Die ungehorsamen Juden (Der Stricker): Unterschied zwischen den Versionen
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''Do got hie vor der Iuden her<br />trucchen furte durch daz mer<br />und in gab, swaz si wolden;<br />des si niht muten solden,<br />des gerten si und baten.<br />swie tumplich si taten!<br />daz ruohte in got allez geben.<br />da wider wolten si leben<br />niht wan nach ir mute.<br />swaz in got tet zeguote,<br />si enwolten im niht volgen.<br />des wart in got erbolgen.<br />swaz man der schuldigen vant,<br />die hiez er slahten sa cehant.<br />daz got durch sinen guten muot<br />den iuden tet so michel guot,<br />und si niht taten deste baz,<br />wes wîzze wir den iuden daz?<br />ez lebt noch manich christen man,<br />gegen dem got niht geniezen chan,<br />daz er im gigeben hat so vil,<br />daz er vil nach hat, swaz er wil.<br />der wil doch sinen willen han<br />und wil des got niht geniezen lan,<br />daz er im hat ein wnschleben<br />zedirre werlde gigeben.<br />swie got den Iuden niht vertruoc,<br />swie er si zehant sluoc,<br />im ist nu grozeiu zuht bereit,<br />an dem got grozziu richeit<br />zedirre werlt hat verlorn.<br />got hat nu niht so grozen zorn<br />so bi moyses ziten<br />er laet den sundaere biten,<br />unz daz der schulde wirt so vil,<br />daz ez im waere ein chindes spil,<br />waere er umbe die ersten schulde tot;<br />so lite er niht so mange not.<br />des ist den Iuden deste baz geschehen,<br />die tot wrden gesehen<br />umbe die ersten schulde,<br />danne dem, der gotes hulde<br />ver wurchet hundert tudent valt.<br />also manich fluch wirt im gezalt,<br />der islicher ist so swaere,<br />ob er alterseine waere,<br />daz er sele chunde toeten.<br />mit also mangen noeten<br />wirt iener niht genoettet,<br />den sin erste schulde toetet. | ''Do got hie vor der Iuden her<br />trucchen furte durch daz mer<br />und in gab, swaz si wolden;<br />des si niht muten solden,<br />des gerten si und baten.<br />swie tumplich si taten!<br />daz ruohte in got allez geben.<br />da wider wolten si leben<br />niht wan nach ir mute.<br />swaz in got tet zeguote,<br />si enwolten im niht volgen.<br />des wart in got erbolgen.<br />swaz man der schuldigen vant,<br />die hiez er slahten sa cehant.<br />daz got durch sinen guten muot<br />den iuden tet so michel guot,<br />und si niht taten deste baz,<br />wes wîzze wir den iuden daz?<br />ez lebt noch manich christen man,<br />gegen dem got niht geniezen chan,<br />daz er im gigeben hat so vil,<br />daz er vil nach hat, swaz er wil.<br />der wil doch sinen willen han<br />und wil des got niht geniezen lan,<br />daz er im hat ein wnschleben<br />zedirre werlde gigeben.<br />swie got den Iuden niht vertruoc,<br />swie er si zehant sluoc,<br />im ist nu grozeiu zuht bereit,<br />an dem got grozziu richeit<br />zedirre werlt hat verlorn.<br />got hat nu niht so grozen zorn<br />so bi moyses ziten<br />er laet den sundaere biten,<br />unz daz der schulde wirt so vil,<br />daz ez im waere ein chindes spil,<br />waere er umbe die ersten schulde tot;<br />so lite er niht so mange not.<br />des ist den Iuden deste baz geschehen,<br />die tot wrden gesehen<br />umbe die ersten schulde,<br />danne dem, der gotes hulde<br />ver wurchet hundert tudent valt.<br />also manich fluch wirt im gezalt,<br />der islicher ist so swaere,<br />ob er alterseine waere,<br />daz er sele chunde toeten.<br />mit also mangen noeten<br />wirt iener niht genoettet,<br />den sin erste schulde toetet. | ||
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Als Gott früher das Heer der Juden trockenen Fußes durch das Meer führte und ihnen das gab, was auch immer sie wollten - was sie nicht begehren sollten, das wollten sie haben und baten danach. Wie töricht sie handelten! Das billigte ihnen Gott alles zu. Nichtsdestotrotz wollten sie gänzlich eigensinnig leben. Was ihnen Gott auch immer Gutes tat: sie wollten ihm nicht nachfolgen. Deshalb zürnte Gott ihnen. Alle Schuldigen, die man da fand, die befahl er sofort zu erschlagen. | Als Gott früher das Heer der Juden trockenen Fußes durch das Meer führte und ihnen das gab, was auch immer sie wollten - was sie nicht begehren sollten, das wollten sie haben und baten danach. Wie töricht sie handelten! Das billigte ihnen Gott alles zu. Nichtsdestotrotz wollten sie gänzlich eigensinnig leben. Was ihnen Gott auch immer Gutes tat: sie wollten ihm nicht nachfolgen. Deshalb zürnte Gott ihnen. Alle Schuldigen, die man da fand, die befahl er sofort zu erschlagen. | ||
Dass Gott wegen seiner Gutmütigkeit den Juden so viel Gutes tat und sie ihn nicht umso besser behandelten - warum werfen wir den Juden das vor? | Dass Gott wegen seiner Gutmütigkeit den Juden so viel Gutes tat und sie ihn nicht umso besser behandelten - warum werfen wir den Juden das vor? |
Version vom 28. November 2023, 16:16 Uhr
Die ungehorsamen Juden; Die wandelbaren Juden | |
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AutorIn | Der Stricker |
Entstehungszeit | ca. 1220-1250 (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
Entstehungsort | Ostfränkisch/Rheinfränkisch, Österreich? (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Wien, ÖNB: Cod. 2705 (online: [1]) Heidelberg, UB: Cpg 341 (online: [2]) Genève-Cologny, Bibliotheca Bodmeriana: Cod. Bodmer 72 (online: [3]) |
Ausgaben | Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers, Band 4, S. 241-243 |
Übersetzungen | |
Forschung |
Die Überlieferung wurde nach Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers übernommen; Seitenangaben und ggf. Neufunde fehlen noch.
Text und Übersetzung
Die ungehorsamen Juden[1] | Übersetzung |
Do got hie vor der Iuden her |
Als Gott früher das Heer der Juden trockenen Fußes durch das Meer führte und ihnen das gab, was auch immer sie wollten - was sie nicht begehren sollten, das wollten sie haben und baten danach. Wie töricht sie handelten! Das billigte ihnen Gott alles zu. Nichtsdestotrotz wollten sie gänzlich eigensinnig leben. Was ihnen Gott auch immer Gutes tat: sie wollten ihm nicht nachfolgen. Deshalb zürnte Gott ihnen. Alle Schuldigen, die man da fand, die befahl er sofort zu erschlagen.
Dass Gott wegen seiner Gutmütigkeit den Juden so viel Gutes tat und sie ihn nicht umso besser behandelten - warum werfen wir den Juden das vor?
Es lebt heute noch so mancher Christ, an dem Gott keine Freude haben kann, dass er ihm so viel geschenkt hat, dass er eigentlich alles hat, was er wünscht. Der will dennoch seinen Willen durchsetzen und möchte es Gott nicht danken, dass er ihm in dieser Welt ein wunschgemäßes Leben gegeben hat. |
Anmerkungen
- ↑ Zitiert nach Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers, Band 4, S. 241-243