Bonus

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Bonus; Marienmirakel vom Bischof Bonus

AutorIn Anon.
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Melk, Stiftsbibliothek: Cod. 1547 (1859; 1848; R 18), S. 212-222 (online)
Rom: Bibliotheca Apostolica Vaticana: Cod. Regin. lat. 1423, 110r-114v (online)
Ausgaben Haupt, Moriz (Hg.): Bonus
Übersetzungen
Forschung

Transkription

Melk, Stiftsbibliothek: Cod. 1547 (1859; 1848; R 18), S. 212-222 Rom: Bibliotheca Apostolica Vaticana: Cod. Regin. lat. 1423, 110r-114v

Hie hebet sich an alsus·
vo(n) eine(m) bischolf hiz bonus

[213] GOtliche mere
weren vns vreudenbere·
Von dir zesagen·
chvniginne aller magen·
Der wil ich eines recken·
do soltu mine(n) sin zv strecken·
Daz ich dich lob nach dinem recht·
wan mir svndigem knecht
Ist gar ze vnmv̈glich·
doch ist mine(m) willen nicht treglich
Ich sei dir dinstes bereite
min zvnge(n) mir geleite
Vnd süzze den leute(n) mine stimme·
swez ich in dinem lobe beginne·
Dv hymelische kvneginne·
Einen knecht hite du dir erwelt·
d(er) hete in dine gnade v(er)selt·
Sine(n) leib vnd sin sele·
dez wuchs sin ere
Vor got vnd vor den leuten·
swa in di schrift kan bedeuten·
Da er solte dinen·
dez erwendet in nimen·
Er were dinstes gerecht·
ich han gesprochen er we(r) din knecht
[214] Vrow d(er) englischen schar·
dez wurde(n) alle di gewar
Di her nach mit bischofliche(n) eren·
solden weisen vnd leren·
Den wege zu dem ewige(n) leben·
swaz im vns(er) herre gab v(er) geben·
Daz was vmb anders nicht veile·
denne swen er zv dem ewige(n) heile
Gevuerdern mochte ze tag vn(d) ze nacht·
dar an lag sin vleiz vnd sin macht·
BOnus was er genant·
d(er) name hete in wol ermant
Wan er gute hiez vnd wolde gut tun·
er hete den waisen vuer sine(n) svn
Di witwen vuer sine mvter·
Bonus sprichet guter·
Gvt tete er zware·
taugen vnd offenbare·
Er was d(er) durftige(n) amman·
allez daz er ie gewan·
Daz im zv d(er) notdurft vb(er)wart·
daz wart nicht vntz morge(n) gespart·
Er gedacht ze allen zieten
ane sine hinevart wieten·
DEr von im welle vragen·
wachens kvnde in nicht betrage(n)·
[215] Vasten was sin gewonheit·
wi selte(n) er keinen tak v(er) meit·
Er wurde bichtige vnd svnge·
vf di muter d(er) barmunge
Liez er allen sinen gedingen·
do müste im vo(n) recht an gelingen·
Eines sites er ouch phlak
swenne kome d(er) selbe tak·
Daz ma(n) vnser vrowe(n) hin vart begie·
so v(er)lie er daz nie·
Er were vb(er) nacht an sinem gebet·
eines heiligen nachtes er sam tet·
Zv einen hochziten·
di sache sol werden wieten
Gvte(n) luten kvnt getan·
do sach er den himel offen stan·
Got wolt wund(er) mit im began·
DAz aller schonste sank er v(er)nam·
als ez in wol vo(n) rechte gezam·
Di gotes kint sint genant·
daz niman so schones vant·
Von wunneklicher wise·
daz horte er zem erste(n) ei(n) teile liese·
Dar nach ie baz vnd baz
d(er) h(e)re siner psalme(n) gar v(er)gaz·
[216] DO sach er ein strazze.
di dauchte zv der mazze·
Als er e in de(n) buchen het gesen·
in d(em) himelischen ierusalem·
Sam si wesen solte·
voz durch gesotem golde·
Wol geziret voz vnd innen·
vo(n) berlin vnd vo(n) gimmen·
Recht alsam ez brvnne·
