Geisterkirche (Erzählstoff)
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Die Geisterkirche; Die Totenkirche (Erzählstoff) | |
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Regest | Version 1: Eine Frau geht am Weihnachtsabend um Mitternacht in die Kirche, ohne sich der Uhrzeit bewusst zu sein. Ein fremder Pfarrer predigt, sie erkennt unter der Gemeinde kürzlich Verstorbene. Ihre verstorbene Gevatterin empfiehlt ihr, direkt bei der Wandlung zu fliehen. Sie verlässt die Kirche bei der Wandlung, hinter ihr prasselt es, und die Toten verfolgen sie und reißen ihr ihren Mantel weg. Sie findet das Stadttor noch verschlossen und erkennt, dass ihr zuvor ein böser Geist durch das Tor geholfen hat. Man findet am Morgen ihren Mantel zerrissen auf dem Friedhof: Auf jedem Grabstein liegt ein Fetzen.
Version 2: Ein Bürger bringt am Weihnachtsabend Weizen zur Mühle. Auf dem Heimweg kommt er bei einer Kirche vorbei, in der Mitternachtsmette gehalten werden soll. In ihr singen schon vor der Zeit der Mette Verstorbene "Herr Jesu Christ, wahrer Mensch und Gott". Er setzt sich zu seinem vor kurzem verstorbenen Gevatter und singt mit. Der Gevatter gibt ihm einen Wink, und der Bürger verlässt die Kirche, die hinter ihm mit einem Knall verschwindet. |
Fassungen | Version 1:
Version 2:
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Forschung (s.a. unter Fassungen) |
Synopse der Fassungen der Version 1
Geisterkirche (Widmann) | Geister-Kirche (Grimm) | Das Bimmelglöckchen (Bechstein) | Die Geisterkirche in Hof (Köhler) | Das Bimmelglöckchen (Gradl) | Die Weihnachtsmette der Toten zu Stollberg (Meiche) |
Chronik der Stadt Hof, 1596 | Deutsche Sagen, 1816 | Deutsche Sagenbuch, 1853 | Volksbrauch ... im Voigtlande, 1867 | Sagenbuch des Egergaues, 1892 | Sagenbuch des Königreichs Sachsen, 1903 |
So hat sich auch ein wunderbarliche, doch wahrhaftige geschicht in S. Lorentzenkirche[1] und uff desselben kirchhof zugetragen.[2] Alß ein andechtige, alte fromme matron, ihrer gewohnheit nach, einsmalß fru morgens vor tag hinaus gen S. Lorentz in die engelmeß[3] gehen wollen. In meinung, es sei rechte zeit und um mitternacht fur das Öber Thor kombt, findet sie dasselbe offen und gehet also hinaus in die kirchen. Da sie dann einen alten unbekandten pfaffen die meß vor dem altar verrichtet sihet. Viel leut, mehrerßtheilß unbekandte, sitzen hin und wider in den stulen, zu beden seiten, auch einstheilß ohne köpff und unter denselben ettliche, die unlangsten verstorben waren, die sie in ihrem leben wol gekandt hatte. Das weib setzet sich mit grosser furcht und schrecken in der stule einen und weil sie nichts dann verstorbene leut, bekandte und unbekandte sihet, vermeinendt, es weren der verstorbenen seelen, auch nicht weis, ob sie wider aus der kirchen gehen oder drinnen bleiben soll, weil sie viel zu fru kommen war, ihr auch haut und haar gen berg stigen, da gehet eine aus dem haufen, welche bei leben (wie sie meinete) ihr gevatterin gewesen und vor dreien wochen gestorben war, ohne zweiffel ein guter engel Gottes, hin zu ihr, zupffet sie bei der kursen[4], beutet ihr einen guten morgen und spricht: "Ei, liebe gevatterin, behut uns der Allmechtig Gott, wie kombt ihr daher? Ich bitte euch umb Gottes und seiner lieben mutter willen, habt eben acht auff, wann der priester wandelt oder consecrirt, so lauffet, weil ihr laufen kundt, und sehet euch nur nicht umb, es kostet euch sonst euer leben!" Darauff sie, alß der prister wandeln will, aud der kirchen geeilet, so sehr sie geköndt, und hat hinter ihr ein gewaltig praßeln, alß wann die gantze kirchen einfiele, gehöret, istihr auch alles gespenst aus der kirchen nachgelauffen und hat sie noch uff dem kirchhof erwischet, ihr auch die kursen (wie die weiber damalß trugen) vom halß gerissen, welche sie dann hinter sich gelassen, und also unversehret davonkommen und entrunnen ist, hat