Affe und Waldesel (Erzählstoff): Unterschied zwischen den Versionen
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Anno salutis 1555, am 6 tag Aügüsti. | Anno salutis 1555, am 6 tag Aügüsti. | ||
|style="white-space: pre; vertical-align:top;"|'''Wider die Haessigen unnd Neydigen.''' | |style="white-space: pre; vertical-align:top;"|'''Wider die Haessigen unnd Neydigen.'''<br />'''Von dem Affen und WaldEsel.'''<ref>Nach Druck Augsburg 1571: Philipp Ulhart, 194v-198r (Exemplar München, Staatsbibliothek: 4° P.o. germ. 98 ([https://play.google.com/books/reader?id=tGRcAAAAcAAJ&hl=de&pg=GBS.PA5-IA1 online]))</ref> | ||
'''Von dem Affen und WaldEsel.'''<ref>Nach Druck Augsburg 1571: Philipp Ulhart, 194v-198r (Exemplar München, Staatsbibliothek: 4° P.o. germ. 98 ([https://play.google.com/books/reader?id=tGRcAAAAcAAJ&hl=de&pg=GBS.PA5-IA1 online]))</ref> | |||
Zu ainer liechten hellen zeyt / | Zu ainer liechten hellen zeyt / |
Version vom 10. Mai 2021, 05:36 Uhr
Affe und Waldesel; Fuchs und Waldesel (Erzählstoff) | |
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Regest | Der Affe (Fuchs) trifft bei schönem Wetter einen betrübten Waldesel, der behauptet, nur bei schlechtem Wetter fröhlich sein zu können. (Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 33) |
Fassungen | Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. II, 29 Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. II, 29 Der neidig walt esel (Hans Sachs) Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 56 Wendunmuth (Hans Wilhelm Kirchhof), Nr. VII, 95 |
Forschung (s.a. unter Fassungen) |
Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 33f. |
Die Deutsche Tradition baut auf einer lateinischen Quelle auf (Cyrillus, Nr. II, 29 (Grässe, Johann Georg Theodor (Hg.): Die beiden ältesten lateinischen Fabelbücher des Mittelalters. Tübingen 1880, S. 66f.)).
Anspielungen auf die Fabel finden sich in folgenden Werken:
- Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. I, 24
- Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. I, 24
- Hans Sachs, Nr. 2159, V. 35-37 (nach Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, I, Nr. 90)
- Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 24
Lateinische Version (Cyrillus, Nr. II, 29), 1. Hälfte 14. Jhd.
Cyrillus: Speculum Sapientiae[1] | Übersetzung[2] |
Contra invidios In tranquilitatis sereno splendente aëre, sparsa luce, cum per solitudinem simia satis laeta discurreret, tristem iacentem onagrum inveniens dixit illi: "Quid tibi est, frater, quod tam lugente contuitu aegroque vultu, livida facie et submisso capite tristis iaces? Indica mihi, rogo te, quia, si quid languoris est in corpore, valore manus excipiam, si vero in corde, adhibeam ratione vel compassione medelam." Ad haec quidem ille tantae humilitatis oleo emollitus mox sui vulneris parefecit arcanum dixitque: "Ex aëris quippe, soror, tam parata seremitate constringor, eius enim mihi, non ferentibus oculis, in tempestatem tranquillitas vertitur et in nubem serenitas commutatur. Sed e contra tempestas ipsius in cordis pacem efficitur et obscuritas in serenum." Quibus cum stupore admirationis auditis notans simia livoris vitium ipsius esse tormentum, exhortationis suae sic inquiens anathematizando incepit officium: "Maledictus sit talis oculus, qui turbatur in lumine et in turbine delectatur, qui cum noctua vitalem lucem videre non patitur, sed in caligine illustratur, cui gaudium luctus, lux nubilum, bonum malum, cui infelix est felicitas, et calamitas felix, cui adversitas prospera et prosperitas adversa, cui amica