Hungerland, Heinz: Die Sage von der Ankumer Totenmette im Lichte der Volkskunde und die Weihnachten als indogermanisches Allerseelenfest

Aus Brevitas Wiki
Version vom 20. Juli 2025, 12:26 Uhr von Silvan Wagner (Diskussion | Beiträge) (→‎Beschreibung)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zitation

Hungerland, Heinz: Die Sage von der Ankumer Totenmette im Lichte der Volkskunde und die Weihnachten als indogermanisches Allerseelenfest. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück 46 (1924), S. 387-409 (online)

Beschreibung

Studie zu Geisterkirche (Erzählstoff).

Inhalt

Vor sehr allgemeinen und kaum verbundenen Behauptungen zu germanische Spuren eines Seelenrituals gibt Hungerland Hinweise auf die religiöse Praxis rund um die Ankumer Totenmette:

„Im Jahre 1785, am 15. Dezember, wurde auf Veranlassung des Pastors Cordes zu Ankum der Lienesch-Abend verboten. In der vom General-Vikar S. von Vogelius zu Osnabrück erlassenen Verfügung heißt es, daß der Lienesch-Abend ein heidnischer Brauch sei, alsdann würde der Turm von Personen beiderlei Geschlechts bestiegen, wobei allerlei Ausschweifungen vorkämen. Der Küster könne das Geläute mit seinen Gehülfen allein besorgen, habe aber während desselben die Turmtür zu schließen. Die Bewohner von Ankum ließen sich durch das Verbot nicht beirren, sie erbrachen die Turmtür mit Gewalt, wobei sie sogar die Axt gebrauchten, bestiegen den Turm und sangen wie vordem. Infolge dieses gewalttätigen Vorgehens scheint das Verbot zurückgenommen zu sein; seit der Zeit nehmen aber Personen weiblichen Geschlechts nicht mehr am Turmgesange teil. Als am 21. Juni 1892 der Turm und die Kirche infolge eines Blitzschlages niederbrannten, wurde anfänglich oben auf der Kirchenruine gesungen; als diese später, um dem Neubau Platz zu machen, abgebrochen wurde, sang man auf dem alten Kirchhofe, und endlich nach Vollendung des Turm- und Kirchenbaues im Jahre 1900 konnte wieder der Turm benutzt und dort gesungen werden. Seit der Reformation sind die Bewohner des Lienesch-Hofes evangelisch, doch ehren sie Besitzer jenen Brauch noch dadurch, daß die den Sängern ‚einen freien Trunk‘ in irgend einem Wirtshause verabfolgen lassen. Es finden sich auch in der Kirchenrechnung der Pfarre Ankum vom Jahre 1698 ¾ Tonne Bier als Ausgabe verrechnet, welche den Turmsängern auf Lienesch-Mittwinterabend verabreicht worden sind. Dieser Trunk scheint zur Zeit des Pastors Cordes abgekommen zu sein.“ (392f.)