Strasser, Ingrid: Und sungen ein liet ze prîse in einer hôhen wîse: Unterschied zwischen den Versionen

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**Beschreibung der Ehefrau mit höfischen Attributen sowie höfische Anrede durch den Ehemann, die sich auch im [[Ehescheidungsgespräch (Der Stricker)]] und in [[Das erzwungene Gelübde (Der Stricker)]] findet
**Beschreibung der Ehefrau mit höfischen Attributen sowie höfische Anrede durch den Ehemann, die sich auch im [[Ehescheidungsgespräch (Der Stricker)]] und in [[Das erzwungene Gelübde (Der Stricker)]] findet
*[[Das erzwungene Gelübde (Der Stricker)]] (94)
*[[Das erzwungene Gelübde (Der Stricker)]] (94)
*[[Ehescheidungsgespräch (Der Stricker)]] (95-97)
**Die äußeren Ideale der Hohen Minne werden verzerrt und konträr dargestellt
**Strasser ist der Auffassung, dass die Minne der Ehe beim Stricker unterliegt
*[[Der begrabene Ehemann (Der Stricker)]] (98-99)
*[[Der begrabene Ehemann (Der Stricker)]] (98-99)
**Strasser stellt die Frage, ob die überspitzte Darstellung unendlicher Liebe als „eine Pervertierung des Dienst-Lohn-Gedankens der Hohen Minne“ zu verstehen ist (98)
**Strasser stellt die Frage, ob die überspitzte Darstellung unendlicher Liebe als „eine Pervertierung des Dienst-Lohn-Gedankens der Hohen Minne“ zu verstehen ist (98)
*Grundstruktur der Eheerzählungen des Strickers (99-100)  
*Grundstruktur der Eheerzählungen des Strickers nach H. Fischer (99-100)  
**Herausforderung des Ehepartners durch Hass/ Tätlichkeit/ Eifersucht/ Misstrauen/ Untreue/ renitentes Benehmen.  Die Herausforderung wird angenommen und in einer Stärke zurückgegeben, die den Herausforderer zum Unterlegenen macht. Dieser büßt seine Herausforderung mit Spott/ Schande/ Hass/ Schlägen.
**Herausforderung des Ehepartners durch Hass/ Tätlichkeit/ Eifersucht/ Misstrauen/ Untreue/ renitentes Benehmen.  Die Herausforderung wird angenommen und in einer Stärke zurückgegeben, die den Herausforderer zum Unterlegenen macht. Dieser büßt seine Herausforderung mit Spott/ Schande/ Hass/ Schlägen. Die Handlungskonstellation wird hierbei komisch bis übertrieben dargestellt
* Die Komik im Strickerschen Mære (100-107)
* Die Komik im Strickerschen Mære (100-107)
** Die Komik der Stricker-Schwänke nach E.Agricola mittels der Theorie des "komischen Konfilkts" (Fr. G. Jünger) : Zwei Parteien ungleichen Kräfteveräötnisses geraten in einen Konflikt, in dem die schwächere Partei die Überlegene provoziert. Der Mechanismus des Konflikts wird durch die Unangemessenheit der Provokation in Gang gebracht. Der Angegriffene, dessen Überlegenheit in ethisch-moralischer Kategorien liegt, erwidert den Angriff. Die Retourkutsche führt den Angreifer ad absurdum und stellt die verletze Ordnung wieder her. Die Provokation und Replik können auch in gegenseitiger Steigerung einhergehen. ( [[Das heiße Eisen (Der Stricker)]] ) (100-101)
** Die Komik der Stricker-Schwänke nach E.Agricola mittels der Theorie des "komischen Konflikts" (Fr. G. Jünger) : Zwei Parteien ungleichen Kräfteverhältnisses geraten in einen Konflikt, in dem die schwächere Partei die Überlegene provoziert. Der Mechanismus des Konflikts wird durch die Unangemessenheit der Provokation in Gang gebracht. Der Angegriffene, dessen Überlegenheit