miseria et bonitas inimicia! O perhorrendum, pestiferum ac perversum malum!" Sic et convertens eloquium ad onagrum dixit: "Nimirum bene silvestris es asinus, postquam tecum pateris talem oculum, qui tui cordis est iuge patibulum ac omnis boni inimicus. Nam cum vitae huius decursus nunc adversis rebus nunc prosperis deducatur, si te quidem contra naturam res secundae maestificat et lugendae semper te delectant, tristitia et calamitas non relinquet. Gaudere enim de plangendo malo dementatae rationis est maximus dolor, qui siquidem tanto deterior et letalior aestimatur, quanto minus, cum sit incensus, forte sentitur. Ridere enim in gravi morbo magni maeroris iudicium est ac secundum regulam Hippocratis, cum adhaerentis doloris non percipitur causa, mens letaliter mox iudicatur aegrota. Sic ergo livoris vitium possessoris sui continuum est tomentum. Verum cum odisti invidentia quempiam propter bonum, iam principaliter ipsius hostis es boni, quoniam cuius gratia est unumquodque et illud magis. Sed cum ipsum bonum sit Deus, a quo tamquam a suo fonte bonitatis vena manans in omnia entia derivatur, hinc quidem convincitur, quod tu hostis boni es et tui ipsius ac omnium inimicus. Ac cum malitia bonitati sit contraria, quanta te depravavit malignitas, cui tota bonitas est adversa! Verum cum naturaliter simila quaeque similibus delectentur, vide cuius modi es, qui tempestate ac tenebris gaudes. Nisi enim corde nubilus et procellosus existerens, nequaquam te talia delectarent. Livor igitur internae turbinis gravis tempestas est, sed cum absque tranquilitate ac luce nullum putetur bonum, hinc te agnosce iam omni bonitate privatum, quia paci et lumini tam hostiliter es adversus, et sic, cum invideas, ne bonum tuum altius commendetur, inspice, caece, quod per livorem eidem oppositum tibi contingeret! Obscurasti tu ipse tibi bonitatis influxum, contraria namque se fugiunt nec se alicubi invicem patiuntur. Attamen si commune bonum intelligeres et in visu privato hoc ipsum in unoquoque benignius adamares, totum bonum tuum existeret et tecum omnia possideres. Nimirum dilectum bonum, quo gaudes, tuum est. Pone ergo, carissime, lividum oculum et amittes tormentum. Sic enim scriptum est: Si oculus tuus scandalizat te, erue eum et proiice abs te! Nam et talpae melius foret in pupilla non habere contuitum, postquam dilexit obscurum. Sic hyaenae oculus ingeminatur, qui compassivum coloris mutatione in caritatis exemplum gerit affectum." Quibus sic digestis recessit. |
Gegen die Neider Als ein frohgemuter Affe in der Wildnis unterwegs war, traf er bei heiterem, ruhigem Wetter, klarer Luft und in vollem Licht auf einen Wildesel, der traurig am Boden lag, und sagte zu ihm: "Was hast du, Bruder, dass du mit trauervollem Blick und bekümmerter Miene, missgünstigem Gesicht und gesenktem Kopf so übelgelaunt daliegst? Bitte teile es mir mit; denn wenn es irgendeine Schwäche deines Körpers ist, wrde ich es mit starker Hand abwehren, wenn es aber eine Schwäche deines Herzens ist, werde ich die mit Vernunft oder Mitleid heilen." Darauf enthüllte jener, vom Balsam so großer Demut milde gestimmt, das Geheimnis seiner Krankheit und sagte: "Gerade wegen des schönen Wetters werde ich gelähmt, denn seine Ruhe verkehrt sich für mich in einen Sturm und die Heiterkeit wandelt sich in Dunkelheit, da die Augen sie nicht ertragen. Dagegen aber wird der Sturm zu innerem Frieden und die Dunkelheit zu Heiterkeit." Nachdem der Affe dies verblüfft und verwundert gehört hatte, merkte er, dass das Laster des Neides dessen Qual war, und begann seine Ermahnung, zu