Schönheitspreis (B5): Unterschied zwischen den Versionen

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==Inhalt==
==Inhalt==
===Prolog===
===Prolog (1-4)===
Im kurzen Prolog (1–4; vgl. auch den ebenso langen Epilog) verkündet der Sprecher  
Der kurze Prolog kündigt an, dass der Sprecher ein höfisches Gedicht verfassen will – ein Vorhaben, das er sich seit Beginn seines Dichtens vorgenommen hat.
die Absicht, ein höfisches Gedicht zu verfassen: Seit er dichte, habe er dies probieren
wollen.


===Rede===
===Rede (5-96)===


Die Rede selbst besteht aus einem ausführlichen, stereotypen Schönheitspreis der namenlosen Geliebten (5–96): Sie ist schöner als jede Frau, die er bisher
Die Rede entfaltet einen ausgedehnten, konventionellen Schönheitspreis der namenlosen Geliebten: Sie übertrifft alle Frauen, die der Sprecher je gesehen oder von denen er gehört hat, und erscheint ihm so vollkommen, dass er sie ohne sein Wissen über Engel für eine gehalten hätte. Ihre Schönheit überstrahlt andere Frauen wie der Morgenstern die Sterne, wie die Perle andere Edelsteine und wie feines Gold das Blei. In der Mitte folgt ein klassischer A‑capite‑ad‑calcem‑Durchgang, der ihren Körper von Haar und Kopf über Hals, Gesicht, Augen und Mund bis zu Zähnen und Leib beschreibt. Ihre Stimme und ihr Sprechen gelten ihm schließlich als kostbarer Edelstein, süßer als Saitenspiel und von balsamischem Duft.
gesehen und von der er bisher gehört hat. Wenn er nicht gelesen hätte, dass Engel keinen fleischlichen Körper besäßen, hätte er sie für einen gehalten. Sie überstrahlt die
anderen Frauen so wie der Morgenstern (32: ''trymontan'') die anderen Sterne, so wie  
die Perle (34: ''Margarit'') die anderen Edelsteine (genannt werden Wasserperlen, Smaragd, Rubin, Topas, Sardin, Jaspis, Saphir, Chrysolith), so wie ›arabisches‹ Gold das  
Blei. – Genau in der Mitte der Rede (V. 51–96) folgt ein Schönheitspreis nach dem
A capite ad calcem-Schema: Haar, Kopf (weicher als Seide), Leib (weißer als Kreide),
Scheitel, Hals, Mund, Gesicht, Wimpern, Augen (wie Spiegel, wie Sterne), Mund  
(86f.: ist so schön, als sei er mit ›Brasilienholzrot‹ auf ›Pergament‹ gemalt), Zähne
(wie Elfenbein). Ihr Sprechen und ihre Stimme schließlich seien wie ein Edelstein,  
süßer als Saitenschlag und verströmten einen Balsamgeruch.


===Epilog===
===Epilog (97-100)===


Epilog (97–100): Unsagbarkeitstopos bzw. Erkenntnis der Unmöglichkeit, rhetorisch zu einem Ende zu
Der Epilog betont, dass die Geliebte eigentlich gar nicht vollständig zu preisen sei, ohne den Verstand zu verlieren, und schließt mit der Aufforderung, das Gespräch über schöne Frauen fortzuführen.
kommen, ohne wahnsinnig zu werden (97f.: ''Solt ich sy völliclichen loben, | Man went
villeicht ich wolt toben!''), und Aufforderung zur Anschlusskommunikation (100: ''Red
ain ander von schönen weiben!'').


([[Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden]], Band 1, S. 9)
(ausführlich Inhaltszusammenfassung bei [[Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden]], Band 1, S. 9)


[[Kategorie:Quelle Minnerede]]
[[Kategorie:Quelle Minnerede]]
[[Kategorie:Quelle Preisrede]]
[[Kategorie:Quelle Preisrede]]

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2025, 17:23 Uhr

Schönheitspreis (B5)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung 1470/71
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Prag, Knihovna Nárondního muzea: Cod. X A 12, 140r-141v
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Schönheitspreis; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 9

Inhalt

Prolog (1-4)

Der kurze Prolog kündigt an, dass der Sprecher ein höfisches Gedicht verfassen will – ein Vorhaben, das er sich seit Beginn seines Dichtens vorgenommen hat.

Rede (5-96)

Die Rede entfaltet einen ausgedehnten, konventionellen Schönheitspreis der namenlosen Geliebten: Sie übertrifft alle Frauen, die der Sprecher je gesehen oder von denen er gehört hat, und erscheint ihm so vollkommen, dass er sie ohne sein Wissen über Engel für eine gehalten hätte. Ihre Schönheit überstrahlt andere Frauen wie der Morgenstern die Sterne, wie die Perle andere Edelsteine und wie feines Gold das Blei. In der Mitte folgt ein klassischer A‑capite‑ad‑calcem‑Durchgang, der ihren Körper von Haar und Kopf über Hals, Gesicht, Augen und Mund bis zu Zähnen und Leib beschreibt. Ihre Stimme und ihr Sprechen gelten ihm schließlich als kostbarer Edelstein, süßer als Saitenspiel und von balsamischem Duft.

Epilog (97-100)

Der Epilog betont, dass die Geliebte eigentlich gar nicht vollständig zu preisen sei, ohne den Verstand zu verlieren, und schließt mit der Aufforderung, das Gespräch über schöne Frauen fortzuführen.

(ausführlich Inhaltszusammenfassung bei Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 9)