Dornbusch und Feigenbaum (Erzählstoff): Unterschied zwischen den Versionen

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==Deutsche Versionen==
==Deutsche Versionen==
[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. II, 23
[[Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein)]], Nr. II, 23 (nach Druck Augsburg 1490)


'''Dise geleichnusz istt wyder die die auswendig erscheynend on innwendiges wesen ·'''
'''Dise geleichnusz istt wyder die die auswendig erscheynend on innwendiges wesen ·'''

Version vom 28. Januar 2022, 16:15 Uhr

Dornbusch und Feigenbaum

(Erzählstoff)

Regest Der Dornbusch rühmt sich vor dem Feigenbaum seiner frühen Blüte, der Feigenbaum aber weist auf seine Früchte hin, die besser seien als leere Blüten. (Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 81)
Fassungen Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. II, 23
Buch von der Weisheit, Nr. II, 23
Spiegel der wyßheit (Sebastian Münster), Nr. II, 23, Bl. 44v-45r
Spiegel der natürlichen weyßhait (Daniel Holzmann), Nr. 50, Bl. 179r-181v
Forschung
(s.a. unter Fassungen)
Dicke, Gerd/Grubmüller, Klaus: Die Fabeln des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, S. 81; Günthart, Romy (Hg.): Sebastian Münster, Spiegel der wyßheit, Band 2, S. 80f.



Deutsche Versionen

Buch der natürlichen Weisheit (Ulrich von Pottenstein), Nr. II, 23 (nach Druck Augsburg 1490)

Dise geleichnusz istt wyder die die auswendig erscheynend on innwendiges wesen ·

Ain doren plueet ee dan(n) ein feigenpaume sein prossen hete erzaiget · Nu(n) übernaz sich der dorn seiner matten plue unnd sprach Feyge(n)baum wo seind dein plue Er antwurt und sprach zuo im · Doren wo seind dein frücht · do sprach der doren · Die natur aller di(n)g maisterin hat mir nichtt frucht gegeben · Do sprach d(er) feygenbaum so hat sy mir nit plue gegeben · Seyd aber sich plue in frucht verwa(n)dlet so ist vil peßser frucht on plue bringen dann plue on nucz der frücht / yedoche wiewol ich nymmer blue pring so gepür ich doch gar sueß früchte zuo manigfeltige(n) nucz · Waistu nit das d(er) edel palm sein wolriechende sueß nit in dye pluomen geußt · Aber er geußet sy in dye wolgemachten tateln die seiner pluede frucht sei(n)d · Auch beschleuset der edel zucker ror alle sueße dauon in im das er der pluemen beraubet ist · Nun sage mir du eiteler doren wes ruemest du dich so türstigklichen deines außwe(n)digen glanczes / wayst du nicht wie maniges der toten greber außwendiklich gepoliert unnd durchhauen seind mit plueen un(d) mit laeubern und seind doch inwendige nichßnit anderst denn behalter der gebain darinn dye krotten nystent · Auch ein staine der heysset Concalitus der ist da mit genatürt das er mit ma(n)gerley farbe außwendigklichen gepluemet ist · und pringet den augen schoenen reychen lußt den er sich erzaiget · unnd hecket doch die augen die in mit lust ansehe(n) · verporgenlich so gar geschwinde das sich ir geaeder daruon zerrütet un(d) macht sy so wandelwertige das man geschwuer zitteren waer in geaignot · Auch wayste man wol daz der vinster Saphir des adels der teurest ist · un(d) der aller klarest ist nach de(m) werde der ringest · Omta ist zweyerley und wirt der schwarcz dem weissen fürgeseczt · Unnd so der stei(n) Buis ye plaicher ist so er auch ye edler ist · Darbei magst du wol erkenne(n) daz aller ding maisterin die natur in alle(n) iren wercken außwe(n)diger schein verdaempffet · Nun wes freuestu dich du hochgeruempte hoffart · das du dich außwendiklichen genczlich un(d) gar in hoher zier gebluemet pist und begerst auch wye du mit reicher pluede menschlich auge(n) speysest · und dich zierlich erzaigest in hohes ruomes geferte · Sag mir hastu nie gemercket wie das gold unnd was d(er) anderen geschmeid seind in heymlicheit der erden vast verporgen sei(n)d / darauß sy uns zuo nucz als von irer mu(o)ter die demuetige an ir selber ist entspriessen und außfliessen · Und wie der sueß und himelichs morgentaw sich v(er)wa(n)del in edel perlin in den verporgen schnecken schalen · Ein mensche wirt empfange(n) in muetterlicher innikeit · und werden doch der wesenlichen ding menschlicher natur außwendiklichen keines gesehen · von den wurcze(n) dye in der erde(n) verporgen seind zeuhet der paum kraft und saft zuo seinem ganczen würcken · Auch liget vester grund menschlichs lebens in dem herczen wol heimlich verporgen · Darbey moechttest du erkennen ob dich weißheit geziert und gepluempt hett dz alle natürliche ding die mitt den hoechsten eren geadlet unnd gewürdet seind mit grosser geheym verporgen seind · Wz sag ich dir mer ich freu mich fürwar in hohen freude(n) vil mer das ich der frucht und nicht der pluome(n) sichtige pin dann ob ich vyl der pluome(n) hette und wa(e)r doch aller fruchte laer · Darmit ward d(er) doren mit seinen pluomen gesche(n)det unnd verschlagen · Und also nam dye rede ein ende · Hyenach volget ei(n) and(er)e geleichnuß