Der Junker und der treue Heinrich

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Der Junker und der treue Heinrich

AutorIn Anon.
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Heidelberg, UB: Cpg 119, 135r-178v [1]
Dillingen, Studienbibliothek: Hs. XV 14, 66ra-81va
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung

Inhalt

Prolog

Scheigegebot; Abenteuerankündigung.

Narratio

Exposition

Ein Junker, der im Dienst seiner Geliebten viel turniert hat, ist durch ihren Tod betrübt. Seine Eltern geraten über seinen Kummer selbst so sehr in Trübsal, dass sie darüber sterben, was den Kummer des Junkers vergrößert.
Sein Knecht Heinrich muntert ihn auf. Der Junker beginnt sein altes Leben und verkauft dafür sein Erbe, gegen die Vorhaltungen Heinrichs.
Ein Herold kommt und berichtet, dass der König von Zypern ein Turnier ausrichten wolle, dessen Sieger seine Tochter und nach dem Tod des Königs auch sein Reich erhalten solle. Als der Herold mit dieser Botschaft zum Junker kommt, gibt er ihm Geschenke im Wert von 40 Gulden; darum rühmt ihn der Herold. - Der Junker will zu dem Turnier ziehen. Auf Heinrichs Vorhaltungen, dass er nur noch zwei Höfe und ein Haus sein eigen nenne, befiehlt ihm der Junker, er solle alles verkaufen und dafür schnell Pferde kaufen, denn man solle bereits im Mai in Zypern sein. - Ehe es Mai wird, klagt Heinrich aber, man besitze nun gar nichts mehr. Der Junker sagt, er solle Gott vertrauen und nicht zweifeln und alles für die Reise besorgen. Heinrich tut das, fürchtet aber, das Unternehmen werde übel ausgehen. - Den letzten Hof, den der Junker hat, schenkt er Heinrich und dessen Frau und Kindern, damit er mit auf Reisen gehe; Heinrich dankt ihm.

Die Reise

Auf der Reise nach Venedig schließt sich ihnen ein gleichfalls armer Ritter an. Auf Heinrichs Betreiben einigen sie sich, dass der Junker die ersten, der fremde Ritter die folgenden 14 Tage die burß (H 245, D 259) übernimmt. - Der Junker erzählt dem Fremden, dass ihm der Tod seine Geliebte genommen habe, um derentwillen er keinem eine Bitte versagen könne. Das gefällt dem Ritter. - Nach den ersten vierzehn Tagen zahlt der Ritter an einem Abend, ist aber am nächsten Tag verschwunden. Heinrich flucht, der Junker entschuldigt ihn. Sie müssen ein Pferd verkaufen. Als sie nach langem Warten in Venedig von dort nach Famagusta kommen, stirbt das beste Pferd des Junkers, und sie können nicht mehr reiten. Obwohl er dem Junker Vorwürfe macht, erklärt sich Heinrich bereit, ihn ehrenvoll zu dem Turnier zu bringen; der Junker solle solange in einem Wald vor der Stadt warten.

Das Turnier

Heinrich geht in die Stadt und fragt auf französisch nach einem Wirt. Er wird zu einem geschickt, der viele Pferde besitzt. Heinrich bittet ihn um Pferde; der Wirt will sie verleihen, wenn er den Junker gesehen hat. Heinrich reitet zurück zum Junker und beredet ihn, sein bestes Gewand anzuziehen. Der Junker lässt den Wirt noch um 20 gesellen, 5 gute Pferde und um Musikanten bitten. Der Wirt geht auf alles ein.
Der Junker jagt einem Vögelein einen kostbaren Stein ab, mit dem er fliegen kann.
Der Wirt und Heinrich kommen mit den Pferden und Verwandten des Wirts; der Wirt ist über des Junkers Kleidung froh; alle bewundern ihn.
König und Königin und die Tochter sehen seinen Einzug. Frau Venus verwundet ihr Herz und das des Junkers. - Niemand von den Zuschauern weiß, wer er ist, da er Heinrich befohlen hat, es zu verschweigen.