in ethisch-moralischer Kategorien liegt, erwidert den Angriff. Die Retourkutsche führt den Angreifer ad absurdum und stellt die verletzte Ordnung wieder her. Die Provokation und Replik können auch in gegenseitiger Steigerung einhergehen. ( [[Das heiße Eisen (Der Stricker)]] ) (100-101)
** "Unzulänglichkeitskomik" und die Komik des "heiter-überlegenen Spiels nach O.Rommel: Die "Unzulänglichkeitskomik" zielt auf die Kontrasttheorie. Dazu muss der Mensch in Bezug auf eine allgemeingültige Anforderung auffälliger- und überraschender Weise versagen. Dabei muss das beobachtete Versagen die Rechtfertigung möglichen eigenen Versagens mit sich bringen. Die Komik des "heiter-überlegenen Spiels" drückt höchstgesteigerte Lebensfreude aus. Das Darstellungsmittel ist dabei die Übersteigerung und Übertreibung, seltener der absteigende Kontrast. Die Komik der Ehemæren unterliegt der Unzulänglichkeitskomik. (101-102)  
** "Unzulänglichkeitskomik" und die Komik des "heiter-überlegenen Spiels nach O.Rommel: Die "Unzulänglichkeitskomik" zielt auf die Kontrasttheorie. Dazu muss der Mensch in Bezug auf eine allgemeingültige Anforderung auffälliger- und überraschender Weise versagen. Dabei muss das beobachtete Versagen die Rechtfertigung möglichen eigenen Versagens mit sich bringen. Die Komik des "heiter-überlegenen Spiels" drückt höchstgesteigerte Lebensfreude aus. Das Darstellungsmittel ist dabei die Übersteigerung und Übertreibung, seltener der absteigende Kontrast. Die Komik der Ehemæren unterliegt der Unzulänglichkeitskomik. (101-102)  
** Die Interpretation der Komik des mittelalterlichen Mæres nach nach J.Ritter: Die Aktualisierung eines komischen Gehalts beruht nicht auf der Erfassung der stofflichen Begebenheiten, sondern auf der Einbeziehung der historischen, sozialen, kulturellen und regionalen Bedingungen. (103)  
** Die Interpretation der Komik des mittelalterlichen Mæres nach nach J.Ritter: Die Aktualisierung eines komischen Gehalts beruht nicht auf der Erfassung der stofflichen Begebenheiten, sondern auf der Einbeziehung der historischen, sozialen, kulturellen und regionalen Bedingungen. (103)  
** Die Verteilung der höfischen Motive ist eng und beinahe ausschließlich an die ''persona comica'' gebunden. Die höfischen Elemente intensivieren also die Komik. (104)  
** Die Verteilung der höfischen Motive ist eng und beinahe ausschließlich an die ''persona comica'' gebunden. Laut Strasser intensivieren die höfischen Elemente also die Komik. (104)  
** Verordnet man das Publikum in literarisch gebildeten Kreisen der Nobilität und des patrizischen Bürgertums, so können komische Kontraste (Verordnung eines bäuerlichen Mannes in ritterliche Traditionen) einen Beitrag zur Komik geleistet haben. Auch der Gebrauch von aus anderen Zusammenhängen vertrauten Thematiken könnte im parodistischen Sinne komisch gewirkt haben. (105-107)
** Verordnet man das Publikum in literarisch gebildeten Kreisen der Nobilität und des patrizischen Bürgertums, so können komische Kontraste (Verordnung eines bäuerlichen Mannes in ritterliche Traditionen) einen Beitrag zur Komik geleistet haben. Auch der Gebrauch von aus anderen Zusammenhängen vertrauten Thematiken könnte im parodistischen Sinne komisch gewirkt haben. (105-107)