der er sich verpflichtet fühlte, mit einer Verwünschung und sagte: Verflucht soll solch ein Auge sein, das vom Licht gestört und vom Sturmwind erfreut wird, das wie ein Käuzchen das Tageslicht nicht sehen kann, sondern in der Dunkelheit in Erscheinung tritt. Für dieses ist Freude Trauer, Licht Dunkel, Gutes Schlechtes, Glück Unheil und Unglück Segen, Missgeschick beglückend und Erfolg verhasst, Elend willkommen und Güte feindlich. Oh, welch ein schreckliches, verderbenbringendes, höllisches Übel!" Dann änderte er seinen Ton und sagte zum Wildesel: "Du bist zweifellos ein wilder Esel, weil du solch ein Auge an dir duldest, das eine beständige Marter für dein Herz und ein Feind jedes Guten ist. Denn da dieses Leben bald im Unglück, bald im Glück verläuft, werden Traurigkeit und Unglück dich nicht verlassen, wenn dich naturwidrig glückliche Dinge betrüben und beklagenswerte erfreuen. Sich über ein beklagenswertes Übel zu freuen ist der größte Schmerz eines wahnsinnig gewordenen Verstandes. Je weniger stark er empfunden wird, obwohl er entbrannt ist, umso mehr gilt er freilich als schlecht und tödlich. Bein einer schweren Erkrankung zu lachen ist das Indiz einer tiefen Betrübnis, und wenn der Grund für einen ständigen Schmerz nicht erkennbar ist, dann wird nach der Lehre des Hippokrates der Verstand als todkrank beurteilt. So ist also das Laster des Neides eine beständige Folter für den Besitzer. Wenn du aber aus Neid irgendeinen wegen eines Gutes hasst, dann bist du von Grund auf ein Gegner des Guten, weil auch jenes mehr ist, durch dessen Gnade ein jedes ist. Aber da Gott selbst das Gute ist, von dem gleichsam die aus seiner Quelle strömende Ader der Güte in alles Seiende geleitet wird, lässt sich damit unwiderlegbar beweisen, dass du ein Gegner des Guten und deiner selbst sowie ein Feind aller bist. Und da das Übel der Gegenpol zum Guten ist, welch große Bosheit hat dich, für den alle Güte feindselig ist, verdorben! Da aber naturgemäß alles Ähnliche sich an Ähnlichem erfreut, schau, wir beschaffen du bist, der du an Sturm und Dunkelheit deine Freude hast! Wenn du nicht in deinem Herzen dunkel und voll Aufruhr wärst, würde doch solches niemals erfreuen. Der Neid ist folglich ein schwerer innerer Sturmwind; da aber ohne Ruhe und Licht nichts für gut gilt, gib also zu, dass du schon aller Güte beraubt bist, weil du dem Frieden und dem Licht so feindselig gesinnt bist. Wenn du neidisch bist, dass dein Gut nicht höher gepriesen wird, dann sieh doch ein, du Blinder, dass dir wegen des Neides genau das Gegenteil geschieht! Du selbst hast nämlich den Einfluss der Güte unmöglich gemacht, weil Gegensätze sich fliehen und sich nirgends gegenseitig dulden. Wenn du jedoch das allgemeine Gut erkennen würdest und in persönlicher Sicht dieses selbst in jedem großzügiger lieben würdest, dann wäre dein gesamtes Gut vorhanden und du würdest alles in deinem Besitz haben. Zweifellos ist das geliebte Gut, worüber du dich freust, das deine. So steht nämlich geschrieben: Wenn dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf es von dir! Denn auch für den Maulwurf wäre es besser, kein Sehvermögen im Auge zu haben, nachdem er die Dunkelheit gewählt hatte. Das Hyänenauge aber wird doppelt stark, wenn es durch den Farbwechsel ein mitleidiges Gefühl als Beispiel der Nächstenliebe zeigt." Nachdem er so argumentiert hatte, zog der Wildesel sich zurück. |
Synopse deutscher Versionen
Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. II, 29 (nach Druck Augsburg, 1490) (um 1408/16) |
Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. II, 29 (1520) |
