Ochse und Wolf II (Erzählstoff)

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Ochse und Wolf II

(Erzählstoff)

Regest Der Wolf fragt den Ochsen, warum er sich angesichts seiner Stärke nach schwerer Arbeit mit dürftigem Futter begnüge; der Ochse klärt ihn über die Folgen der Raublust auf. (Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 532)
Fassungen Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. III, 16
Buch von der Weisheit, Nr. III, 15
Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. III, 16, Bl. 65v-66r
Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 73, Bl. 247r-249v
Forschung
(s.a. unter Fassungen)
Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 532; Günthart, Romy (Hg.): Sebastian Münster, Spiegel der wyßheit, Band 2, S. 111f.


Deutsche Versionen

Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. III, 16 (um 1408/16, nach Druck Augsburg, 1490)

Transkription

Das lxxxvi ∙ blat

Wider die die raubes fleissig seind daz sy sich mügend in hohem ru(o)m erzaigen ∙

Das ∙ xvi ∙ Capitel

Nach dem joch d(er) schwa(e)re(n) arbeit die d(er) leüten nuczber wz ma(e)et ein Ochs auf einer gar scho(e)n geplu(e)mpten wisen das graß mitt sampt den plu(o)men ab mit der segen seiner wolgeschliffen zu(n)ge(n) ∙

Do das ein ungestu(e)mer Wolff der allezeyt nichs anders dann raubes pflage auß einer staude(n) on sach / der lief zu(o) im und sprache mit freyem schall∙

Was istt das / was thu(o)st du an dir sellber

Seyt du ein als vermügendes tier under allen geheymen thyeren bist das sich dir mit rechtter kraft ir keines mag geleychen /

Auch pist du wol mit scharpffe(n) horen gewaffnot ∙ des wiltu nit geniessen ∙ Wenn du tregst nicht allein ein schwa(e)res joch ∙

un(d) leydest auß der massen vil dem me(n)schen czu(o) willen ∙ Aber über das /

das ich noch vil po(e)ser scha(e)cz so du schwa(e)rlich gemenet pist vn(d) mit herten zügen den pflu(o)g und auch den wagen den langen tag gemaistret und gereckt haßtt /

des magst du nit geniessen Od(er) du mu(o)ßt i(n) armer haut nach deyner schwa(e)rn arbeit einer schwachen speiß, dann gewarten ∙

Ich sag dir hie in gu(o)ten treüen und het die milt natur zu(o) meine(n) za(e)nen der griffige an jm sellber ist ∙

und auch zu(o) meiner scharpffen kunst so(e)lich vermügend krefte mitgeteilt so wißt ich de(n) auff erde(n) nit wie hohe er wa(e)r d(en) ch wolt gepunden sein so schwa(e)rs joch in seym die(n)st zetrage(n) ∙

wie ∙ wol ich mit ru(o) on schwa(e)r arbeit

Das xvi Capitel Des ∙iii∙ buchs

mich mit des vesten esels flaisch nach meinem lust wol speiß ∙

yedoch so ru(e)ret ichß nit an ich mu(e)ste ein pessers habe(n) wa(e)r ich der kraft und auch der zier als wir diklich als du geadlet unnd gepreyset ∙

do sprach der ochs gar sinniklich mit beschaiden worte(n) O wolf un(d) hetestu ein gerechte wage in deiner hand unnd wa(e)gest mit geleicher wage v(er)nünftiger beschaidenheit das edel gu(o)te daz unschuld genennet ist die frucht der süssen senftmu(e)tigkeyt Gemach d(er) stillen gerechtigkeyt ∙

un(d) die zier des frids die niema(n)t widerwegen kan ∙ und wa(e)geßt dann da wider die grossen schulde des raubes so sa(e)hestu erka(n)ntlich wie ja(e)merige das hye auff erden an im selber ist ∙ und in der leüte oren ist der veintlich als d(er) wu(e)trich wu(e)tet und raublichen als ein rauber lebt ∙ und sa(e)heßt auch das der ja(e)merigen jugend das das aller po(e)ßt so sy es erde(n)cken kan nicht anders wa(e)r dan(n) scheüczliche mail des schelmige(n) raubes / wann so man übel lebtt daru(m)b das man geleben mu(o)g so wirt on allen zweifel daz edlest leben der waren tugent scha(e)mlichen damit verlorn und geto(e)tt und das leben das de(m) schwache(n) rauber den(n)ocht erd beleibt  ∙ wen(n) er darinn lebt so wirt dasselben leben noch schalckhaftiger denn der tode mit ja(e)merige(m) laster ∙

un(d) also wirt des raubers leben von im selber gericht un(d) verdampt ∙

Darumb so sag du faiger wolf wes lebstu deines mu(e)ffigga(n)gs wes ru(e)mestu dich hie gen myr deiner lasterbern boßheit ∙

Mercke hie von mir mit fleiß das alle tier die des raubs lebe(n) die go(e)tliche  Ee vermainsambt∙

und spricht sy seyen unrein unnd vermailiget ∙ Und verpeüt auch dz sy dem ho(e)chsten ewigen got auf seinen alter nymmer geopffertt werden ∙

Auch verpeüt sy strencklich allen menschen das sy Ir keins zu(o) speiß nemen un(d) sy mit nichten nüczen das man darbei erkennen müge / das sy als schwach schno(e)de tier von der Ee v(er)dampt seind / davon hat sy me(n)schlich natur von adels wegen dz an ir ist alzeit genü(er)t un(d) gescheühet ∙

Un(d) zwaiu(n)g sta(e)ts krieges wid(er) sy gehalte(n) ∙

Daru(m)b hat auch die maistrin die aller ding mit maisterschaft kan würcke(n) / die selbe(n) tier mit gift / galle(n) / fraisamkeit / auch mit d(er) wu(e)st v(er)da(m)liche(n) außgezaigt ∙ Wan(n) eins yede(m) rauber mu(o)t des schedlichs raub es pfligt d(er) ist vol unreinkeit ∙

Sei(n) sel wirt nymer krieges on ∙ sein wil ist biter als galle(n) des frides veind ∙

Daru(m)b mein joch ist eyn

Das lxxxvii ∙ blat

senfte purd der tugendt seyt es dem armen als dem reichen nucz lust und freüd bringet ∙

Aber deines freien mu(o)tes ungewiter ist dir ein lasterberer dienst na(e)mlichen zu(o) schaden / und keine(m) man(n) zefro(m)me(n) ∙Also wil ich vil armer ochs die weil ich leb auf erd mit gro(e)sserm lust vil lieber / amadt/ heu und stro mit arbeit der gerechtikeit mein schlechte noturfte essen / de(n) La(e)mber / Kicz /Ko(e)lber / Ku(e) und schwein mit fra(e)uelein raub in lasters mail verschlinden und verschlicken ∙

Do der wolf die red hort da lief auch er mit schna(e)llem sprung von dannen ∙

Anmerkungen