Weingrüße Cod. Oct 145

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Zitation

Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Cod. Oct. 145, 100v-105r, 199v-208r

Transkription[1]

Teil A

[100v]
hie hent sich an die sprich von dem wein und sendt der siben der erst spruch
nu(n) grüß dich got du edler rebe(n) knecht
du bist mir sumer und winder grecht
du machest munch un(d) pfaffe(n) gail
daz sie oft zieche(n) an der naren sail
du tröst die paure(n) in zwilche(n) kittel
du tröst die krancke(n) in dem spittel
du tröst die kindpetterin
es sey den daz in geltz zerinn
du tröst die nunen in de(n) claussen
dar umb wil ich dich behaussen
und bist mir gar ain lieber gast
maniger hatt weder rů noch rast
so lang biß dz er kumpt zu dir
nu(n) grüß gott gang her zu mir

[101r]
wen als mein traure weicht vo(n) mir ab
wen ich dein ain gutte notturft bey mir hab

der ander spruch von dem wein
nu(n) gesegne dich got du edler rebeplut
um(b) dich han ich groß arpait un(d) mutt
so lang biß ich dich zu mir pring
du bist mir gar ain suß gespring
doch wer zu lang bey dir wil haren
den schatze(n) den die waisen für ain nare(n)
wer dein zu vil an oren henckt
der hatt sein weißhait pald uf gschenckt
wer den hofflich drincken kan
der kriegt auff der naren pan
der ding der wolt ich kaines nit \schüen/
ich wil allzeit dein lob ernüye(n)
gott mach sällig all mann un(d) frauen

[101v]
die dich an hochen pergen paue(n)
den selben nymer laid beschech
far hin und halt dich in der nech
ich will dich ab gott wol pald wider umb sůchen
und solt mir weib und kind darumb flůchen

der dritt spruch von dem wein
nu(n) grüß dich gott du edeles dranck
frist mir mein lebe(n) daz kranck
mit deine(n) hailsame(n) gesunde(n) tropfe(n)
kanstu mir als mein traure(n) verstopf<en>
sällig sey der hacker der dich hatt sen \gehackt/
sällig sey der dich in ain kupel
sällig sey der dich in aine(n) kupellet
sällig sey der dich auf ain drute(n) drät
sällig sey der pinder un(d) die hand

[102r]
die dich mit raiffen zamen pand
und dir machet ain hülczi hauß
sällig sey der dich rüffet auß
sällig sey der wirt der schencken hatt erdacht
sällig sey der pott der dich hat pracht
sällig sey der dich ein hat geschenckt
sällige sey der ain sulliches endenckt
und dz man die maß nit sol machen \clain/
nu(n) behütt dich gott vor de(m) hagel \stain/
und vor dez kalte(n) reiffe(s) stain
du bist meines herczen ain pain
nach mir send alle die sallig sein
die do geren drincken wein
so wöl ich der erst sein ders anfacht
und will ain dru(n)ck sein recht

[102v]
der fiert spruch von de(m) wein
nu(n) grüß dich gott du edelu leibsalb
du ernerest mich auch allenthalb
mit deinen hailsamen sopel
der kaisser von constandinopel
und der groß kam vo(n) katten
und priester johannes reicheste(n)
und kunig soldan der fiert
die mit aller irer ziert
mochtend dir dein adel nit vergelte(n)
ach war nu(n) wolt den ich dich \selten/
kain hochzeit ward nye so groß
komstu nit dar so wird sie ploß
auff reden und auff rechtlichait
sällig sey der stock der dich drait
ma(n) set vo(n) külle(n) prune(n) vo(n) de(m) maye(n)

[103r]
darüber man und fraue(n) rayen
kempstu nit dar in volle flaschen
so schlecht der tampff gar in die \daschen/
nu(n) wer der pabst zu tisch gseße(n)
und solt der kaisser mit im essen
und hettens vor an dreissig richt
denest so wer es als für nichcz
wen du nit gegen wirdig werst
und wa du meiner hilff begerst
so sulle(n) dir alle meinen gelider
nu(n) grüß dich gott kum schier her wider
wan alles mein trau/r\re(n) weicht vo(n) mir ab
wen ich dein ain notturft hab

der funft spruch vo(n) dem wein
nu(n) grüß dich gott du edler drunck
ich waz dir hold weil ich waz junck