Der neidig walt esel (Hans Sachs) (1555) |
Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 56 (1571) |
Wendunmuth (Hans Wilhelm Kirchhof), Nr. VII, 95 (1564) |
Dise geleichnuß istt wider die neidigen. Das XXIX Capitel [61] In einer stillen hayter do der lufft mit klarem liecht nach wunsch erschayn / da lief ein Aff mitt freüden und mit freyem muot de(n) verporgen steygen nach. Unnd da er des laufs gar fertige was do vand er einen waldesel d(er) lag gar mit grossen schmercze(n) under einer puochen. und was mitt biter traurikeit gar schaerlich umbfangen. Dem sprach d(er) Aff gar freintlich zuo. Mein pruoder / was emprüßt dir hye in d(er) wylden wueste das du dich so jaemerlich erzaigest mit klaegliche(m) antlücz und bloede(m) gesicht / mit plaichem mund und mit gelben lefczen und mit hangende(m) haubte nider zuo d(er) erden. Ich bit dich czuo erkennen Hast du jcht gepraeßten an deinem leybe die heyl jch dir mit meiner hand / wann die kan wunden salben. Leydest du aber verporgens wee heimlichen an deinem hercze(n) das pringt mich in ungemach pruoderlichs mitleidens. und besaehe auch dz mit allem grossem fleiß wie jch dein übertraeffenlichen schmerczen mit maisterschaft vertrybe / Do warde der traege wald Esel mit de(m) oel guetiger wort gar senftiklich erwaichet als verre das er sein heimlich wunden in alle(n) list gar offenlichen emploessett / Und sprach also. Mein pruoder. Mein heymlich schmerczen dye mich gar schwaerlichn dringen unnd auch noetten seind nichsen anderßt dann clarheit der lauteren styll. wan(n) ein yeckliche freüdenreyche haytter die mit ruosamer still sich erzaiget dye müge(n) meine auge(n) weder leyden noch angesehen. Und wirt mir jnwe(n)digklichen verkert in scharpfes ungewitter. wann klares liecht des haellen tages das pringett mir nichssen anders dann dyck unnd vinstere wolcken. Wann aber mortlicher schauer sich erzayget das macht mir mein hercze unnd auch darzuo als meyn gemuet fro frisch und frey unnd secze es in guoten fride und auch [62] in freüde. Auch ist mir die dicke vinsternuß für liechten tag un(d) für die klaren hayter. Do daz d(er) Aff vo(n) dem Esel hort des begrif in michel wunder. Auch klaubet er gar wicziklich auß des Esels worten das fayger neyd on sache seiner seüffte was. da huobe auch er sein maisterliche ler mitt einer paennigen predige wyder den waldesel an und sprach. verfluochet und verpannet sey das auge das in dem liecht betruebet ist und froelich in den scharpffen doners pliczen das mit der eyle(n) und mit dem nachtrappen des genadenreichen liechts darmitt die sunn den tag klaerlich durchleücht aller creatur zewunn un(d) auch zuo lust weder gesehen noch erleiden mag dz mit der vinster erleücht wirt. Dei(n) freüd un(d) wu(n)ne nun trauren pringet dez sich das liecht verwandelt in dicke vinster dem alles das guot ist in seinem blick sich als das boeß erzaiget. Dein saelikeit unsaelig ist dein jaemeriges leyden saelig ist. dein widerwertikeit gelück istt. Und valsch widerwertikeit die ist sein liebes gelück. Dei(n) jamer ein liebe freintschaft ist und ware freintschaft wo es die sihet die würft es in jamer. O wer mage das zymmlich volsagen wye ei(n) schelmsichtiges und wrchtlichs übel ein soelichs auge hie auff erden müg gesein. Darnach nach der gemeinen ler da grif der Aff den ungeheüren manlich an des boßheit stanck als fauls aß un(d) sprach also. Mich truegent dann mein syn(n) du bist billich des waldes Esel / undpaueßt auch pillichen die wilden wueste. we(n)n wie moecht dich ain gancz menige erleiden seyt du ain soellichs auge in