Pyramus und Thisbe

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Pyramus und Thisbe

AutorIn Anon.
Entstehungszeit 1. Hälfte 14. Jhd. (Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 1144)
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Wien, ÖNB: Cod. 2885, 20ra-24ra [1]
Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 14va-17ra
Ausgaben Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung, Band 1, S. 112-125
Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 336-363
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 3, S. 55-69
Übersetzungen Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters, S. 336-363
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 281-284
Forschung Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 7f. 68, 99, 109f., 250; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 157, 159f., 162f.; Heinzle, Joachim: Märenbegriff und Novellentheorie; Jahn, Bruno: Pyramus und Thisbe; Knapp, Fritz Peter: Zweifels- und Grenzfälle; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 154f., 184, 194, 353; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 109; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 27, 63, 84, 146f., 175, 177; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 172, 180, 191; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 6, 15, 17, 198 A. 191, 233, 255, 258-267 pass., 272-281, 287, 289f., 392 A. 84, 441f., 448

Inhalt

Promythion

Die Kraft der Minne in alten Zeiten.

Narratio

Pyramus und Thisbe, die Kinder zweier babylonischer Könige, sind am gleichen Tag geboren und lieben sich seit ihren Kindheitstagen. Doch ihre Eltern nehmen sie in strenge Hut, und so stehen sie den ganzen Tag an der Mauer, die sie beide voneinander trennt, und klagen sich ihr Leid. Schließlich rät Thisbe zur Flucht, und beide beschließen, sich an einem bestimmten Baum vor der Stadt zu treffen. Thisbe kommt vor Pyramus zum Treffpunkt, muß aber vor einem Löwen fliehen und läßt dabei ihre Kleider zurück. Der Löwe zerfetzt das Gewand mit seinem (blutigen) Maul, und Pyramus, der später eintrifft, glaubt beim Anblick der blutigen Stoffreste, Thisbe sei von dem Löwen zerrissen worden. Er stürzt sich auf das Tier, tötet es und ersticht sich dann aus Verzweiflung über den Verlust der Geliebten selbst. Als Thisbe zurückkehrt, findet sie ihren Geliebten sterbend, umschlingt ihn wehklagend und bittet Gott um ein Zeichen dafür, daß sie wenigstens im Tode vereinigt würden. Da sieht sie, wie der Maulbeerbaum auf einmal rote statt schwarze Früchte trägt, und stürzt sich in Pyramus' Schwert. Am nächsten Tag werden beide in ihrer Todesumarmung gefunden und unter großem Leid der Eltern zusammen begraben. Bald aber wächst auf dem Grab des einen ein Weinstock, der sich zur Erde neigt, um im Grab des anderen wieder Wurzeln zu schlagen.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 501)