[103v]
so will ich im alter nit von dir weiche(n)
ich wil dir tag und nacht nach schleiche(n)
wan wa du bist do pin ich geren
ich kan woll kraußlen un(d) becher lören
und kan wol schleiche(n) auß dem glaß
daz lernet ich weil ich jung waz
mich du(n)ckt ich die auch im alter recht
we(n) allmein fruind hand dich nye ver\schmeht/
du zuichst si an dich als der ma(n)gnat
maniger zu mittag zu dir gatt
der kumpt kam vo(n) dir biß mitnacht
daz haben all dein süß züg gemacht
und wurfest huit 10 in dz kat nyder
morgen kumes alher wider
un(d) suchent plu pillich fruindschaftder
als ob du werest ir leiplich pruder

[104r]
all juden und heiden puttent
daz gott den stock woll behutten
und die reben daran du hangst
o wie lieplich du do vor mir prangst
sich wie mocht ich dir daz versagen
ich můst dich giessen in meine(n) kragen(n)

der sechst spruch vo(n) dem wein
nu(n) gesegne dich gott du edels apheben
die maister auff de(n) hochen stiellen
hand dich für gar ain gesund artzney
ich main daz aller pauren kerey
vernichtten wer wan du nit werst
wie wol du in die leckel lärest
und lerst sie also hofflich schirmen
und daz sie selber ain ander firmen
und ir har mit pencke(n) strellen

[104v]
wen sie der grossen drinck nit fele(n)
man find mange(n) groben ma man
der dich nit hofflich drincke kan
wen sein flesch vol ist biß an stritzel
den hett vast er wol ain waz in \zitzel/
und auch an leitten
mit genade(n) un(d) mit
den wil gott an sein lesten zeitte(n)
mit genade(n) un(d) mit pirnu(n)g laden
all die dich geren druncken habe(n)
daz sie kain ander stock namen
wer geren drinck der selb sprech amen

der sibent spruch von dem wein
send hin edler her fein

[105r]
nempt zu euch den lieben wein
und versuchent in auß dem glaß
ob er als gůtt sey als er vor waz
wen er hatt mich lernen h\l/allen
ich maint es solt yederman gefallen
als wolt als mir gefelt
wie wol man mirs zu torhait zelt
denest so mag ich es nit gelassen
nu gesegnen dich gott
far hinn dein strassen
wen man nu(n) vil wein her precht
und kaines pfennig nymer decht
so fund man auch mangen man
er fieng dester ee ain zech an
un(d) wurd bey im hare(n) frů und spat
wil er im nichcz in dem seckel dätt

Teil B

[199v]
Ain spruch von dem wein
nun grüss dich got du lieb(er) lanczman
kain bessern gesellen ich nye gewan
und den ich lieb(er) wöll bey mir wissen
wen ich des morgens han an gebissen
und ich dich han in ainem glaß
so dienstu mir zů tisch vil baß
den all trucksessen die da leben
got behiet den stoch und auch die reben
da von du hiur gewachssen pist
got füg dir stecken band und mist
sunnen rege(n) und auch ain man
der dich wol schneide(n) und haue(n) kan
das du bis jar mugst wid(er) gerate(n)
die grossen wegk und vaiste prate(n)
wan ir all dreu bey ain and(er) seit
so kumpt ir mir vil bas die zeit

[200r]
dan harpfen geigen dancze(n) und baden
dar umb wil ich dich zů gaste laden
kum spat od(er) frü du wirt ein gelassen
nit lang an dem tor soltu bassen

das ist abschaiden
nun gesegen dich got du liebster gesell
mit recht(er) lieb ich nach dir stell
bis das wir wid(er) zů samen kůmen
dein nam der haist der kützel am gůmen
du pist mein(er) zunge(n) ain süsse naschung
und mein(er) keln ain raine waschung
und pist meine(m) herze(n) ain edels zů fliesse(n)
und all(en) mein(en) glid(ern) ain hailsams begiessen
du smeckst mir bas dan(n) all prunnen
die aus den felsse(n) ye sind gerunnen
wen(n) ich kain dutten nye gern(e) sag
behüt mich got vor sant urbans plag

