Die alte Mutter; Die alte Mutter und Kaiser Friedrich; The old mother
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AutorIn
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Volrat
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Entstehungszeit
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2. Hälfte 13. Jahrhundert (vgl. Ragotzky, Hedda: Volrat)
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Entstehungsort
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Ostfranken, Nähe Nürnberg (vgl. Ragotzky, Hedda: Volrat)
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AuftraggeberIn
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Überlieferung
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Heidelberg, UB: Cpg 341, 360va, 358ra-360rb [1] Erfurt, Bistumsarchiv: Deutsche Fragmente 5, 2ra [Fragment, V. 400-428] Wien, ÖNB: Cod. 2885, 47vb-50ra [2] Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 31ra-32rb
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Ausgaben
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Haupt, Moritz (Hg.): Von der alten Mutter Niewöhner, Heinrich: Erfurter Bruchstücke einer md. Bispel- und Märensammlung Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 1/2, S. 380-394 Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer, Band 1, S. 89-100
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Übersetzungen
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Fischer, Hanns (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des deutschen Mittelalters, S. 262-270 Greiner, Leo: Altdeutsche Novellen, Band 1, S. 40-46 Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 164-167
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Forschung
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Altenhöfer, Florian: Volrat; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 298; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 7, 68, 90, 98, 105, 203, 222, 251; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 76-79; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 26, 127-129, 131, 138, 140, 146; Knapp, Fritz Peter: Volrat, 'Die alte Mutter'; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 68f.; Ragotzky, Hedda: Volrat; Roethe, Gustav: Volrat; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 191, 202, 332; Wagner, Silvan: Gottesbilder in höfischen Mären des Hochmittelalters, S. 269-290; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 235
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Inhalt
Eine hochbetagte, erblindete Freifrau aus Schwaben tadelt ihren Sohn unablässig
wegen seines aufwendigen Lebenswandels. Da ihre Vorhaltungen nichts fruchten, beschließt sie, ihn auf dem Gerichtstag in Nürnberg bei Kaiser Friedrich
zu verklagen. Als sie ihren Sohn bittet, sie zum kaiserlichen Hof zu bringen,
errät dieser zwar ihr Vorhaben, sieht aber kein Mittel, sie davon abzubringen.
Deshalb greift er am Hofe selbst zu einer List. An der Türe des Gerichtssaales
fordert er seine Mutter auf, sich im Gedränge der Menschen am losen Ärmel
seines Obergewandes festzuhalten, und drückt der Blinden den Ärmel eines
fremden Ritters in die Hand, der sich gerade den Weg zum Kaiser bahnt. Beim
Kaiser angelangt, erhebt sie heftige Vorwürfe gegen den „Sohn“ an ihrer Seite.
Als der erstaunte Ritter vorbringt, seine Mutter sei schon vor dreißig Jahren
gestorben, tadelt man ihn heftig, daß er seine Mutter verleugne. Um nicht in
Ungnade zu fallen, nimmt er den kaiserlichen Spruch an, sie fortan wie eine
Mutter zu ehren, und macht sich mit ihr auf den Heimweg. Auf dem Ritt
erkennen vorbeireisende Ritter, die sich auf dem Weg nach Nürnberg befinden,
die alte Frau und nehmen sie wieder mit. Man erklärt dem Kaiser die Zusammenhänge, und dieser schenkt dem Ritter lachend zum Ersatz für die wiederverlorene Mutter ein wertvolles Pferd.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 531f.)