1. Einladung des Königs

Der König lässt den Junker durch den Truchsess zu sich bitten; aber der Junker lehnt ab; die Tochter aber ist traurig und bittet Gott, dem Junker den Sieg zu geben. Auch dieser ist von der Minne (Frau Venus) getroffen.

1. Aufenthalt bei der Königstochter

Der Junker fliegt als Vogel zur Prinzessin; sie fängt ihn, dabei verwandelt er sich in seine menschliche Gestalt. Sie fällt in Ohnmacht. Beide bekennen ihre Liebe. und was sie zwei da daten / daz mocht ein narre wol raten (nur in H 801f.). Sie gibt ihm einen kranz, den er ihr zu Ehren auf seinem Helm tragen solle. Er umarmt sie. ich mein zwar sie were ein wip / da zu stunden worden / und gedretten in unsern orden (nur in H 826-828). Der Junker fliegt zurück, ohne dass auch Heinrich etwas bemerkt.
Der Junker gibt Heinrich den krantz zum Aufbewahren, dieser zeigt ihn dem Wirt, der ihn auf 2000 Gulden schätzt. Heinrich billigt des Junkers Plan, den Wirt und seine Verwandten einzukleiden; das geschieht.

1. Fest (beim Junker)

Der Junker veranstaltet ein prächtiges Fest, alle fragen sich, ob er Artus oder Alexander sei, aber keiner kennt ihn, außer dem fremden betrügerischen Ritter.

1. Bitte

Nach dem Essen beim Tanz bittet dieser den Junker um seiner verstorbenen Dame willen um den kranz, den der Junker trägt. Der Junker gibt ihn ihm sofort, worüber sich alle wundern. Heinrich ist zornig.
Auf Heinrichs Vorschlag befestigt der Junker nun ein Hühnernest als Zeichen im Turnier auf dem Helm.

1. Turniertag

Am nächsten Morgen wird nach der Messe auch am schild ein Hühnernest befestigt. Er ist der erste auf dem Platz und sticht den mit dem kranz und dessen gesellen vom Pferd, zur Trauer der Königstochter, zur Freude des Königs. Am Abend geht er als Sieger und als letzter vom Platz.

2. Einladung des Königs

Der König lässt ihn zu sich einladen, der Junker aber lehnt ab, er hat alle Ritter zu sich geladen. Der König ist zornig, lässt sich aber besänftigen.

2. Aufenthalt bei der Königstochter

Der Junker flieht als Vogel zur Prinzessin. Sie wünscht ihm für den kommenden Tag den Sieg gegen den mit dem Hühnernest. Er sagt nichts darüber. Sie berichtet ihm vom Zorn ihres Vaters; ihr zuliebe solle er nach dem Essen mit den Gästen an den Hof kommen. Das verspricht er. Danach schenkt sie ihm eine Krone, die er ihr zu Ehren tragen soll. Er fliegt zurück, niemand bemerkt etwas.
Der Junker gibt Heinrich die Krone zum Aufbewahren. Heinrich rätselt, woher die Krone kommt: von negromancien?

2. Fest (beim Junker bzw. König), 3. Einladung des Königs

Der Junker veranstaltet ein Fest, auf dem ein Herold des Königs alle für den nächsten Tag an den Hof lädt. - Nach dem Essen bittet der Junker aber schon alle, mit ihm an den Hof zu gehen. Das geschieht.

2. Bitte

Nach der Rückkehr bittet der fremde Ritter den Junker um die Krone um seiner Dame willen; Heinrich will sie erst nicht herausgeben, muss dies dann aber doch tun. - Mit der Krone will der Fremde sich an dem Ritter mit dem Hühnernest rächen.
Auf Heinrichs Vorschlag führt der Junker nun als Zeichen einen ofenwisch.

2. Turniertag

(Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 487-491)