Frauenlist
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AutorIn | Anon. |
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Überlieferung | Heidelberg, UB: Cpg 341, 93rb-97ra [1] Cologny, Fondation Martin Bodmer: Cod. Bodmer 72, 93vb-98ra [2] |
Ausgaben | Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 87-95 Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer, Band 2, S. 87-104 |
Übersetzungen | Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters, S. 164-175 Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts |
Forschung | Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 5, 66, 87, 113, 213, 225, 261; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 170, 176f., 333, A.971 |
Inhalt
Ein schöner und liebenswerter Scholar entbrennt in Liebe zu einer Dame, der er ihres hohen Standes wegen seine Zuneigung zunächst nicht zu bekennen wagt. Zwischen Zweifel und Zuversicht schwankend, beschließt er endlich, sie zu grüßen, erhält aber nur schnippische Antworten. Einmal begegnet er ihrer entmutigenden Abweisung mit einem Vergleich: Wer einen Vogel fangen will, muss viele Schlingen auslegen, damit dieser sich darin verwirre. Da sie diese Anspielung nicht versteht, lässt sie den Studenten kommen, damit er ihr die rätselhaften Worte erkläre. Nun kann er ihr seine Liebe gestehen und sie in einem kunstreichen Disput von der Tiefe und Aufrichtigkeit seiner Gefühle überzeugen. Die Dame verabschiedet ihn mit dem Trost, sein Anliegen überdenken zu wollen, und lässt sich in einer Zwiesprache mit ihrem Herzen dazu bewegen, seine Liebe zu erwidern, da die Minne über Gut und Ehre stehe. Als ihr Gatte dann aber den Scholaren des Öfteren aus dem Frauengemach kommen sieht, wird er misstrauisch. Die beiden ersten Male glaubt er ihrer Beteuerung, der Student habe ihr nur ein Rezept gegen Zahnschmerzen aufgeschrieben und ihren Husten gelindert. Um seinen Verdacht auch beim dritten Male zu entkräften, beugt sie sich mit ihm über ein Wasser und weist ihm ihr beider Spiegelbild, das er zwar sehen, aber nicht greifen könne: Ebenso solle er nicht glauben, was er sehe, bevor er es nicht mit Händen greife.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 464-465)