Weingrüße Cgm 713

Aus Brevitas Wiki
Version vom 14. April 2022, 20:18 Uhr von Silvan Wagner (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „==Signatur== München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 713, 188r-195r ==Transkription<ref>Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Na…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Signatur

München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 713, 188r-195r

Transkription[1]

[188r]
Der Segen über den weynn
Grüß dich got du edles gedranck
Frisch mir meyn leber sy ist cranck
Mit deinem gesunten heysammen troppffen
Du kanst mir alles mein trauren v(er)stoppffen
Selig sey der hecker der dich umb hackt
Selig sey der leser der dich abzwackt
Und dich yn einen kübel legt
Selig sey der dich yn kalter tregt
Und dir do macht ein hülcze(n) haus
Selig sey der dich rüfft aus
Selig sey der wirth der schen-

[188v]
ken hat erdacht
Selig sey der pot der dich hat her(r) pracht
Selig sey der dich hat eingeschenckt
Unselig sey der ein sölches erdenckt
Das man die mas sol machen cleyn
Nu behütte dich got vor dem hagelsteyn
Und vor des kalthen reiffen frost
Du gancze labung du halbe kost
Nu müssen alle die selig seyn
Die do gern trincken(n) weyn

[189r]
Den müß got weyn bescheren
Und speis domit sy den leib ernern
So will ich der erste seyn der anfecht
Und will eynem trunck thun sein recht

Nu[2] gesegen dich got du lieber leip salben
Du erczeneist mich allen halben
Wan du pist ein gesunter syroppel
Der keyser von constandinoppel
Und auch der groß cham von kathey
Und prister johann die reichen drey
Die möchten deinen adell nicht vorgelten
Warumb sölt ich dich dan schelltenn

[189v]
Kein hohczeit ward nie so groß
Pistu darauff nicht so ist sy gar ploß
An freüden und an fröligkeitt
Gelobt sey der stock der dich do treit
Man sagt von kulen prunnen in dem meyen
So man und frauen darüber reyen
Kumstu nicht darmit vollenn vlaschen
So slecht alle freüde gancz in die aschen
Und wer der pabst zu tisch gesessen
Und sölt der keiser mit ym essen

[190r]
Und hetten vor in dreissig gerichet
Noch wer es alzumal vernicht
Wen du nicht gegenwertig werst
Und wa du meiner hilff pegerst
So müssen dir dinen alle meyne gelieder
Gesegen[3] dich got und kum schier hierwider

Nu grüß dich got du lieber weyn
Smück dein fuß und gee hier ein
Ich kan und mag dir doch nicht feynt seyn
Wie woll du mich pringst ümb das mein
Du pist der das mein erbt
Und pist der do meyne kinder vorderbt

[190v]
Und pist auch der mein taschen kan leren
Noch will ich deiner nicht enpern
Du heilige abwaschung aller meyner cleider
Noch pistu mir nicht dester leider
Und hestu mir meinen vater erslagen
Dennoch wolt ich dich seczen an meynen kragen
Und wolte dich darein lassenn vliessen
Wann du kanst mir mein zungen pegiessen
Und kanst mir mein magen spüllen
Und kanst mir auch mein lebern küllen

[191r]
Und kanst mir riechen yn mein styern
Und thust mein haubt reigiren
Und machst das ich mich weiser dünck
Dan meiner neun weren so ich wasser trünck
Und machst das ich nach frauen yag
Vill mer dan ich unter der görtel vermag
Darumb pistu der liebste freünde meyn
Der nicht von frauen und von weyn
Ein guten mut mag gehan
Den woll wir piß suntag verkünden in pann

[191v]
Nu grüß dich got du lieber reben safft
Du konst mir geben gute krafft
Und würckest yn mir meisterschafft
Davon man selten wirt sig hafft
Du machst das ich frölicher gepar
Dan do mir mein vater lag auff der parr
Und machst das ich mit frauen will scherczen
So es mir nyndert ist am h(er)czen
So machstu das ich mit zehen wil vechten
Der ich ein nit wetwung mit alle mein knechten
So machstu mich offt zu einem stummen

[192r]
Das nymants vor meiner red mag hin zu komen
Wann ich suppe dich lieber in mein haubt
Dan ein keßprü daran ein alcz weip gelaubt
Darumb liebstu mir ye lenger ye pas
Ich sprich wer dir veint sey oder gehaß
Den wöll wir für einen narren verkünden
Und wöllen ym das har(r) ym arß anzunden

Nu gruß dich got du lieber trunck
Ich was dir holt do ich was yunck
So will ich noch nit von dir weichen

[192v]
Ich will dir tag und nacht nach sleichen
Wan wo du pist do pin ich gern
Ich kan wol pecher und kraussen lernn
Und auch slauchen auß dem glas
Das lernte ich do ich jung was
Nu thu ich ym in dem alter auch recht
Alle mein freünd haben dich nie vorsmecht
Wan du czeüchst an dich sam der magnet
Offt einer zu mittem tag zu dir get
Und kumpt kaum von dir zu mitter nacht
Das haben dein süße züg gemacht

[193r]
Cristen heiden jüden die alle piten
Das got woll will beschiermen und befrieden
Den stock und die reben doran du hangst
Wen du so lieplich vor mir prangst
So kan ich dirs nicht v(er)sagen
Und secz dich an meinen kragen

Nu gruß dich got du lieber neczen gumen
Warumb wiltu nicht offt zu mir kumen
Wer hat mich neüer verlogen gen dir
Doch so kumpstu manchem alzu schir
Und machst das ym sein zung hingt

[193v]
So er offt[4] zu fur seinen gesellen trinckt
Und das mancher mit der rede an stöst
So er dich zu lang am munde lest
Und machst das mancher sein haubt clagt
So er die trünck zu groß macht
Und das manchem sein weip flucht
So er dich zu offt do heymende sucht
Der will ich dir alles keins zu sachen
Wann du mich frölich kanst machenn

[194r]
Mit deinem süssen drab
Darumb ich freüntschafft zu dir hab

Nu gesegen dich got lieber trost
Du host mich offt von durst erlöst
Und machst mir meine gelieder keck
Und jagst mir alle mein sorgen hin wegk
Du machst mancher petler frölich
Du machst tanczen münch und nünnen
Das sie nicht teten trinncken sy ein prunnen
Die alten pauren in dem dorff
Die hostu offt ümb geworffenn

[194v]
So sich nestellen an die wein reben
Das sey dir alles vorgeben
Wann du pist ein süßes meyen pad meiner zungen
Du senffst mir offt die lungen
Als wen es auff dureym acker tauet
Wenn man dich yn eynem gleßleyn schaüet
Ob dich ymants gefelscht hab mit feczen
So kan ich dich gar wol scheczen
Des empfinden uns(er) daschen
Die kanstu uns gar woll swerlichen waschen

[195r]
Das loß wir ein ding seyn
Dann wer von frauen und von weyn
Nicht wirt ein frölich man
Dem sol man das har(r) im ars zündenan

Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.
  2. Marginale moderne Bleistifteintragung links: "2" (Nummerierung des Weingrußes)
  3. Marginale moderne Bleistifteintragung links: "3" (Nummerierung des Weingrußes, ein Vers zu früh)
  4. “offt" ist mit zwei schrägen Strichen gerahmt, wohl um eine Umstellung mit dem fälschlich nachfolgenden Wort anzuzeigen