daz was michel liechte an svnne
Do enscheine der ma(ne) noch d(er) stern.
ey was wunne vnd was ern·
Der h(e)re sach in dem mvnst(er) alein·
di heiligen alle gemein·
Si begunde(n) lachen·
sam si in ein senfte wolde(n) machen·
Di do furen zetal·
rechte gegen dem bete sal·
Do dirre lage enkreuzetal·
DI koere waren und(er)scheiden·
vo(n) iungelinge(n) vnd vo(n) meiden
Als si d(er) vorweise solde(n) phlegen·
vnd de(n) magde(n) antwurt geben·
Mit wund(er)licher stimme.
beleitent si di kvneginne·
Der zwelifbote(n) herschaft·
ir orden was erhaft·
[217] Do si sei furte(n) vnd(er) handen·
ein stat si erkanden·
Vor dem alter frone
saz di magde schone·
Vnd hete vf ein guldin krone·
Harte was d(er) bischolfe erkomen·
er hete im ein winkel stat genome(n)·
Do er wande in sehe nimen·
do vragte(n) die bote(n) w(er) da got solde dinen·
Bonus sp(ra)ch di frone maget·
d(er) sol werden h(er) fuer geladet·
Den ich dar zv wirdige(n) erkenne·
daz ich in zv min(er) genoschaft benen(n)e
Di rede er harte wider saz·
er smukte si\ch/ zv samne baz.
Hinder den pheiler·
daz gebot duchte in swere·
Er enphalich sich got in sein gebet
do entweich di sevl vo(n) der stet·
Wol zwelif klafter weit·
daz zeiche(n) sach ma(n) do vn(d) nimm(er) me seit·
Bi der hant vienge(n) si den herren·
si furte(n) in mit eren·
Do di frone magde saz·
getrostet wart er ab(er) baz
Daz er sines vnmuetes erwant
si gesegent in mit d(er) hant·
[218] Do reichte(n) im di engel her·
daz messegwant mit grozer er·
Als er vuer den alter gie·
manige(n) zaher er do lie·
Di im in sinen busme(n) fluzzen·
vnd di himel wat beguzzen·
Wan er sich vnwirdik erkant·
do in di maget zv benant·
Und ein wund(er) daz geschach·
do er daz gebete vor dem alt(er) sp(ra)ch·
So ma(n) tut zv ein(er) islichen messe·
do sp(ra)che(n) di zwelifbote(n) gar gewisse·
Den ware(n) indulgenciam·
daz douchte de(n) h(e)ren trostsam·
Ovf hvbe(n) di himelischen degen
daz ampte schon vnd eben·
Daz dez tages zesingen was·
vo(n) ir di gegenwuertig saz·
Wem geschach solihes ie icht mer·
daz di erzengel her
Im reichten daz opher an·
vntz di messe ein ende nam·
Vnd stunden gezogenlichen an·
vntz d(er) bischolf sine gehorsam·
Den zwelifboten er raichet·
vor de(m) er sich nider naiget·
[219] Si gaben im vrloub zv dem segen·
vnd neigte(n) sich gar hin gegen.
Do sprach di maget frone·
nim binstman bone·
Hab dur ditz messegwant zvlone·
Do wart di kvneginne Maria·
also schire di ober bra·
Di nidern gerüret·
daz si zv himel wart gefuret
Der bischolf stunde eine·
sin gebete was reine·
Vntz an di mettin·
do komen di sin·
Wol gelerte(n) kaplan·
di im waren vndertan
Do so traten in den tuem·
si douchte als ein balsamum·
Allenthalben were geströwet·
si wurde(n) grozlich gefröwet·
Nicht betrouk si ir sin·
si sp(ra)chen got were do mit samte in·
Daz erzeigte do dez bischolf gewin·
Er beleibe mit in stete·
wa(n) er erkom aller vo(n) der wete·
Di dennoch vf dem alter lag·
do im erscheine d(er) liechte tag·
[220] Do lie si der bischolf schovwen·




























Lateinische Vorlage

Liber de Miraculis Sanctae Die Genetricis, Capitulum 38[1] Übersetzung[2]

