Die fünf Namen (B29): Unterschied zwischen den Versionen

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==Inhalt==
==Inhalt==
===A Einleitung (1–40):===
===A Einleitung (1–40):===
Der Sprecher referiert naturkundliches Wissen zum Wasserkreislauf und bezieht es auf die Liebe. Alles Wasser komme aus dem Meer und gehe
Der Sprecher erläutert naturkundliches Wissen über den Wasserkreislauf und überträgt es auf die Liebe: Alles Wasser stamme aus dem Meer und kehre dorthin zurück; in der Erde sammelten sich Wasseradern, deren Druck schließlich Quellen hervorbrechen lasse. Ebenso, klagt er seinen Freunden, sei aus dem „See der Minne“ ein mächtiger Strom in seine Sinne geflossen. Der innere Druck zwinge ihn nun, ein „kleines Aderlein“ hervortreten zu lassen – seine Rede , die er als süß, schlicht und maßvoll wünscht. Mit ihr wolle er ein „Würzlein rechter Beständigkeit“ begießen, nämlich eine tugendhafte Frau.
dorthin zurück. Unterirdisch sammeln sich Wasseradern. Der Druck steige, bis es
 
zum Ausdringen als saure, heiße oder kalte Quelle komme. Ebenso, so klagt er seinen Freunden, sei aus dem ''see der mynn'' (19) ein großer Fluss in seine eigenen Sinne  
geflossen. Der hiervon erzeugte peinigende Druck führe zum Ausdringen als ''claines ederlein'' (27), d.i. die vorliegende Rede, von der der Sprecher hofft, dass sie ''süeze'' (29),  
''schliht'' (31) und maßvoll sei. Er will damit '''Ain würtzlein rehter stetigkayt'' (39) begießen, d.i. eine lobenswerte Frau.
===B Fünf Namen (41–56):===
===B Fünf Namen (41–56):===
Der Sprecher benennt die Frau mit fünf Namen, die sich auf
Der Sprecher gibt der Frau fünf tugendbezogene Namen: Milte, Edel, Trew, Zucht und Erenreich. Die zuvor angekündigte Verbindung zu seinen fünf Sinnen bleibt dabei unerklärt. Möglich ist, dass die Anfangsbuchstaben als Akrostichon „Metze“ ergeben.
ihre Tugenden beziehen (41–56; die 41f. angekündigte Bindung an seine fünf Sinne
 
bleibt unklar): ''Milte, Edel, Trew, Zucht, Erenreich'' (möglicherweise ein Akrostichon:
Metze).
===C Liebesbekenntnis (57–129):===
===C Liebesbekenntnis (57–129):===
Bekundung ewiger Dienstbereitschaft, Hoffnung auf  
Der Sprecher bekräftigt seine dauerhafte Dienstbereitschaft und hofft auf den Minnelohn. Er ruft die Minne an: Nachdem sie ihn verwundet habe, solle sie nun auch das Herz der Frau treffen. Anschließend beschreibt er die widersprüchlichen Wirkungen, die die Geliebte in ihm auslöst – Freude und Verjüngung ebenso wie Trauer, Alter, Hast, Entschlossenheit und wechselnde Gesichtsfarbe. In dichter Bildsprache schildert er seine Verstrickung: Der Blick in ihre adlergleichen, züchtigen Augen wird zum Strick, den ihr roter Mund zuzieht; ihr Liebesentzug dörrt sein Herz „auf dem Rost der Minne“. In einer direkten Anrede bittet er sie, ihm ihr Herz zu öffnen und ihn durch eine Gunst zu erlösen. Allein die Hoffnung darauf stärkt ihn und lässt ihn sein Glück preisen, ihr begegnet zu sein. Es folgen ein Segenswunsch für die Frau, eine Heilsbitte an das Publikum und schließlich die Autorsignatur: „Also hat Johannes Duro gedichtet.
Minnelohn (Gruß). Anrufung der ›Minne‹ (76: ''werde mynn''): nachdem sie ihn verwundet habe, solle sie nun auch einen Pfeil ins Herz der Frau schießen. Der Sprecher
zählt dann die Wirkungen der Frau auf ihn auf (Freude, Verjüngung, Altern, Traurigkeit, Schnelligkeit, Entschlossenheit, Veränderung der Gesichtsfarbe) und schildert seine Liebesverstrickung und Sinnesberaubung in komplizierter Bildlichkeit –
z.B. wird der Blick auf ihre adlergleichen und züchtigen Augen, der ihm durch ''fraw seld'' (89) ermöglicht wurde, zum Strick, mit dem ihn ihr roter Mund fesselt und aus
dem er erst durch ihre Huld befreit werden kann; Tod aus Liebesleid, da sie sein Herz  
auf der ''mynne rost'' (100) dörrt. In einer direkten Apostrophe (104: ''Eye mandelkerne susz'') fordert er sie auf, ihm ihr Herz zu öffnen und ihn mit einer Gunstbezeigung zu  
erlösen. Schon aus der Hoffnung darauf schöpft er neue Kraft und preist das Glück,  
ihr begegnet zu sein. Segenswunsch (an die Frau) und Heilsbitte (an das Publikum  
gerichtet). Er schließt mit einer Autornennung (130: ''Also hat Johannes Duro geticht'').


