Der Minne Gericht (Der elende Knabe) (B459)
Der Minne Gericht (B459) | |
---|---|
AutorIn | Der elende Knabe |
Entstehungszeit | Überlieferung ab 1459 |
Entstehungsort | |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Heidelberg, Universitätsbibliothek: Cpg 344, 1r-33v Berlin, Staatsbibliothek: Mgf 488, 290r-313r Heidelberg, Universitätsbibliothek: Cpg 313, 409r-439v Druck Straßburg 1499: Matthias Hupfuff (GW 1619): 3r–34r Druck Straßburg 1510/1511: Matthias Hupfuff (GW 1619/10N; VD16 A 2321): 3v–34r Druck Frankfurt am Main 1580: Johann Spiess (olim Berlin SBB-PK, Yf 6601 (Kriegsverlust)) Druck Magdeburg 1606: Johann Francke (verschollen) |
Ausgaben | |
Übersetzungen | |
Forschung | Klingner, Jacob: Der elende Knabe; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 814-820 |
Inhalt
Ein Sprecher leidet an unerwiderter Liebe und sucht Trost in der Natur. Dort trifft er eine verurteilte Dame, die gesteht, einen treuen Verehrer grausam behandelt zu haben. Auf Klage des Mannes hatte Frau Venus sie vor ein Minnegericht gestellt: Nach Schuldeingeständnis wird sie entehrt, mit schwarzer, zerrissener Kleidung in die Wildnis verbannt. Die Dame bittet den Sprecher um Fürbitte und warnt alle Frauen vor Hartherzigkeit.
Der Sprecher sucht selbst das Minnegericht. Frau Liebe führt ihn zu Venus’ Hof mit personifizierten Tugenden (Treue, Staete, Güte, Ehre, Zucht, Scham, Aventiure). Dort klagt er sein Leid. Statt eines Urteils erhält er einen Auftrag: Er soll als Bote die Gebote und Regeln der Minne verkünden. Venus lehrt 13 Gebote (u. a. Freigebigkeit, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit, Treue, Ehre, höfisches Verhalten) und mit den Tugenden 33 Regeln zur rechten Liebe (Macht der Minne, Exklusivität, Zeichen wahrer Liebe, Gefahren von Treulosigkeit und Wankelmut, Vorrang von Tugend und Dienst; drei Stufen der Liebe: Entstehung – Bewährung – Vollendung).
Auf seine Bitte wird der verurteilten Dame vergeben. Für seinen eigenen Fall lautet die Weisung: Er soll die Geliebte vor Hartherzigkeit warnen; verweigert sie weiter Gnade, drohen Schande und Prozess. Der Sprecher gelobt, bei Erhörung zu vergeben, erhält Lob der Tugenden, verabschiedet sich und kündigt an, die Minnelehre zu verbreiten, damit rechte Liebe gefördert und Untugend bestraft werde. Datierung: 1459.