Version vom 14. Januar 2021, 04:53 Uhr

Zitation

Strasser, Ingrid: Und sungen ein liet ze prîse in einer hôhen wîse. Zur Frage der höfischen Elemente in den Ehestandsmaeren des Stricker. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 15 (1980), S. 77-107

Beschreibung

Der Aufsatz will an einigen Ehestandsmaeren des Stricker aufzeigen, inwiefern sich in diesen höfische Motive und Parallelen zu höfischen Epen finden.

Inhalt

  • verligen in Der Gevatterin Rat (Der Stricker) (78-82; 89-93)
    • Parallelität zum Erec wird aufgezeigt: in beiden Texten vernachlässigen die männlichen Figuren ihre weltlichen Pflichten zugunsten des Minnegenusses (78-79) und es handelt sich dabei um von der (intratextuellen) Gesellschaft verhandelte Versäumnisse. (79) Aber diese Parallele hat Grenzen: „In Hartmanns 'Erec' hingegen wird dem verligen-Motiv, wiewohl integriert in die erste Abenteuerreihe, so doch selbständige Position als Anstoß zu diesem Erzählkomplex zugewiesen.“ (81, nach Linke)
    • Vergleich mit dem Tagelied, wobei die Gewichtung der Rollen in Der Gevatterin Rat (Der Stricker) umgekehrt wird (90)
    • Vergleich zu Tristan (92)
  • Die eingemauerte Frau (Der Stricker)(82-84)
    • Motiv der Gefangenschaft durch Einmauerung findet sich im Lancelot-Roman „Le chevalier de la charrette“ wieder
  • Das heiße Eisen (Der Stricker)(84-89)
    • Motiv des gefälschten Gottesurteils findet sich in Tristan wieder
    • Jedoch entspricht das Motiv im Märe in seiner Ausbildung weder der höfischen Texttradition noch dem realhistorischen Vorgang.
  • Der kluge Knecht (Der Stricker) (93-94)
  • Das erzwungene Gelübde (Der Stricker) (94)
  • Ehescheidungsgespräch (Der Stricker) (95-97)
    • Die äußeren Ideale der Hohen Minne werden verzerrt und konträr dargestellt
    • Strasser ist der Auffassung, dass die Minne der Ehe beim Stricker unterliegt
  • Der begrabene Ehemann (Der Stricker) (98-99)
    • Strasser stellt die Frage, ob die überspitzte Darstellung unendlicher Liebe als „eine Pervertierung des Dienst-Lohn-Gedankens der Hohen Minne“ zu verstehen ist (98)
  • Grundstruktur der Eheerzählungen des Strickers nach H. Fischer (99-100)
    • Herausforderung des Ehepartners durch Hass/ Tätlichkeit/ Eifersucht/ Misstrauen/ Untreue/ renitentes Benehmen. Die Herausforderung wird angenommen und in einer Stärke zurückgegeben, die den Herausforderer zum Unterlegenen macht. Dieser büßt seine Herausforderung mit Spott/ Schande/ Hass/ Schlägen. Die Handlungskonstellation wird hierbei komisch bis übertrieben dargestellt
  • Die Komik im Strickerschen Mære (100-107)
    • Die Komik der Stricker-Schwänke nach E.Agricola mittels der Theorie des "komischen Konflikts" (Fr. G. Jünger) : Zwei Parteien ungleichen Kräfteverhältnisses geraten in einen Konflikt, in dem die schwächere Partei die Überlegene provoziert. Der Mechanismus des Konflikts wird durch die Unangemessenheit der Provokation in Gang gebracht. Der Angegriffene, dessen Überlegenheit in ethisch-moralischer Kategorien liegt, erwidert den Angriff. Die Retourkutsche führt den Angreifer ad absurdum und stellt die verletzte Ordnung wieder her. Die Provokation und Replik können auch in gegenseitiger Steigerung einhergehen. ( Das heiße Eisen (Der Stricker) ) (100-101)
    • "Unzulänglichkeitskomik" und die Komik des "heiter-überlegenen Spiels nach O.Rommel: Die "Unzulänglichkeitskomik" zielt auf die Kontrasttheorie. Dazu muss der Mensch in Bezug auf eine allgemeingültige Anforderung auffälliger- und überraschender Weise versagen. Dabei muss das beobachtete Versagen die Rechtfertigung möglichen eigenen Versagens mit sich bringen. Die Komik des "heiter-überlegenen Spiels" drückt höchstgesteigerte Lebensfreude aus. Das Darstellungsmittel ist dabei die Übersteigerung und Übertreibung, seltener der absteigende Kontrast. Die Komik der Ehemæren unterliegt der Unzulänglichkeitskomik. (101-102)
    • Die Interpretation der Komik des mittelalterlichen Mæres nach nach J.Ritter: Die Aktualisierung eines komischen Gehalts beruht nicht auf der Erfassung der stofflichen Begebenheiten, sondern auf der Einbeziehung der historischen, sozialen, kulturellen und regionalen Bedingungen. (103)
    • Die Verteilung der höfischen Motive ist eng und beinahe ausschließlich an die persona comica gebunden. Laut Strasser intensivieren die höfischen Elemente also die Komik. (104)
    • Verordnet man das Publikum in literarisch gebildeten Kreisen der Nobilität und des patrizischen Bürgertums, so können komische Kontraste (Verordnung eines bäuerlichen Mannes in ritterliche Traditionen) einen Beitrag zur Komik geleistet haben. Auch der Gebrauch von aus anderen Zusammenhängen vertrauten Thematiken könnte im parodistischen Sinne komisch gewirkt haben. (105-107)

Behandelte Kleinepik

Das erzwungene Gelübde (Der Stricker), Das heiße Eisen (Der Stricker), Der begrabene Ehemann (Der Stricker), Der Gevatterin Rat (Der Stricker), Der kluge Knecht (Der Stricker), Die eingemauerte Frau (Der Stricker), Ehescheidungsgespräch (Der Stricker)