([[Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden]], Band 1, S. 46)
(Ausführliche Inhaltsbeschreibung bei [[Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden]], Band 1, S. 46)


[[Kategorie:Quelle Minnerede]]
[[Kategorie:Quelle Minnerede]]

Aktuelle Version vom 30. Dezember 2025, 22:56 Uhr

Die fünf Namen (B29)

AutorIn Johannes Duro
Entstehungszeit Überlieferung 1453-58
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung München, Bayerische Staatsbibliothek: Cgm 714, 170r-173v
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Duro; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 45f.

Inhalt

A Einleitung (1–40):

Der Sprecher erläutert naturkundliches Wissen über den Wasserkreislauf und überträgt es auf die Liebe: Alles Wasser stamme aus dem Meer und kehre dorthin zurück; in der Erde sammelten sich Wasseradern, deren Druck schließlich Quellen hervorbrechen lasse. Ebenso, klagt er seinen Freunden, sei aus dem „See der Minne“ ein mächtiger Strom in seine Sinne geflossen. Der innere Druck zwinge ihn nun, ein „kleines Aderlein“ hervortreten zu lassen – seine Rede –, die er als süß, schlicht und maßvoll wünscht. Mit ihr wolle er ein „Würzlein rechter Beständigkeit“ begießen, nämlich eine tugendhafte Frau.

B Fünf Namen (41–56):

Der Sprecher gibt der Frau fünf tugendbezogene Namen: Milte, Edel, Trew, Zucht und Erenreich. Die zuvor angekündigte Verbindung zu seinen fünf Sinnen bleibt dabei unerklärt. Möglich ist, dass die Anfangsbuchstaben als Akrostichon „Metze“ ergeben.

C Liebesbekenntnis (57–129):

Der Sprecher bekräftigt seine dauerhafte Dienstbereitschaft und hofft auf den Minnelohn. Er ruft die Minne an: Nachdem sie ihn verwundet habe, solle sie nun auch das Herz der Frau treffen. Anschließend beschreibt er die widersprüchlichen Wirkungen, die die Geliebte in ihm auslöst – Freude und Verjüngung ebenso wie Trauer, Alter, Hast, Entschlossenheit und wechselnde Gesichtsfarbe. In dichter Bildsprache schildert er seine Verstrickung: Der Blick in ihre adlergleichen, züchtigen Augen wird zum Strick, den ihr roter Mund zuzieht; ihr Liebesentzug dörrt sein Herz „auf dem Rost der Minne“. In einer direkten Anrede bittet er sie, ihm ihr Herz zu öffnen und ihn durch eine Gunst zu erlösen. Allein die Hoffnung darauf stärkt ihn und lässt ihn sein Glück preisen, ihr begegnet zu sein. Es folgen ein Segenswunsch für die Frau, eine Heilsbitte an das Publikum und schließlich die Autorsignatur: „Also hat Johannes Duro gedichtet.“

(Ausführliche Inhaltsbeschreibung bei Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 46)