Der Allenfrauenhold (B11): Unterschied zwischen den Versionen

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===B Aufzählung (13–90):===
===B Aufzählung (13–90):===
Der Sprecher begehrt jede Frau, gleich wie sie aussieht. Dies  
Der Sprecher gesteht eine radikale, unterschiedslose Begehrlichkeit: Jede Frau, gleich welcher Art, weckt sein Verlangen. Dies führt er an einer Reihe von sechzehn lose geordneten Frauentypen aus, die er jeweils mit teils deutlicher erotischer Bildsprache charakterisiert von der Langen, der Kurzen, der Singenden, der Schüchternen, der Tänzerin, der Schlagfertigen, der Schreibkundigen, der Kleinen, der Hochgewachsenen, der Verführerischen, der sehr Jungen, der Alten, der Goldhaarigen, der Freizügigen, der Schweigsamen bis hin zu Frauen mit kleinen Makeln oder unterschiedlicher Hautfarbe. Für jede findet er eine eigene, oft drastische Begründung seines Begehrens. Am Ende resümiert er knapp: Jede Frau, die ihm begegnet, raubt ihm nachts den Schlaf.
expliziert er mit teils deutlicher Sexualmetaphorik an 16 eher unsystematisch und
 
z.T. doppelt angeführten ›Frauentypen‹ (die in je vier Versen, dreimal auch in sechs
Versen abgehandelt werden): – bei einer Langen hätte man nachts im Bett ›einen Arm voll‹ (18); – eine Kurze wäre gefügig und machte alles nach seinem Willen; –
eine, die gut singt und gesprächig ist, wäre gut zu küssen; – einer Schüchternen täte
er wegen ihrer ›Einfalt‹ das, was seine Mutter oft erlitt; mit einer, die gut tanzt,  
würde er am Bett einen ›Appenzeller‹ tanzen (35; nur hier belegter Tanzname?); –
einer, die mit Sprüchen jeden Mann vertreiben will, würde er ein Matt ansagen; –
eine Lese- und Schreibfähige bäte er, ihm ihre Wünsche zu schreiben, damit sie nie
mehr mit ihm spräche; – ein ''kurtzes fröwelin'' (47) überließe er dem sauren Wein, der  
ihr einen ›grimmen Bauch‹ (49) und eine ›rauhe Zunge‹ (50) machen würde; – eine
Lange könnte ihm bei der Rheinüberquerung helfen, weil sie mit dem Ruder ein Fuder Wasser heben würde; – einer, die (auf) ihn mit einem Blick ›schießt‹ (55) und
so in den Strick wirft, tut er dasselbe; – bei einer jungen Dame von 12 Jahren ließe
er sein Weinen und würde mit ihr Angenehmes tun; – wenn er die Huld einer Alten  
hätte, die ihr Alter mit schöner Kleidung ›vergoldet‹ (65), würde er keine andere
Freude begehren und ein angenehmes Leiden (68: ''liepliches we'') haben;  – hätte er
einen ›Untergang‹ (70; Sexualmetaphorik?) mit einer, die langes goldenes Haar hat,
würde er nachts nicht mehr wie früher gehen (weggehen, umhergehen?); – wenn eine
ihn ablehnt, würde ihn das nicht stören, denn er kennt eine freizügige/unglückliche (?) Frau (75: ''faiges wib''), der täte er das, was er seiner Schwester nicht antun würde,
damit sie ihm es wiedergutmache (78: ''mir geb ein sün'' [Sühne]); – eine Gutaussehende freute ihn mehr als die wilde Fastnacht, wenn sie schwiege und ihn still anhörte; – einer mit einem ''klainen schaden'' (83), einer Braunen, Bleichen oder Schwarzen,
würde das ''gestösz'' zuteil (86), wenn er in einem dunklen Zimmer mit ihr wäre. Der
Sprecher fasst kurz zusammen: Jede Frau, die er sieht, lässt ihn nachts nicht ruhen.
===C Minneklage (91–124):===
===C Minneklage (91–124):===
Der Sprecher schließt konventionell mit Dienstversicherung, Behauptung der Liebe von Kindesbeinen an, Lob der Vorzüge seiner einzigartigen Geliebten, von denen er aber nichts hat, denn sie ''vermartert'' (108; Minnemartyrium) und röstet sein Herz in Minneglut. Dies sei der Grund für seine Untreue.  
Der Sprecher schließt konventionell mit Dienstversicherung, Behauptung der Liebe von Kindesbeinen an, Lob der Vorzüge seiner einzigartigen Geliebten, von denen er aber nichts hat, denn sie ''vermartert'' (108; Minnemartyrium) und röstet sein Herz in Minneglut. Dies sei der Grund für seine Untreue.  

Version vom 21. Dezember 2025, 17:36 Uhr

Der Allenfrauenhold (B11)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung um 1425
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Landesbibliothek: Hd. Donaueschingen 104, 99va-100rb
Ausgaben Dorobantu, Julia/Klingner, Jacob/Lieb, Ludger (Hg.): Minnereden, S. 488-492
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Der Allenfrauenhold; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 14f.

Inhalt

A Prolog (1–12):

Der Sprecher eröffnet mit der Sentenz, dass es Zeichen von Unbeständigkeit sei, öffentlich über die eigenen Fehler zu sprechen, weil man dann leicht auch über andere rede. Zugleich versichert er seine eigene Beständigkeit – obwohl er im Weiteren gerade von seiner wechselhaften Liebespraxis berichtet.

B Aufzählung (13–90):

Der Sprecher gesteht eine radikale, unterschiedslose Begehrlichkeit: Jede Frau, gleich welcher Art, weckt sein Verlangen. Dies führt er an einer Reihe von sechzehn lose geordneten Frauentypen aus, die er jeweils mit teils deutlicher erotischer Bildsprache charakterisiert – von der Langen, der Kurzen, der Singenden, der Schüchternen, der Tänzerin, der Schlagfertigen, der Schreibkundigen, der Kleinen, der Hochgewachsenen, der Verführerischen, der sehr Jungen, der Alten, der Goldhaarigen, der Freizügigen, der Schweigsamen bis hin zu Frauen mit kleinen Makeln oder unterschiedlicher Hautfarbe. Für jede findet er eine eigene, oft drastische Begründung seines Begehrens. Am Ende resümiert er knapp: Jede Frau, die ihm begegnet, raubt ihm nachts den Schlaf.

C Minneklage (91–124):

Der Sprecher schließt konventionell mit Dienstversicherung, Behauptung der Liebe von Kindesbeinen an, Lob der Vorzüge seiner einzigartigen Geliebten, von denen er aber nichts hat, denn sie vermartert (108; Minnemartyrium) und röstet sein Herz in Minneglut. Dies sei der Grund für seine Untreue. Dass sich sein Herz zu anderen Frauen neigt, legitimiert er mit einem Vergleich: Der Bedürftige liebt nicht einen armen Onkel und ›Betschwestern‹ (116: salter frowen) – zu ergänzen ist: sondern solche Personen, die ihm etwas geben können. Schluss: Minnedienst bis zum Tod wird unter der Voraussetzung des Minnelohns (119: hier: beständiger Gruß) versprochen.

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 14f.)