auch, sobald sie vor den kirchhof herauskommen, nichts ferners vermerket. Do sie nun widerumb zum Öbern Thor kombt und herein in die stad gehen will, findet sie das thor noch verschlossen, dann es ettwan umb ein hor nach mitternacht gewesen, mus derowegen wol bei dreien stunden in einem haus verharren, biß das thor geöffnet wird und kan hiraus vermercken, daß kein guter geist ihr zuvor durch das thor geholffen hab und das die schwein (die sie anfangs vor dem thor gesehen und gehört, gleich alß wann es zeit wer, das vieh außzutreiben) nichts anders dann leidige teufel gewesen.[5] Doch weil sie ein behertztes weib ohne das gewesen und sie dem ungluck entgangen, hat sie sich deß dings so hefftig nicht mehr angenommen, sondern ist zu hauß gangen und am leben unbeschedigt blieben, obwol sie wegen des eingenomenen schreckens zwen tag zu bett hat liegen mussen. Denselben morgen aber, da ihr solches zu handen gestossen, hat sie, alß es nun tag worden, uff den kirchhof hinausgeschicket und nach ihrer kursen, ob diselbe noch vorhanden, umbsehenund suchen lassen. Da ist diselbe zu kleinen stuecklein zerrissen gefunden worden, also daß uff einem iden grab ein kleines flecklein gelegen. Darob sich die leut, die hauffenweis derohalben hinaus uff den kirchhof liefen, nicht wenig wunderten. Diese geschicht ist unsern eltern sehr wohl bekanndt gewesen, da man nicht allein hie in der stadt, sonder auch uff dem land, in den benachtbarten orten und flecken, davon zu sagen gewust, wie dann noch heutigs tags leut gefunden werden, die es vor der zeit von ihren eltern gehört und vernommen haben. | Um das Jahr 1516 hat sich eine wunderbare, doch wahrhaftige Geschichte in St. Lorenz Kirche und auf desselben Kirchhof zugetragen. Als eine andächtige, alte, fromme Frau, ihrer Gewohnheit nach, einsmals früh Morgens vor Tag hinaus gen St. Lorenz in die Engelmesse gehen wollen, in der Meinung, es sey die rechte Zeit, kommt sie um Mitternacht vor das obere Thor, findet es offen und geht also hinaus in die Kirche, wo sie dann einen alten, unbekannten Pfaffen die Messe vor dem Altar verrichten sieht. Viele Leut, mehrers Theils unbekannte, sitzen hin und wieder in den Stühlen zu beiden Seiten, eines Theils ohne Köpf, auch unter denselben etliche, die unlängst verstorben waren und die sie in ihrem Leben wohl gekannt hatte. Das Weib setzt sich mit großer Furcht und Schrecken in der Stühle einen und, weil sie nichts denn verstorbene Leute, bekannte und unbekannte, siehet, vermeint, es wären der Verstorbenen Seelen; weiß auch nicht, ob sie wieder aus der Kirche gehen oder drinnen bleiben soll, weil sie viel zu früh kommen wär, und Haut und Haar ihr zu Berge steigen. Da geht eine aus dem Haufen, welche bei Leben, wie sie meinte, ihre Gevatterin gewesen und vor dreien Wochen gestorben war, ohne Zweifel ein guter Engel Gottes, hin zu ihr, zupfet sie bei der Kursen (Mantel), beutet ihr einen guten Morgen und spricht: „ei! liebe Gevatterin, behüt uns der allmächtige Gott, wie kommt ihr daher? Ich bitte euch um Gottes und seiner lieben Mutter willen, habt eben acht auf, wann der Priester wandelt oder segnet, so laufet, wie ihr laufen könnt und sehet euch nur nicht um, es kostet euch sonst euer Leben.“ Darauf sie, als der Priester wandeln will, aus der Kirche geeilet, so sehr sie gekonnt, und hat hinter ihr ein gewaltig Prasseln, als wann die ganze Kirche einfiele, gehöret, ist ihr auch alles Gespenst aus der Kirche nachgelaufen und hat sie noch auf dem Kirchhof erwischt, ihr auch die Kursen (wie die Weiber damals trugen) vom Hals gerissen, welche sie dann hinter sich gelassen und ist sie also unversehret davon kommen und entronnen. Da sie nun wiederum zum obern Thor kommt und herein in die Stadt gehen will, findet sie es noch verschlossen, dann es etwa um ein Uhr nach Mitternacht gewesen: mußt derowegen wohl bei dreien Stunden in einem Haus verharren