senf mit waidasche(n) un(d) mit tropfwurcz<br />
Davo(n) dein edel ny(m)pt offt unter sturcz<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>er zol der hat dich ubel gesmalcz(e)n<br />
Doch so hat dich daz ungelt gar v(er)salcz(e)n

[14r]<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>as prüfen dy arme(n) in der tasch(e)n<br />
Wan(n) ma(n) dir da(n)n den spu(n)t sol wasch(e)n<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>o musse(n) zweinczig maß wass(er)s zulaufe(n)<br />
Wer dan(n) das fur wein wil verkauffe(n)<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>er wil sein nechste(n) als treulich bezaln<br />
Als ein(em) d(er) gut mel aus meußkot sol maln

[58v]<br />
<span style="color:#FF0000">N</span>un grüs dich got du liebeß pier<br />
Gee her und lesch mir den durst schier<br />
<span style="color:#FF0000">U</span>nd mach mich nit zu schande(n) vor de(n) leute(n)<br />
Un(d) behüt mich auch vor der snelle(n) geuten<br />
<span style="color:#FF0000">W</span>an(n) dey(n) nam d(er) haist rumpel in die plasen<br />
Von dir so wachsen solch rosen<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>y nyma(n)t mit de(n) hend(e)n thar abprech(e)n<br />
Darein die Sew unter den zeun zechen<br />
<span style="color:#FF0000">W</span>an(n) ma(n) dich dan(n) in einem kessel geseut<br />
so heist ma(n) dich dan(n) pfladergeut<br />
<span style="color:#FF0000">S</span>wancken darm und juden swaiß<br />
Un(d) wer von dir wil lassen ein schaiß<br />
<span style="color:#FF0000">D</span>er muß gar seuberlich lassen sleich(e)n<br />
Daß nit heffen mit werd(e)n streich(e)n


==Anmerkungen==
<references />