[200v]
und beschirm mich auch wol vor strauche(n)
wen ich die stieg sol abhin tauchen
das ich auf meine(n) füsse(n) pleib
und frelich haim ge zů meine(m) weib
und alles das wiss des sy mich frag
nun behut(e) mich got vor niderlag
du seyest hie haim oder daussen
gesege(n) dich got pleib nit lang außen

vom wein
nun grüss dich got du süss himel tau
ge her feücht mir meins hertze(ns) au
mit deine(m) gesunde(n) hailsame(n) rissel
ich leg dir dar mein schacz und mein drisel
und alles das mein sin erschleicht
du machst dz mang(er) lancksam reicht
doch ee ich dein wol lang enperen
ich wurd ee schrein und truche(n) leren

[201r]
mein lieb halt ich an dir als stet
dz du machst ler mein kantte(l) bret
nun setz ich in dich mein getrauen
und solt ich halt nym(er) kain haus auf pauen
noch wil ich mich nit von dir schaiden
mir mag dich nyemancz mer erlaiden
das ich ain veintschaft zů dir hab
flüss her kül mir mein leber ab

ab schaiden
Nun gesege(n) dich got du liebe reben prü
umb dich so hab ich gros arbait \un(d)/ mü?
bis dz ich dich wid(er) zů mir bring
du pist mir gar ain süss gespring
doch wer zelang wil bey dir harren
den zellent die weysse(n) für ain narren
wer dan dem zů vil auf sich let
der hat sein sinn wol halb verzet
wer dich nit hüpschlich trincke(n) kan
der torglot auf der narren ban

[201v]
wer dein zů vil an die oren henckt
der hat sein weisshait aus geschenckt
der stuck ich kains an dir wil schüche(n)
und wil altag dein lob ernüen
got mach sellig alle man und fraue(n)
die dich an den hoche(n) berge(n) her haue(n)
und das in nym(er) laid geschech
var hin und halt dich in der naͤch
wan(n) ich dich altag wil wid(er) sůchen
und solt mir weib un(d) kind dar um(b) flůche(n)

vom wein
nun grüss dich got du gesunde arczney
wa du rast da ist grosse kirckwey
gnad und ablas all(er) gelertte(n) und layen
zů dir so wil ich walle(n) und rayen
mit mane(n) fraue(n) und den knaben
und grosse(n) glaube(n) an dich haben

[202r]
dan(n) an alle syroppel und recept
da mit man die krancke(n) flickt und stept
du wescht mir die zen und badst mir die zunge(n)
frist mir die leb(er) und senfft mir die lunge(n)
du labst mirs hercz und fülst mir plassen
nyemant dein kraft kan auf gelassen
du lembst die starcke(n) und felst die schnelle(n)
und lernest ain sprauch die haist die kelle(n)
und machst die weissen zů fantasten
noch wil ich weder rů noch rasten
ich wil dir dür und tor auf schließen
und wil dich in mein esich vass giessen
wan(n) es kumpt mir zů grosse(n) statte(n)
nu(n) schücht eůch ab liebe(n) zen ir müst ab(er) watte(n)

ab schaiden
Nun gesege(n) dich got du lieb(er) hailland
noe dich am ersten vand

[202v]
und dunget dich mit vierlay mist
da von du noch so kreftig pist
von schaffe(n) affen leon und schwein
die vier kraft lastu noch erschein
an mane(n) fraue(n) laye(n) und pfaffen
die machstu noch zů narre(n) und affen
wer dein zů vil geladen hat
denn legstu zů dem swein ins kot
so machst mange(n) so v(er)heit
das er zeche(n) kriegs gnůg geit
und machst auch mange(n) wid(er) zam
als seye(n) im alle glider lam
die vier kreft vint man an mane(n) un(d) \weibe(n)/
die kan kain arczt als wol v(er)treibe(n)
als ain krůg mit frische(n) prunne(n)
so sy des kellers geschoss habe(n) gewune(n)

[203r]
aber vom wein
Nu(n) grüss dich got du lieb(er) netze(n) gůmen
sy war umb wiltu nit oft zů mir komen
wer hat mich nur v(er)logen gen dir
doch kumpstu mange(n) vil zů schir
und machst dz im sein zünglin hinckt
wen er zů oft für sein geselle(n) trinckt
und machst dz mang(er) mit der red anstoͤst
wen er dich zů lang an dem mund last
und machst dz mang(er) sein hapt ser clagt
wen er die trinck ze gros hat gemacht
du machst dz mang(er) seine(m) weib ser flůcht
wen er dich zů oft im wein hauss sůcht
so machstu dz weib und kind oft prumen
wen er nit bey zeit von dir wil kumen
und haim gat bey des mones schein
doch ist die schuld nit alle dein