Praesul erat quidam Domino gratus,
Ex Francorum genere natus.
Bonus erat ei nomen,
Quod designat bonum omen.
Iste juxta Domini legem
Custodivit suum gregem:
Sanctitatis dans exemplum,
Sancti Michaëlis petiit templum,
Solus in obscuro loco orat,
Dominumque puro corde rogat,
Planctus agit, pectus tundit,
Inter fletus preces fundit.
Quo cum veniens plebs abscedit,
Et ad sua quisque redit.
Ille solus ibi jacet,
Ut Divinae laudi vacet
[59] Custos loca perscrutatur,
Ne quis ibi relinquatur.
Hic manere solus audet,
Nec se posse capi gaudet:
Dumex corde Domino psallit,
Perscrutantes servos fallit.
Hi recedunt, iste orat,
Et culparum memor plorat.
Hora noctis intempesta,
Dum revolvit sua gesta,
Dum amaros agit planctus,
Angelorum audit cantus,
Oblectatur dulci melo,
Descendente quasi e coelo.
Namque verba vocum audit,
Memorique corde claudit:
Admiratur tanto sono,
Tam suävi gaudet tono.
Dum precatur Dei Numen,
Videt late fusum lumen,
Et coelestis adest coetus,
Unde virum subit metus.
Angelorum chorus petit,
Et vexilla sua vehit:
Subsequuntur Sancti Dei,
Quos precamur omnes rei,
Inceditque sic festiva
Virgo Mater, sicut Diva.
Quae rogata, quis cantaret,
Vel qui Missam celebraret,
Bono, inquit, hoc concedo:
Illum enim dignum credo.
Verba praesul audiebat,
Seque tremens retrahebat.
Ipse lapis cedens ei
Servat signum hujus rei.
Statim Sancti Bonum quaerunt,
Et quaesitum invenerunt.
[61] Exterritus signo crucis se munit,
A thalamo procedit:
Occurrentes sibi ministros salutat,
Et errare se putat.
Tandem ad se Praesul reversus consedit,
Et, quae sibi acciderant, suis cum stupore patefecit.
O quam pia & quam benigna,
Omnique laude est digna
Mater Christi intacta,
O quam mira, quam pia ejus facta,
Quae sic parcens negligenti
Sanum reddidit suae genti,
Malens illum poenitere,
Quam pro culpa mox delere:
Bene autem vigilantem,
Et se devotius exorantem
In tantum dilexit, ut vestem
Ei largiretur coelestem
Volens eum celebrare
Opus Dei salutare!
Et ne quis incredulus hoc putet falso inventum,
Hujus veritatis cognoscat argumentum.
Nam adhuc durat idem vestimentum,
Nullum ferens detrimentum.
Aleupnensis urbs praedives, Orienti tota patens,
Occidenti partim latens,
Fama clara,
Belli non ignara,
Clarus Mons nuncupatur,
Apud quem conservatur
Illa bona Boni vestis,
Raro visa nisi diebus festis.
Est autem eadem vestis suavissimi odoris,
Et nitentis coloris,
Mirae lenitatis,
[62] Et levitatis.
Modus autem contexturae,
Vel cujus sit creaturae,
Prorsus ignoratur.

Dominus quidem Herebertus Norwacensis se hanc vidisse, se contrectasse dicebat, nec qualitatis ejus aliquod indicium invenire poterat. Ergo qui istam non credis vere, ut dico, ita esse, vade, & fac tibi fidem: vestem hanc illic invenies. Vide, & laudes Domino referre memento. Ne obliviscaris mane Stellae maris, cujus donis non privatur, quisquis ei devote famulatur. Ipsi & ejus Nato honor, laus & virtus in secula amen.