deym haubte verdulden magste / das dir dein armes hercze schwerczt als die hell. unnd machte es czuo ainer hoel da sich dye teüfel mit lust jnn verschliessen. Als guot ist jm widerzaem. Auch merck alhie. Seyd der lauf leiplichs lebens nun mit gelück dz flaischlich heckt und naget mit soellichem wechssel sich taeglich muoß u(s)lauffen dz dyr müglich ein ler waer / das mage dich nit gestreüren oder dein neydiges auge betrueben / die gelicklichen ding die an dem liecht geschehen darmit du wider die natur dich froelich seczest und darwid(er) strebest die jre(n) lauf yeczu(n)t mit trauren / yeczund mit liebe / yecz mit laid außteilt nach jrez willen. Wa(n)n klaegliche ding die erfreüwent dich. Froeliche ding dye betruebend dych. Darumbe bestrickt auch dych alle czeyte [62] traurikeit und pitrikeit behauset tief in deinem muot unnd verlaßtt dich nymmer: wann wer sich freüet des das zuo bewainen ist das ist der groeßt schmercz so man in erfinden mag / wo die v(er)nunft on synn ist auch wirt der selb schmercz an jm selb geschaeczet als verr und sen hymmer wirt empfunden in der vernunfte wie er doch sich in die weyte gepraytet hat. On zweifel lachen in schwaerem feünffczen bezeichnot grossen jrrsal. Wann alls die regel Ypocratis lert. Wer d(ie) sach des geprsestens der dem leichna(m) anhanget nicht mercklich empfindet / darbej wirt erkennt das daz hercz mit toetlicher kranckheit gar schwaerlich umbfangen ist. Also merck auch du das daz fayge un(d) verporgne laster des schaemlichen neyde dem den er besiczt und in dem er behaust allzeit ein phrengnuß ist. unnd laßt in nymmer rasten / des magstu mir nicht laugen. wenn du ein neydigklichen hasseßt umb das guot das an jm ist unnd das dein gifftiges auge von jm sihet allzehand so bist auch du ein bereytter veind des guotten das er würcket. Nu(n) muoß das sein alls die vernunfft das lert daz ein eyniges guot ist und auch das hoechste guot ist von dem alles das / das guot ist miltiklich außfleußset. Seyd aber got dz hoechst un(d) das peßt guot ist daran kein syn wencketvon dem als vonn dem prunnen der milten guotigkeytt ein ader der genadenreichen guettikeyt. Jn alle wesenliche dyng außfleüßt damit würstu vil schwacher überwunde(n) dz du de(s) hoechsten guot ein offenbarer veind ist. Seynd auch poßheit d(er) guetigkeit wid(er)wertig ist wye grosse poßheit wirt de(n)n v(er)dammen. Seit alle guetikeit zuom jüngsten wid(er) dich vor gericht istt do dich niemant mag beschütten. Nu(n) ist dz ye war dz alle ding nach natürliche(m) lauf in jren geleichen lußtt haben und fuegen sich daru(m)b zuosamen. Nu(n) sihe du recht auf wie geta(n) du seyest seyd du dich des ungewiters und d(er) vinster freüwest / wann waerestu nit vinsternuß und ungewiters überflüßsiklich vol in deim schwache(n) herczen / so praechten dir so gar wid(er)wertige di(n)g mit nichte(n) lust. we(n)n d(er) schaur des jnnwe(n)digen neids ist dz schedlichst ungewiter. leider aber on alle stille ruo un(d) klares liecht kein ding mag guot geschaeczt werde(n) / dabej magstu erkennen das du aller huotter dinge emploesset bist. Seyd du dem fride unnd auch darzuo dem liechte so gancze veintlichen wyder-[63]wertig pist. Wann auch dich der neyd darmit begreyffet das du dein guot das du da thuost nichtt mit eines andern guot das er do thuot soelle verworffen werden.Wann dein will der maint was du thuest daz sol man für dz poeste schaecze(n). So tuo du plinter daz neydig aug gar recht auf unnd schawe wie vil widerwertikeit von deinem neyde zuo steen. wa(n)n als bald du deine werck für die hoechsten schaeczest als bald hast auch du