[203v]
da mang(er) haim gat also spaͤt
die würffel kartte(n) und dz spilpret
die mache(n) dz mang(er) oft zů lang hart
dar umb in weib und kind an plart
der wil ich dir als kains zesaur mache(n)
wen ich frölich bin und machst mich lache(n)
mit deine(m) süsse(n) sa(n)ften trab
dar umb ich fruntschaft zů dir hab
wen auss ainem krůg wer mir dein vil lieber ain süsser tropff
den ain aimre(er) wassers aus ainem guldin kopff

ab schaiden
Nu gesege(n) dich got du krefticliche labu(n)g
du wol zeltunde und sonfte trabung
du süsses maye(n) plat mein(er) zungen
du frist mir die leb(er) und fuchst mir \die lunge/

[204r]
als wen es auf ain frischen ack(er) tauet
wen man dich in aine(m) glaͤsslin schauet
so kan man deins her(r)en frümkait schaͤcze(n)
ob er dich gefelscht hab mit seine(m) feczen
das er mit dir treibt über jar
mit milch und auch mit ayr clar
mit stain salcz und mit schweiny swartte(n)
damit d(er) kell(er) knecht dein můss wartten
mit senff waidasche(n) und mit tropfwurcz
dar umb dein adel nympt und(er)sturcz
der zol hat dich gar wol gesmalcze(n)
so hat dich dz ungelt gar v(er)salczen
das enpfinde(n) die arme(n) in der taschen
wen man den(n) den spund sol waschen
so můs des wassers vil mit lauffen
der dz für wein den wil v(er)kauffen

[204v]
der wil sein naͤchste(n) als treulich bezallen
als ain(er) der mel aus meüss treck wil male(n)

von dem wein
Nu(n) grüss dich got du lieber wein
smuck dich und ge seüb(er)lich her ein
ich kan dir doch nit veind gesein
wie wol du mich pringst umb dz mein
du pist der mein gůt erbt
du pist der der meine kind v(er)derbt
du pist der d(er) mir mein tasche(n) kan lere(n)
noch den(n)ocht wil ich dein nit enpere(n)
o du hailige ab waschu(n)g all(er) mein(er) claid(er)
den(n)ocht pistu mir nichtz dest(o) laider
und hetestu mir mein vat(er) erslage(n)
noch wil ich dich secze(n) an mein krage(n)
und dich seüb(er)lich her ein lan fliesse(n)
wan(n) du kanst mir mein lunge(n) begiesse(n)

[205r]
und kanst mir mein leb(er) küllen
und kanst mir mein rache(n) spüllen
und kanst mit rieche(n) in mein hirn
und kanst mir mein haupt also reigiern
das ich vil nach schöne(n) fraue(n) jag
vil mer dan ich sein und(er) d(em) gürtel v(er)mag
dar umb pistu der liebst frund mein
wer nit von fraue(n) und von wein
ain güten müt mag han
den wöl wir bis suntag tůn in ban
und wölle(n) in an der kanczel v(er)künde(n)
und wölle(n) ims har im ars anzünden

von abschaiden
Nu(n) gesege(n) dich got du lieb(er) rebe(n) saft
du hast mir geben gar güte kraft
du machst mich das ich mich weisser und stercker bey dir dunck
den mein(er) neün so ich wass(er) trunck

[205v]
du machst dz ich vil frelich(er) gepar
den sech ich mein vat(er) lige(n) auf der par
und machst dz ich mit schöne(n) fra(u)e(n) wil \schercze(n)
/ so es mir auch nyend(er)t ist im h(er)cze(n)
du machst dz ich mit zeche(n) fechte
der ich ain nit zwung mit all(en) mein(en) machte
du machst mich oft also zü aim stume(n)
dz vor mein nyema(n)t hin zü mag kome(n)
wan(n) ich supff dich lieb(er) in mein hapt
dan ain kessprü da ain kranck(er) an gelapt
und bad auch lieb(er) mein zunge(n) aus dir
dan aus ain(er) güte(n) wage(n) schmir
und wil lieb(er) mein zen in dir necze(n)
dan(n) solt mir ain alcz weib iren hindern dar an seczen
dar umb so liebstu mir ye leng(er) ye bas
ich sprich wer dir sey veind od(er) gehaß
den wöl wir für ain narre(n) v(er)sage(n)
und wölle(n) in aus dem land jagen