bis das Thor geöffnet wird und kann hieraus vermerken, daß kein guter Geist ihr zuvor durch das Thor geholfen habe und daß die Schweine, die sie anfangs vor dem Thor gesehen und gehört, gleich als wenn es Zeit wäre, das Vieh auszutreiben, nichts anders, dann der leidige Teufel gewesen. Doch, weil es ein beherztes Weib ohne das gewesen und sie dem Unglück entgangen, hat sie sich des Dings nicht mehr angenommen, sondern ist zu Haus gegangen und am Leben unbeschädigt blieben, obwohl sie wegen des eingenommenen Schreckens zwei Tag zu Bett hat liegen müssen. Denselben Morgen aber, da ihr solches zu Handen gestoßen, hat sie, als es nun Tag worden, auf den Kirchhof hinausgeschicket und nach ihrer Kursen, ob dieselbe noch vorhanden, umsehen und suchen lassen; da ist dieselbe zu kleinen Stücklein zerrissen gefunden worden, also daß auf jedem Grabe ein kleines Flecklein gelegen, darob sich die Leut, die haufenweis derohalben hinaus auf den Kirchhof liefen, nicht wenig wunderten. Diese Geschichte ist unsern Eltern sehr wohl bekannt gewesen, da man nicht allein hie in der Stadt, sondern auch auf dem Land in den benachbarten Orten und Flecken davon zu sagen gewußt, wie dann noch heutiges Tags Leute gefunden werden, die es vor der Zeit von ihren Eltern gehört und vernommen haben. – Nach mündlichen Erzählungen hat es sich in der Nacht vor dem Aller-Seelen-Tag zugetragen, an welchem die Kirche feierlich das Gedächtniß der abgeschiedenen Seelen begeht. Als die Messe zu Ende ist, verschwindet plötzlich alles Volk aus der Kirche, so voll sie vorher war, und sie wird ganz leer und finster. Sie sucht ängstlich den Weg zur Kirchthüre und wie sie heraustritt, schlägt die Glocke im Thurm ein Uhr und die Thüre fährt mit solcher Gewalt gleich hinter ihr zu, daß ihr schwarzer Regenmantel eingeklemmt wird. Sie läßt ihn, eilt fort und als sie am Morgen kommt, ihn zu holen, ist er zerrissen und auf jedem Grabhügel liegt ein Stücklein davon. | Im Kapellenturme der Burg Waldstein, andere sagen auf Epprechtstein, hat ein Betglöcklein gehangen, dessen Schall hat man an bestimmten Tagen im Jahre gar deutlich gehört, daß man in Zell, am Bergesfuße, öfters geglaubt hat, es hänge im dasigen Kirchturme. Das hat zur Geisterkirche geläutet. Mancher hörte es erklingen, stieg zum Berge hinan und sah und hörte droben nichts. Eine Frau, die ihrem im Walde arbeitenden Mann das Mittagsbrot brachte, hörte den Schall und ging ihm nach. Und wie sie droben um eine Mauerecke der Burg biegt, da erblickt sie die Geisterkirche offen und in hehrer Pracht, und auf dem Turme darüber schwingt sich hin und her das bimmelnde Glöcklein. Orgelton und Chorgesang dringt aus der Kirche; dem Altare zugekehrt steht der Priester, und am Boden knieen die Geharnischten und die Frauen in weißen Schleiern. Da ergreift es die arme Frau gar mächtig, auch niederzuknieen und im Staube mit anzubeten den, welchen alle guten Geister loben, doch zugleich grauset ihr, denn sie fühlt, daß sie nicht zu dieser Gemeinde gehöre. Aber der Andacht frommer Drang zieht sie dennoch hinein in das Heiligtum, und mit Händefalten knieet sie nieder. Da wendet der Priester am Altare sich um, da fällt sein Blick eisig kalt und streng auf sie, er hebt den Arm empor und ruft mit dumpfer Stimme: Wehe! wehe! – und im Nu verschwinden Altar und Priester, Orgel und Chor, Männer und Frauen, der Kirche Schmuck; das Glöcklein sinkt vom Turme und dicht vor der Frau in den Boden – ein Wetter grollt und donnert um die Trümmer, und auf ihren Mauern stehen wieder hoch und stark die seit Jahrhunderten darauf emporgeschoßten Bäume. Ganz bestürzt, mehr tot als lebend, kommt die Frau zu ihrem Manne zurück, lange versagte ihr die Sprache. Der Mann hat nichts von Sturm und Unwetter gehört, der Himmel ist hell und klar. Bebend wankte die Frau nach Hause – nach drei Tagen lag sie auf der Bahre. | Wörtlich die Fassung von