Es war einmal ein Bischof, der Gott dankbar war,
abstammend aus dem fränkischen Geschlecht.
Er hatte einen guten Namen,
der ein gutes Omen bedeutet.
Er hütete seine Herde
nach dem Gesetz Gottes:
Als Beispiel der Heiligkeit
suchte er den Tempel des Heiligen Michael auf.
Allein an einem dunklen Ort betet er,
und mit reinem Herzen fleht er Gott an.
Er klagt, schlägt sich an die Brust.
Unter Tränen spricht er Gebete.
Wenn die Menschen, die gekommen waren, scheiden,
und jeder in sein Eigenes zurückkehrt,
liegt er dort allein,
um frei zu sein, das Göttliche zu preisen.
Der Wächter durchsucht die Orte,
damit niemand zurückbleibt.
Hier allein zu bleiben wagt er
und freut sich, dass er nicht gefangen werden kann:
Er singt dem Herrn aus vollem Herzen,
er täuscht seine suchenden Diener.
Diese ziehen sich zurück, dieser betet,
und erinnert sich seiner Fehler, weint.
In der stürmischen Stunde der Nacht,
während er über seine Taten nachdenkt,
während er bittere Klagen ausstößt,
hört er den Gesang der Engel,
er erfreut sich an der süßen Melodie,
die wie vom Himmel herabsteigt.
Denn er hört die Worte der Stimmen,
und verschließt die Erinnerung in sein Herz:
Er staunt über solch einen großen Klang,
er freut sich über solch einen süßen Ton.
Während er zur Gottheit betet,
sieht er das Licht weit ausgebreitet,
und eine himmlische Versammlung ist anwesend,
woher Furcht im Menschen entsteht.
Der Chor der Engel betet,
und trägt seine Banner:
Die Heiligen Gottes folgen,
zu denen wir alle beten,
und so schreitet die festliche
Jungfrau Maria voran wie eine Göttin.
Als sie gefragt wurde, wer singen
oder die Messe feiern solle,
sagte sie: „Bono, ich gewähre es:
Denn ich halte ihn für würdig.“
Der Prälat hörte die Worte,
und zitternd zog er sich zurück.
Der Stein selbst, der ihm nachgab,
bewahrt ein Zeichen davon.
Sofort suchten die Heiligen Bono,
und sie fanden, was sie suchten.
Erschrocken stärkt er sich mit dem Kreuzzeichen.
Er verlässt den Saal.
Er grüßt die ihm entgegeneilenden Geistlichen.
Und glaubt, er irrt sich.
Schließlich kam der Prälat wieder zu sich und setzte sich
und enthüllte staunend seinem Volk, was geschehen war.
Oh, wie fromm und gütig,
und allen Lobes würdig ist
die Mutter Christi, unberührt.
Oh, wie wunderbar, wie fromm ihre Taten,
die so die Nachlässigen verschonte
und ihrem Volk das Heil zurückgab,
um es lieber zur Reue zu bewegen,
als es bald für seine Schuld zu vernichten.
Bene, den Wachsamen,
den sich in tiefer Hingabe um Gnade Bemühenden,
liebte sie so sehr,
dass sie ihm ein himmlisches Gewand schenkte,
um ihn als heilsames
Werk Gottes zu feiern!
Und damit kein Ungläubiger dies für eine Lüge hält,
möge er den Beweis dieser Wahrheit erfahren.
Denn dasselbe Gewand besteht noch immer,
und erleidet keinen Schaden.
Die Stadt Aleppo, überaus reich, nach Osten hin offen,
zum Westen halb verborgen,
von strahlendem Ruhm,
nicht unerfahren im Krieg,
wird der Strahlende Berg genannt,
von dem dieses
gute Gewand der Guten bewahrt wird,
das man nur an Festtagen sieht.
Nun hat dasselbe Gewand den süßesten Duft,
und es ist von leuchtender Farbe,
von wunderbarer Weichheit,
und Leichtigkeit.
Doch die Art seiner Weberei,
oder wessen Erzeugnis es ist,
ist völlig unbekannt.

Herr Herbert von Norwac sagte tatsächlich, er habe es gesehen, berührt und keinen Hinweis auf seine Beschaffenheit finden können. Wer also nicht glaubt, dass es wahrhaftig so ist, wie ich sage, der gehe hin und überzeuge sich selbst: Du wirst dieses Gewand dort finden. Sieh es und denke daran, dem Herrn Lob zu zollen. Vergesst am Morgen nicht den Stern Maria, deren Gaben demjenigen, der ihr fromm dient, nicht vorenthalten bleiben. Ihr und ihrem Sohn sei Ehre, Lob und Tugend für immer und ewig.

Anmerkungen

  1. Text nach Pez, Bernard/Crane, Thomas Frederick (Hg.): Liber de Miraculis Sanctae Die Genetricis. Wien 1731 (online), S. 58-62.
  2. Automatisierte Übersetzung (google)