Strasser, Ingrid: Und sungen ein liet ze prîse in einer hôhen wîse

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Zitation

Strasser, Ingrid: Und sungen ein liet ze prîse in einer hôhen wîse. Zur Frage der höfischen Elemente in den Ehestandsmæren des Stricker. In: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 15 (1980), S. 77-107

Beschreibung

Ingrid Strasser zeigt, mit Hilfe ausgewählter Ehestandsmären des Strickers, Parallelen und höfische Motive dieser zu höfischen Epen auf.

Inhalt

  • verligen in Der Gevatterin Rat (Der Stricker) (78-82; 89-93)
    • Die Parallelität zum Erec (Hartmann von Aue) wird aufgezeigt: in beiden Texten vernachlässigen die männlichen Figuren ihre weltlichen Pflichten zugunsten des Minnegenusses (78-79) und es handelt sich dabei um von der (intratextuellen) Gesellschaft verhandelte Versäumnisse. (79) Aber diese Parallele hat Grenzen: „In Hartmanns 'Erec' hingegen wird dem verligen-Motiv, wiewohl integriert in die erste Abenteuerreihe, so doch selbständige Position als Anstoß zu diesem Erzählkomplex zugewiesen.“ (81, nach Linke)
    • Strasser vergleicht Der Gevatterin Rat (Der Stricker) mit dem Tagelied, wobei die Gewichtung der Rollen in Der Gevatterin Rat (Der Stricker) umgekehrt wird. (90)
    • Strasser zeigt weitere Parallitäten zum Tristan auf. (92)
  • Die eingemauerte Frau (Der Stricker) (82-84)
    • Das Motiv der Gefangenschaft durch Einmauerung findet sich im Lancelot-Roman „Le chevalier de la charrette“ wieder.
  • Das heiße Eisen (Der Stricker) (84-89)
    • Das Motiv des gefälschten Gottesurteils findet sich im Tristan wieder. Jedoch entspricht dieses Motiv im Märe in seiner Ausbildung weder der höfischen Texttradition noch dem realhistorischen Vorgang eines Gottesurteils.
  • Der kluge Knecht (Der Stricker) (93-94)
    • Das Motiv des Tagelieds, den frühen Morgen zu verfluchen, wird umgekehrt. Der Morgen und der damit verbundene Aufbruch zur Arbeit wird von der Frau herbeigesehnt.
    • Die Ehefrau wird mit höfischen Attributen beschrieben sowie mit einer höfische Anrede durch den Ehemann angesprochen, die sich auch im Ehescheidungsgespräch (Der Stricker) und in Das erzwungene Gelübde (Der Stricker) findet.
  • Ehescheidungsgespräch (Der Stricker) (95-97)
    • Die äußeren Ideale der Hohen Minne werden verzerrt und konträr dargestellt.
    • Strasser ist der Auffassung, dass die Minne der Ehe beim Stricker unterliegt.
  • Der begrabene Ehemann (Der Stricker) (98-99)
    • Strasser stellt die Frage, ob die überspitzte Darstellung unendlicher Liebe als „eine Pervertierung des Dienst-Lohn-Gedankens der Hohen Minne“ zu verstehen ist. (98)
  • Grundstruktur der Eheerzählungen des Strickers (99-100)
    • Der Ehepartner wird durch Hass/ Tätlichkeit/ Eifersucht/ Misstrauen/ Untreue/ renitentes Benehmen herausgefordert. Diese Herausforderung wird angenommen und in einer Stärke zurückgegeben, die den Herausforderer zum Unterlegenen macht. Dieser büßt seine Herausforderung mit Spott/ Schande/ Hass/ Schlägen. Die Handlungskonstellation wird hierbei komisch bis übertrieben dargestellt.
  • Die Komik im Strickerschen Mære (100-107)
    • Die Komik der Stricker-Schwänke nach E.Agricola mittels der Theorie des "komischen Konflikts" (Fr. G. Jünger) : Zwei Parteien ungleichen Kräfteverhältnisses geraten in einen Konflikt, in dem die schwächere Partei die Überlegene provoziert. Der Mechanismus des Konflikts wird durch die Unangemessenheit der Provokation in Gang gebracht. Der Angegriffene, dessen Überlegenheit in ethisch-moralischer Kategorien liegt, erwidert den Angriff. Die Retourkutsche führt den Angreifer ad absurdum und stellt die verletzte Ordnung wieder her. Die Provokation und Replik können auch in gegenseitiger Steigerung einhergehen. ( Das heiße Eisen (Der Stricker) ) (100-101)
    • "Unzulänglichkeitskomik" und die Komik des "heiter-überlegenen Spiels" nach O. Rommel: Die "Unzulänglichkeitskomik" zielt auf die Kontrasttheorie. Dazu muss der Mensch in Bezug auf eine allgemeingültige Anforderung auffälliger- und überraschenderweise versagen. Dabei muss das beobachtete Versagen die Rechtfertigung möglichen eigenen Versagens mit sich bringen. Die Komik des "heiter-überlegenen Spiels" drückt höchstgesteigerte Lebensfreude aus. Darstellungsmittel sind dabei Übersteigerung und Übertreibung, seltener der absteigende Kontrast. Die Komik der Ehemären unterliegt der Unzulänglichkeitskomik. (101-102)
    • Die Interpretation der Komik des mittelalterlichen Märes nach J. Ritter: Die Aktualisierung eines komischen Gehalts beruht nicht auf der Erfassung der stofflichen Begebenheiten, sondern auf der Einbeziehung der historischen, sozialen, kulturellen und regionalen Bedingungen. (103)
    • Die Verteilung der höfischen Motive ist eng und beinahe ausschließlich an die persona comica gebunden. Laut Strasser intensivieren die höfischen Elemente die Komik. (104)
    • Verortet man das Publikum in literarisch gebildeten Kreisen der Nobilität und des patrizischen Bürgertums, so können komische Kontraste (Verordnung eines bäuerlichen Mannes in ritterliche Traditionen) einen Beitrag zur Komik geleistet haben. Auch der Gebrauch von aus anderen Zusammenhängen vertrauten Thematiken könnte im parodistischen Sinne komisch gewirkt haben. (105-107)

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