Grimm | Wörtlich die Fassung von Bechstein | In der alten Marienkirche zu Stollberg, die auch "Totenkirche" heißt, feiern die Seelen der Verstorbenen - manche sagen: die in katholischer Zeit Verstorbenen - jedes Jahr in der heiligen Nacht ihre Christmessen. So hatte sich einst eine Frau in der Totengasse (Zwickauerstraße) vorgenommen, in die Weihnachtsmetten zu gehen. Vor Mitternacht schreckt sie aus einem schweren Traum auf und denkt, es sei Zeit zur Kirche. Sie macht Licht, zieht sich an und tritt auf die Straße. Da ist es noch ganz still. Als sie zur Totenkirche kommt, erblickt sie dunkle Gestalten, die dem geöffnetenKirchtore zuschreiten. Verwundert darüber, daß die Metten in dieser Kirche sein sollen, schließt sie sich ihnen an und tritt ein. Das Gotteshaus ist matt erleuchtet. In den Frauenständen ist nur an einer Bank noch ein Eckplatz frei, den sie nun einnimmt. Am Altar sieht sie einen Priester in seltsamer Gewandung, der in einem großen Buche zu lesen scheint, sich verbeugt, niederkniet, alles unter der lautlosen Aufmerksamkeit der zahlreichen Gemeinde. Sie mustert ihre Umgebung: lauter fremde Gesichter, deren Blicke mit unheimlicher Traurigkeit auf ihr haften. Da erkennt sie in ihrer Nachbarin eine Frau, die vor kurzem begraben wurde. Sie will fragen, was das alles bedeutet, aber die Gestalt winkt ihr mit knöchernem Finger zu, daß sie schweige. Da verschwindet die ganze Erscheinung. Zitternd und bebend vor Forcht steht die Frau auf der Straße und bricht an ihrer Haustüre zusammen, wo sie dann von Leuten, die in die wirklichen Metten gehen wollen, halb erstarrt gefunden und heimgebracht wird. Nach drei Tagen trug man sie hinaus nach dem Gottesacker. |
Synopse der Fassungen der Version 2
Die Christmette in der Totenkirche zu Elsterberg (Köhler) | Der Todtengottesdienst in der Taucherkirche zu Bautzen (Grässe) | Die Christmette in der Todtenkirche zu Elsterberg (Grässe) | Der Totengottesdienst in der Taucherkirche zu Bautzen (Meiche) | Die Christmette in der Totenkirche zu Elsterberg (Meiche) |
Volksbrauch ... im Voigtlande, 1867 | Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, 1874 | Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, 1874 | Sagenbuch des Königreichs Sachsen, 1903 | Sagenbuch des Königreichs Sachsen, 1903 |
Vor etwa 200 Jahren trug sich in Elsterberg Folgendes zu: Ein Bürger von Elsterberg trug am Weihnachsheiligenabende ein Viertel Weizen in die Mühle. Etwa um 10 Uhr ging er mit dem erhaltenen Mehle wieder nach Hause. Sein Weg führte ihn an dem Gottesacker und der Todtenkirche vorüber, in welcher damals um 12 Uhr nachts Christmette gehalten wurde. Da bemerkte der Bürger zu seinem Erstaunen, daß die Kirche schon um 10 Uhr hell erleuchtet war. Er legte sein Mehl ab, ging hin zur Kirche, wagte sich zur Thüre hinein und erblickte in der Kirche eine Menge Verstorbener, die das Lied sangen: "Herr Jesu Christ, wahrer Mensch und Gott."[6] Unter diesen Wesen mit hohläugigen, bleichen Gesichtern bemerkte er in größter Nähe seinen vor einem halben Jahre verstorbenen Gevatter. Zu diesem setzte sich der Bürger und sang mit. Nach einer Weile gab ihm der verstorbene Gevatter einen Wink mit dem Finger. Der Bürger verstand den Wink, er entfernte sich, und als er aus der Kirche trat und die Thür schloß, geschah ein starker Knall und Alles war verschwunden und finster. | Ein Bautzner Fleischer, der sich auf dem Lande verspätet hatte, schritt an einem trüben Novemberabende auf der alten Görlitzer Landstraße seiner Vaterstadt munter zu. Als er bei der, an der genannten Landstraße unfern des Reichenthores stehenden Taucherkirche anlangte, gewahrte er Licht in diesem, als Begräbnißkirche benutzten Gotteshause. Er meinte aber, man habe sich mit einem Begräbnisse verspätet, und trat durch die sich öffnende Thüre, um sich die Predigt anzuhören, in [112] den geheiligten Raum ein. Seinen Hut vor das