Klage um den Tod von Frauen (B37)

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Klage um den Tod von Frauen (B37); Klage um den Tod einer Frau

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung ab 1450
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Heidelberg, Universitätsbibliothek: Cpg 355, 156r-161r
Nelahozeves, Fürstlich Lobkowitzische Bibliothek: R. VI Fr. 26, S. 455-463
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Klage um den Tod einer Frau; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 63-65

Inhalt

A Freude und Leid (1–12):

Der Gedanke an die Freude, die mit reinen Frauen verbunden sei, lässt das Herz des Sprechers in Freuden ›wild‹ werden (4: erwilden); dieser Trost schwebe wie ein Vogel. Der Gedanke an den Tod (9: das end) dieser Frauen stürze ihn dagegen in unstillbares Leid.

B Fehlender Nachruhm für tote Frauen (13–97):

Wer könne das vollständig loben, was in den Herzen jener wunderbarer Frauen verborgen liege, die viele Herzen erfreut haben und nun sterben? In ihnen habe sowohl Liebesbegierde (19: gerender lust) und zugleich absolute Tugendhaftigkeit ihren Ort gehabt; in ihrem Herzen hätten sie einem tugendhaften Minnediener ihre Liebe geschenkt. Doch während vom Minnewerben und von dem, was dieser Mann tut, ständig viel gedichtet werde (34f.: dez wirt von im von tag zuo tag | gar loblich wol gedichtet; Reflexion der Produktion von Minnereden?), werde die Ursache, nämlich die Frau, nicht bedacht. Die Frau, der er gedient habe, die hort man clagen selten (39; Reflexion auf den seltenen Fall von Minnereden aus weiblicher Perspektive?), sie wird einfach vergessen. Dagegen lobe man verstorbene Ritter wie Knechte, denn diese hätten ihre Taten schon zu Lebzeiten bedichtet, sodass sich ihr Lob verbreitet, ihrer Seele Heil gewünscht wird und noch die Nachfahren für den Minnedienst des Verstorbenen gerühmt werden. Lobgedichte auf die Frauen seien aber naheliegend, da Gott die Frauen der Welt zum Trost erschaffen habe und kein Dichter ihre Ehre erschöpfend besingen könne. Anrufung Gottes: Der Sprecher wünscht, er möge zu solchem Lob in der Lage sein.

C Drastik des Todes der Frauen (98–122):

Der Sprecher beklagt, dass das liebliche Gesicht der Frauen, das trauernde Männer erlöst hat (105–118: Beschreibung der Vereinigung liebender Herzen in wohltuendem Schmerz), nun erbleicht und von Würmern zerfressen wird. D Ermahnung Christi (123–188): Der Sprecher klagt Christus an, wie er es dem Tod erlauben konnte, den Frauen ihr Leben zu rauben – statt ihnen Aufschub zu geben oder sie gar unter Vermeidung von Leid und Sterben ins Paradies zu führen (Verweis auf die biblischen Exempelfiguren Enoch und Elias). Allerdings solle niemand, die göttliche Ordnung mit wünschen [He9: gedicht] wider triben (142). Die Bitte, reine Frauen direkt in den höchsten Himmelsthron zu geleiten, unterstreicht der Sprecher mit einer ›Erinnerung‹ an die Himmelfahrt und Erhöhung Mariens, an die Schöpfung der Frau zum Trost des Mannes und an seine eigene göttliche Geburt durch eine Jungfrau. Christus solle die Frauen seiner Mutter nachführen und dieser, als Krone der Frauen, dadurch Ehre erweisen; denn Maria sei ja auch wieder nach dem Bild der Frau, nämlich ihrer Mutter Anna, erschaffen (?). Anrufung Mariens: Der Sprecher bittet die Gottesmutter um Segen und Heil für alle reinen Frauen auf Erden (181–188).

E Klage über Tod und Vergessen (189–238):

Der Sprecher beklagt erneut, dass Frauen nach ihrem Tod vergessen würden. Er wünscht sich stattdessen für bestattete Frauen, dass sich alle an dem aus ihrem Grab stömenden Balsamduft erfreuen, dass in ihren Spuren die besten Pflanzen gedeihen und dass auf ihrem Grab täglich ›Ritterschaft‹ getrieben wird. Er bringt zum Ausdruck, wie schwer es dem Mann als treuem Minnediener fällt, die Frau, auf deren Trost er künftig verzichten muss, zu beklagen.

F Schluss (239–255):

Der Sprecher bittet den dreieinigen Gott ein letztes Mal, beim Tod von Frauen die Teufel zu vertreiben und sie gnädig in seine göttliche Ewigkeit zu führen – besonders eine bestimmte Frau, deren Tod er mit seinem Dichten beklage (vielleicht sind aber auch hier allgemein alle Frauen gemeint). Die Rede schließt mit Amen.

Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 63f.