tu(m)mer dir sein einfluße milter guetikeit gar schnaediklich vertaempft un(d) vergraben / we(n)n welichen enden sich widerwertige ding gen einander fuegent do fleücht eines das ander und leyden nit das sy freintlich miteina(n)der hausen waeren. Aber das du ein gemeins guot on allen neyd woltest in warer lieb besicze(n) un(d) woltest in warer lieb besicze(n) un(d) woltest mit fraintlichen augen yed(er)man senftmuetiklich liebhaben un(d) ansehen / so waer alles guote das du moechtest gesehen dein wares guot und moechtest es mit vollem rechten alls dein aygen guot besiczen. wa(n)n ware lieb die on neyd ist die verflichtet alles guot in einen knopf darmit sy jr gürtel zieret. darumb so wiß on zweifel. Welliches guotes du dych freüest das ist mit recht deyn aygen. wann das verheißt uns die geschrift an manger stat die niema(n)t mag gestraffen. Nu(n) dar mein liebster volg mir und leg von dir daz neydig aug so hast auch du kein leyden / wann Cristus der sprach selb also. Ergert dich dein aug prich es auß und würff es vonn dir / wann deyn maulwerff waer loeblicher unnd auch pesser das er des sehens ga(n)cze beraubt waer dann dz er den aphelt hat und wonet in d(er) vinster. damit so ward die scharpff red tugentlich geendet. |
Dise fabel von dem Affen [XLIXr ] und waldesel gat wider die hessigen. Cap. xxix.[3] DO zu einer liechten und heyteren zyt ein Aff in der wuesten froelichen umher lieff / fand er ein trurigen Waldesel ligen / zuo dem er sprach I Myn bruoder was bedüt das / daz du also betruebt und iaemerliche do ligest? Sag mir / hast du etwas kranckheit am lyb / so wil ich dir helffen mit mynen henden / hastu aber kümmernuß im hertzen / so wil ich widerumb dir artzney geben mit der vernunfft oder mitlyden. Der waldesel ward bewegt von diser demuetigen erbietung / und zeygt an dem Affen syn heimliche wund / sprechend. Dise ungeschicklicheit kumpt mir von dem guoten heytere werter / Dann des luffts stille ist mir ein ungewitter / und die heyterkeit ist mir ein trueber wolcken. Jch mag nit frid han des hertzens / es sey dann dunckel und ungewitter.[4] Do das der Aff hort / verwunderet er sich / das syn lyden stund im laster des haß / fing an für die vermanung zuo fluochen / also sprechend. Verflücht sey das aug / das in dem liecht betrübt wirt / und sich erfreüwet in ungewitter/ das mit der nachtülen nit mag anschawen das lebhafftig liecht / dem die freüd truren ist / das liecht gewolck / das guot boeß / die seligkeit unseligkeit / glückseligkeit widerwertigkeit. Kurtz dem alle früntschafft und guots widerwertig ist. O wie ein grusames verkerts und gifftigs übel. Wol sprach der Aff bistu ein Waldesel / das du ein solch aug by dir duldest / das dir ein crütz ist in dynem hertzen / und ein fynd alles guten. Dann diewyl diß leben yetz in widerwertikeit yetz in glückseligkeit wirt gefuert / so dich nützlich ding betrueben / und trurige ding erlustigen / so verlaßt dich die trurikeit nymer. Dann sich von weinen [XLIXv] dem übel erfreüwen / ist nach rechter vernunfft ein grosser schmertz / der so vil schedlicher geachtet wirt / so vil minder er entpfunden wirt. So einer lachet in grosser kranckheit I ist ein urkunt grosser kümmernuß. Und wie Ypocras schribt I Wenn einer nit erkunden mag ursach syns schmertzens / so wirt syn gemuet geurteilt für toedlich kranck. Also auch wenn haß in einem ist / ist es ein emßige pyn des besitzers. Hassestu aber einen und vergünst im syn guot / yetz bistu ein fynd des hoechsten guots. Dann von welches wegen ein yetlich ding ist / so ist das selb mer. Diewyl aber got ist das ware guot / von welchem als von eim brunn alles guots kumpt / und der sich durch syn guete in alle ding ußgüßt / folgt daruß das du ein fynd bist des waren guots und aller ding. Und so nuon die boßheit widerig ist der guete / so gedenck wie ein solch groß boßheit in dir ist / dem widerig ist alles guots. Jtem diewyl naturlich glych und glich sich gern gesellen / luog wer du bist I der du freüd hast in finsternuß und ungewitter. Dann wenn du nit hettest ein nibelicht und ungeruowig hertz / du hettest kein lust in solchen dingen. Und also ist innerlicher haß ein sorglich ungewitter. Aber diewyl man do nichts guots achtet syn / wo kein ruow und liecht ist / so erkenn yetzunt die beraubt alles guoten / dann so fynd und widerig bistu dem friden und dem liecht / das du nit tulden magst das einß andern guots werd gelobt. O du blinder betracht was guots dir zuokummen moecht wenn du hin legest den haß und an dich nemest die lieb / aber du hast dir selb verstopfft den influß der guete durch dyn nyd / dann widerwertige ding als haß und lieb / moegen nit by einander stan. Verstündestu aber das gemein guot (mit namen got) und sehest es an in einer letlichen creatur / so würdestu es lieb gewinnen / ia würdest all ding mit im besitzen. Wann du aber dich hasstest uff ein guot allein / so hastu auch nit mer dann das selb. Darumb leg von [Lr] dir das nydig aug / so wirstu abkummen alles schmertzens. Dann es stat geschriben. Jst es das dich din aug ergert / so grab es uß und wirffs hinweg von dir. Es wer auch dem Mulwerff besser er gesehe gar nichts / so er doch also liebhat die dunckele stett des ertrichs. |
Der neidig walt esel. In dem gruen thon Frawenlobs[5] 1. An ainem haitern tage Als die sün schain in clarem lüeft, Da loff ein aff mit frewden, Verporgen steig in waldes grüest, In frewt die lieblich mayen wün Und erhüeb sein hercz in frewd und frolocken. Der aff sach, wie dort lage Pey ainer puechen trawriclich Schwermüetig ein walt esel, Der hing sein angsicht unter sich. Der aff gruest in und fraget nun: "Mein prueder, wie ligstw so gar erschrocken? Sag, was kranckheit dich qüelet! Ich dail dir mit rat und arzney." Der walt esel erzelet: "Es macht das haiter weter Mich so schwermüetig und petrüebet, Das sich mein herz in unmüet üebt: Die stil clarheit mert mir mein herzlaid steter 2. Ich kan nit frolich werden. Wen aber regen und stürm wint Köm, schawer, plicz und doner Und so mit reiff die plüe verprint, So wurd frölich und frisch mein hercz, Solch ungewiter mir mein freud vernewet." Der aff antwort: "Auf erden Sey dein neidiges herz verfluecht, Das in unglüeck und schaden Allein sein luest und frewden suecht; Und alles güet ist im ain schmerz, Des sich sünst alle creatür erfrewet. [168] Pillig in der ainöde Pleibst ein esel dein leben lang, Weil dein neidig hercz schnöde Der dewffel hat pesessen, Das kain rw in dem gueten hat. In fremdlin gelüeck und woltat Thüet es sich selb haimlich nagen und fressen." 3. Das püech der alten weisen Die fabel uns nach leng pestimbt. Darpey clar ist zu mercken: Wo der schnöd neid ein hercz einnimbt, Der mensch ist nit wirdig noch wert, Das er pey anderen menschen thw leben. Die weil er hilft zw reissen Den frid durch seine hintertüeck Im liebet zanck und hader Und der gleich ander ungelüeck. Was gefelt idermon auf ert, Dem thüet das neidig herz doch widerstreben. Frid und rw pringt im schmerzen. Wo es trew pruederlich zu get, Das negt in in dem herzen Gancz wider die natüre. Ein solch neidisch hercz sey verflüecht, Das all sein freüd in zwitracht süecht, Und machet in geselschaft vil aufrüre.