Gesicht haltend, betete er ein stilles Vaterunser und nachdem dies geschehen, trat er näher zu einer unfern der Thüre stehenden alten Frau, um mit in das Gesangbuch derselben zu sehen. Ein eigenthümliches Gesumme ertönte durch das Gotteshaus und der ganze weite Raum war seltsam erleuchtet. Sein Blick streifte über die zahlreiche, seltsam gekleidete Versammlung und er gewahrte mehrere ihm wohlbekannte Personen, von denen ihm aber doch bekannt geworden war, daß sie bereits gestorben seien. Die Frau an seiner Seite winkte ihm und gab ihm deutlich zu verstehen, er solle nun das Haus verlassen. Da überkam ihn eine eigenthümliche Angst, er öffnete die Thür und eilte hinaus in’s Freie. Doch kaum war er hinausgetreten, so hörte er einen heftigen Knall, das Licht verlosch und von der Domkirche in der Stadt ertönte der Stundenschlag. Unwillkürlich zählte er, dabei rasch dem Stadtthore zuschreitend, die Glockenschläge und siehe, es war gerade Mitternacht. In Schweiß gebadet, langte der Fleischer am Gitter des Thores an, der wachhabende Stadtsoldat öffnete auf sein ungestümes Klopfen das Pförtchen und vernahm, als sich der höchst aufgeregte und vor Entsetzen zitternde Fleischer etwas erholt hatte, aus dessen Munde die seltsame Kunde. | Wörtlich die Fassung von Köhler | Wörtlich die Fassung von Grässe | Vor etwas mehr als zweihundert Jahren trug sich in Elsterberg folgendes zu: Im Weiteren wörtlich die Fassung von Köhler |
Anmerkungen
- ↑ Seit der Reformation evangelisches Kirchengebäude in Hof.
- ↑ Widmann datiert das Geschehen auf 1516, vgl. Chronik der Stadt Hof, S. 184
- ↑ Die mitternächtliche Christmette, vgl. Balthasar Fischer: Engelamt. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 655.
- ↑ Pelzmantel, vgl. Lexer, Art. kürsen.
- ↑ Ggf. Anspielung auf Luk. 8,32f.: "Es war aber dort auf dem Berg eine große Herde Säue auf der Weide. Und sie [die Dämonen] baten ihn, dass er ihnen erlaube, in diese zu fahren. Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die Dämonen von dem Menschen aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürmte den Abhang hinunter in den See und ersoff."
- ↑ Protestantisches Kirchenlied von Paul Eber (1511-1569):
Herr Jesu Christ, wahr´r Mensch und Gott / Der du litt’st Marter, Angst und Spott / Für mich am Kreuz auch endlich starbst / Und mir dein´s Vaters Huld erwarbst
Ich bitt durch´s bitt´re Leiden dein / Du wollst mir Sünder gnädig sein / Wenn ich nun komm in Sterbensnoth / Und ringen werde mit dem Tod
Wenn mir vergeht all mein Gesicht / Und meine Ohren hören nicht / Wenn meine Zunge nicht mehr spricht / Und mir vor Angst mein Herz zerbricht
Wenn mein Verstand sich nicht besinnt / Und mir all menschlich Hülf zerrinnt / So komm, o Herr Christ mir behend / Zu Hülf an meinem letzten End
Und führ mich aus dem Jammerthal / Verkürz mir auch des Todes Qual / Die bösen Geister von mir treib / Mit deinem Geist stets bei mir bleib
Bis sich die Seel vom Leib abwend´t / So nimm sie, Herr in deine Händ / Der Leib hab in der Erd sein Ruh / Bis sich der jüngst´ Tag naht herzu
Ein fröhlich Auferstehn mir verleih / Am jüngsten G´richt mein Fürsprech´ sei / Und meiner Sünd nicht mehr gedenk / Aus Gnaden mir das Leben schenk
Wie du hast zugesaget mir / In deinem Wort, das trau ich dir / Fürwahr, fürwahr, euch sage ich / Wer mein Wort hält und glaubt an mich
Der wird nicht kommen ins Gericht / Auch den Tod ewig schmecken nicht / Und ob er gleich hie zeitlich stirbt / Mitnichten er drum gar verdirbt
Sondern ich will mit starker Hand / Ihn reißen aus des Todes Band / Und zu mir nehmen in mein Reich / Da soll er denn mit mir zugleich
In Freuden leben ewiglich / Dazu hilf uns ja gnädiglich / Ach Herr! vergib all unsre schuld / Hilf! daß wir warten mit Geduld
Bis unser Stündlein kommt herbei / Auch unser Glaub stets wacker sei / Dein´m Wort zu trauen festiglich Bis wir einschlafen seliglich.