Der blinde Hausfreund
Der blinde Hausfreund | |
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AutorIn | Anon. |
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AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Dresden, Sächsische Landesbibliothek: Mscr.Dresd.M.67, 181r-186r [1] |
Ausgaben | Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 223-228 Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts |
Übersetzungen | Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 729-735 |
Forschung | Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 67 |
==Inhalt==
Narratio
Ein Blinder, der wegen seiner künstlerischen Fähigkeiten bei einem geachteten und freigebigen Bürger als Gast gerne gesehen ist, verliebt sich in dessen Gattin und wirbt um ihre Minne. Da sie ihn von seinem Begehren nicht abbringen kann, klagt sie schließlich ihre Not dem Gatten. Um dem Blinden eine Lehre zu erteilen, heißt er seine Frau scheinbar auf dessen Wünsche eingehen, und sie verspricht ihrem Verehrer, als er wieder einmal im Hause ist, ihre Gunst. Der Blinde wird zu seinem Gastbett geführt, das vor dem Schlafgemach des Hausherrn bereitet ist. Nachdem er seinen Führer fortgeschickt hat, sucht er sich tastend den Weg in die Kemenate, ohne zu ahnen, dass ihn die Eheleute in dem hellerleuchteten Raum beobachten. Um zum Bette seiner Geliebten zu finden, geht er dem Schnarchen des Mannes nach. Doch dieser beginnt nun zu sprechen und sich über Übelkeit zu beklagen, so dass sich der Blinde niederkauern und in dieser unbequemen Stellung regungslos verharren muss, obwohl ihn die Kälte schüttelt. Dann begießt ihn der Hausherr, unter dem Vorwand, sein Wasser abschlagen zu wollen, mit einer Gießkanne. Als der Blinde sich etwas bewegt, ruft der Ehemann laut, es seien Diebe im Haus, man solle ihm ein Licht bringen. Dann packt er den Fliehenden und richtet ihn mit seinen herbeigeeilten Knechten erbärmlich zu. Schließlich lässt er den Elenden vor die Tür in den Straßenkot werfen, wo ihn am nächsten Tag sein Führer findet.
Epimythion
Wie dem Blinden soll es allen Treulosen gehen.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 471)