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Wider die Haessigen unnd Neydigen. Von dem Affen und WaldEsel.[6] Zu ainer liechten hellen zeyt / Thet ain Aff umbher lauffen weyt. In ainer Wuestin hin und her / Letstlich fand traurig ligen Er. Ain WaldEsel bey ainem Stein / Zuo dem sprach Er O Freünde mein. [195r] Wie das so traurig ligest du / Ist dir ain Kranckhait gfallen zu. So will ich dir mit meinen Henden / Sovil mir müglich ist das wenden. So ferr du aber sust mit schmertzen / Bekümmert bist in deinem Hertzen. So will ich dir Artzney mittaylen / Sovil mir müglich ist zuo haylen. Ich hab mit dir sein und bescheyden / Allhie ain hertzliches mitleyden. Als nun der Aff sein dienst fürlegt / Dem WaldEsel / wurd Er bewegt. Das Er im anzaigt zuo der stund / Was im anleg thet Er im kund. Und sprach ich thuo anzaigen dir / Das mein Kranckhait thuot kümen mir. [194v] Durch ain sach woelche mir ist bitter / Naemlichen durch das schoen Gewitter. Dann die stille des Luffts mir ist / Ain betruebung zuo aller frist. Auch so ist mir die Hayterkeit / Ain trueber Wolck zuo aller zeit. Kain rhuo und frid ich haben mag / Wann schoen und hayter ist der tag. Nun wann es Wind und Nebel hat / Alßdann mein hertz in freüden stat. Als der Aff hoeret dise wort / Verwundert Er sich an dem ort. Das sein leyden gegründet waß / In dem Laster des Neyd und Haß. Ds Er thet leben so verruocht / Fieng an und dem Esel sehr fluocht. Und sprach verfluocht soll das Aug sein / Des betruebt wirt von des tags schein. Und frewt sich ab dem Ungewitter /[7] Des yederman ist herb und bitter. Verfluocht sey auch das Aug ich sag / Der mit der Nacht Eylen nit mag. Des schoen lebhafftig Liecht ansehen / Das im als boeses mueß geschehen. Dieweil es für boeß hellt das guet / Und die Saeligkait halten thuot. [195r] Für unsaelig zuo aller zeit / Und liebt nun wider ir aertigkeit. In Summa im zuo aller frist / Alles guots widerwaertig ist. O wie ain grausam übel das / Ist allezeyt über die mas. Ja warlich so bist du gantz tob / Ain Wald Esel gar wuest und grob. Das du in deinem leib magst dulden / |
Anmerkungen
- ↑ Zitiert nach Esser, Birgit/Blanke, Hans-Jürgen (Hg.): Speculum Sapientiae, S. 140-142
- ↑ Zitiert nach Esser, Birgit/Blanke, Hans-Jürgen (Hg.): Speculum Sapientiae, S. 141-143
- ↑ Nach Günthart, Romy (Hg.): Sebastian Münster, Spiegel der wyßheit, Band 1, S. 103f.
- ↑ Marginalglosse: Vil menschen erfrewen sich | wenn uffruor und unfriden in der welt ist.
- ↑ Nach Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, VI, Nr. 966, S. 192f.
- ↑ Nach Druck Augsburg 1571: Philipp Ulhart, 194v-198r (Exemplar München, Staatsbibliothek: 4° P.o. germ. 98 (online))
- ↑ Marginalglosse: Vil menschen erfroewen sich / wan(n) auffruer und empoerung in d(er) welt ist.