Weingrüße Merkel 2° 966

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Signatur

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. Merkel 2° 966, 105r; 113v

Transkription[1]

[105r]
Ain spruch vom rebhänßlin
Gott hatt geschaff(e)n mich so rechtt
Mich lobtt der herr und auch der knecht
Die lame(n) krippel mach ich dantz(e)n
Fechtt(e)n \auch mit feüchtt(e)n lantz(e)n/

Gott grieß dich lieber reb(e)n knecht
Du bist mir sum(m)er und wintter recht
Du machest münch und pfaff(e)nn gayl
Und bindst sy offt ans narr(e)n sail
Du tröst die paurn in zwilchin küttl(e)nn
Und die krancken in den spittlen
Auch die lame(n) und die plinde(n)
Wan(n) yen nit thett ir geltt zer(r)ynne(n)
Du tröst auch alle frau(e)n fein
So sy nit hindert seckels pein
Und yen die werckstatt nit veraltt
So müg(e)n sy dich bey in haltt
Du tröst die pillger auff wall weg(e)n
Und hülffst in auß in wind und reg(e)n
Du tröst die nunne(n) in den klauß(e)nn
Darumb will ich dich gern behaus(e)n
Wann du bist mir ain werder gast
Auch mancher hatt kain ru noch rast
Als lang biß er sich fücht zu dir
Nun grüeß dich gott gang här zu mir
Von mir weicht all mein traur(e)n ab
Wann ich dein nun ain kantt vol hab

Nun grüeß dich gott rebhänßlin hie
Umb dich so hab ich grosse müe
Biß ich dich selber zu mir preng
Du bist mir gar ain süeß gespreng
Doch wer zu lang will bey dir wan
Den thutt man für ein narr(e)nn han
Wer dein zu vil thutt auff sich laden
Der thutt seim ars gar offt ain schaden
Scheüst durch die zen auff tüsch und banck
Ein dreck iß sib(e)n el(e)nn langk
Er glarrett als ain flämische ku
Und singt und greint und lacht darzu
Er lället wie ain kindlin klain
Hebreysch kriechisch welsch latein
Sein synn die hang(e)n an der wand
Er sagtt von manch(e)m frembden land
Den teüfel will er schlah(e)n zu tod
Sein frau die muß auß trag(e)n das bad
Es seind gar vil der voll(e)n schleüch
Mit dir sy füll(e)nn därm und beüch
Ir anttlütz dz hencken sy gar vol
Und salb(e)n oren(n) und aug(e)n wol
Der geifer hangtt in durch den bartt
Dz ist des rebenhänslins artt
Diser stuck will ich nit acht
Ich will dich such(e)n tag und nacht
Gott mach selig all man und frauen(n)
Die dich in tal und berg erbauen(n)
Gott helff in treulich alle zeitt
Behüett sy auch vor schand und laid
O rebhanns liebster geselle mein
Klopf wann du wiltt ich laß dich ein
Alle tag will ich dich such(e)nn
Und sölt mich weib und kind verflüech(e)n

Gott grieß dich süesser landtman mein
Du machst mir all mein unmutt klein
Bey mir wölst ich dich vast gern wiss(e)nn
Wann ich des morges hab anbiss(e)nn
Und dich darnach hab in dem glaß
Rott oder weiß auß aim voll(e)n vaß
Darzu ain frelin jung und zan
Wz wolt ein me(n)sch doch lieber han
Ich lob dich so ich hab dz leb(e)nn
Gott behüett den stock die reb(e)n
Und den berg dar an du bist
Gewachsen pfel die hand und mist
Gott füeg dem stock auch aine(n) man
Der in wol hacken reütt(e)n kan
Die sonn den reg(e)nn und den wind
Das ich auffs jar dich wider find

Bene sprechitas weini
Geseg(e)n dich gott edler tau
Du machst zu nar(r)en man(n) und frau
Die maister in den gross(e)nn kapp(e)nn
Machstu auff der gass(e)n knapp(e)nn
Die pfaff(e)nn dich auch vast wol kenne(n)
Im kor sing(e)n sy ab den wenden
Und hand die weysse köpff im sind
Rebhäuslin macht sy alle plind
Die paur(e)nn in den weitt(e)n schuen
Lassen dich auch seltt(e)n ruen
Wie wol du thust irn seckel beraub(e)nn
Das weiß und gelb darauß erklaub(e)n
Und machst dz sy schnell ler(e)n schirme(n)
In selber auch mit knittlen fürme(n)
Und dz har mit bencken strel(e)nn
Die ripp ainer dem andern zel(e)nn
Man vindt auch manch(e)n grob(e)nn fültz
Der hatt in seine(m) bauch ain mültz
Ist weitter dann ein fütrich vaß
Von fünffzig maß württ er nit naß
Hundert maß seind im gesund
Noch seinds zu wengk in obren schlund
Wer für dz rebenhänßlin bitt
Dem helff gott yetz und alle zitt
Bescherr im freud auch eer und gutt
Der dich in er(e)n haltt(e)n thutt
Und dich darff freulich darzu trinck(e)nn
Biß er thutt auff die erden sinck(e)nn
Achtt nit wie es nun dohaime(n) statt
Umb frau und kind und fläisch und prott
Wann welcher frölich trinckt on maß
Der muß vil sorg(e)n von im stoß
Den gutt(e)n wein geb gott unß all
Wer dz beger sprich amen \bald/

[113v]
Ain waydspruch volgt nach

Got grieß dich wein von noes pau
Kom mir zu hilff als ich dir trau
Du gibst mir trost und freuden vil
Man sagt von dantz(e)nn und von spil
Wer nit bey frau(e)n und bey wein
Mag hab(e)nn lust und frelich sein
Der ist nit würdig und nit wertt
Dz er hab wein des ich begertt
Von jugent auff biß in dz altter
Und hett ich kornn tausent maltter
Dz geb ich alz umb küel(e)n wein
Hett ich rotts gold in meine(m) schrein
Dz künig soldann ye bekam
Dz geb ich umb ain frelin zam
Die mir ain frainttlichs trincklin prächt
So wer mir all mein sorg verschmecht
Darbey säß ich in stätter wunn
Ob wir dz weiblin er(e)n gunn
Ain fraintlichs schmitzln an ir meyli
Mein zartes kind und frainttlichs frelin
Der wein ist gutt die freud ist groß
Württ sy mich schmucken in ir schoß
Ich winsch mich haimlich an ir beth
Pfuch der den frau(e)nn übel redt
Es sind die liebst(e)nn bul(e)nn mein
Ain raines weib und edler wein
Deß sum(m)ers in ain gartt(e)n häußlin
Kusy musy zeysly meysly
Des wintters in ain warme(s) stüblin
Ain süesser wein und edleß weibl(i)n
Ain frainttlichs weiblin an meiner seitt(e)n
Da frisch an frisch zum kayser reitt(e)n
Sölch kurtzweil wöltt ich lieber pfleg(e)nn
Dann dauß erfrieren(n) an aim reg(e)n
Da wüechß mir freud in gutter acht
Alde hertzlieb mit gutter nachtt

Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.