[206r]
Nu(n) gesege(n) dich got du all(er) liebst(er) trost
du hast mich von grosse(n) durst erlost
du machst mir meine geli(er) keck
und jagst mir all mein sorg hin weck
du machst mange(n) petler frelich
der al nacht leit auf plosse(n) strelich
dancze(n) machstu münch und nunnen
dz sy nit teten wen sy truncke(n) prunnen
du machst mange(n) hantwecks man
dz er in zerrisse(n) claid(er) müs gan
dz in sein zen mer koste(n) zebade(n)
dan dz haupt hend füss und wade(n)
die alte(n) paure(n) in den dorffen
die hastu oft ins kot geworffen
wen sy sich nestlen an die weinreben
das sy dir als vor got vergeben
ich gepüt dir halt bey päbstliche(n) pane
du seyest bey fraue(n) oder bey mane
so kum her wid(er) bey rechten zeiten
dz ich mein zen in die schwem müg reite(n)

[206v]
von dem met
Nu(n) grüß dich got du süss gesleckt
du jagst mir mange(n) dunst hin weckt
so ich dich aus dem gutrolf slauch
so fülstu mir die augen und bauch
wen ich dich hart vom mund mag pringe(n)
bis mir die zech(ern) ub(er) die wang abrinen
du machst ds mang(er) sein vaste(n) pricht
so in der hung(er) ze frů an ficht
und in ain z\l/ützel andacht bestat
und er dich und ain semel hat
und dunckt in dich und yst die nass
so dunckt in den er vast des bass
du pist d(er) jude(n) sunders getranck
und machst den paure(n) die zen so lanck
dz sy gar selten hin haim tün kome(n)
sy habe(n) dich dan vor zů in genome(n)

[207r]
ob dein der paur v(er)gessen wolt
so sind dir doch die peurin so holt
das sy sich zü dir ee verstellen
wen sy dein(er) süsse(n) züg nit fellen
jung und alt lerstu nach dir fragen
und lerst die kind haimlich abtragen
und lerst sy kappe(n) und gürtel v(er)seczen
dar umb dz sy ir kellen neczen
des liebstu mir vil dester pass
wer möcht dir veind sein od(er) gehass
so du so lieblich smeckst nach wurczen
dar umb ich dich gancz umb müs sturcze(n)

das abschaiden von dem met
Nu(n) gesege(n) dich got du liebst(er) met
ob ich mich dein schon gern ab tet
und trunck ain sauren(s) bier für dich
so streiche(n)t dein züg so süssiclich

[207v]
und sind dein trinck so süss und milt
das dich nyemant geren schilt
wie du mir lerst die peütel und tasche(n)
noch wil ich die zunge(n) lieb(er) in dir wasche(n)
den aus ain(er) gůte(n) venedische(n) sayffen
und werest gepunde(n) mit eyssinn rayffen
noch möcht ich dein gar hart enpere(n)
und soltu mir halt dest(er) nech(er) scheren
wie wol du mir den pauch zerplest
und obe(n) durch den hals ein kerst
und mir zum hind(er)n auss hin pfeifst
und auch zü dick in seckel greifst
und mir auch in mein hirn reüchst
und mir ain fel für die auge(n) zeüchst
und mir mein zunge(n) machst ralle(n)
und mich mit halbe(m) mund machst kalle(n)

[208r]
und mir machst slottern bain und wade(n)
wan ich dein zů vil hab geladen
und mich des morge(n)s machst v(er)slaffen
noch kan und mag ich dein nit gestraffen
wan du tůst gancz nach dein(er) art
dar umb ich dir nye veind wart
und machtest mich noch ainest so treg
so ich bey meine(m) weib halt leg
und dein ain güt genügen het
nun gesege(n) dich got du lieb(er) met
und kum her wid(er) wen ich dein ger
oder wen ich kum zü dir her
so hilf mir mein durst v(er)treiben
so wil ich dich für ain erczney schreiben


Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.