Dimpel, Friedrich Michael: Keine Kausalität
Zitation
Dimpel, Friedrich Michael: Keine Kausalität. Poetische Gerechtigkeit, finales und lineares Erzählen im Begrabenen Ehemann und in der Frauentreue. In: Wagner, Silvan (Hg.): Mären als Grenzphänomen. Berlin 2018, S. 87-116
Beschreibung
Friedrich Michael Dimpel widmet sich der Rezeptionssteuerung durch lineares und finales Erzählen. In den Mären Der begrabene Ehemann und Frauentreue verfolgt er die Verwendung höfischer Erzählmuster und die damit einhergehenden Modi finaler und kausaler Rezeption. Am Begrabenen Ehemann kritisiert Dimpel zunächst eine reine Finalitätsvermutung, die bislang in der Forschung oftmals angelegt wurde, da beim Stricker grundsätzlich von einer Restitution des Ordo ausgegangen wird. Stattdessen lässt sich nachweisen, dass aus der Perspektive des Ehemannes dessen Verhalten durchweg linear motiviert ist. Diese lineare Perspektive, die zwischenzeitig durchaus als höfische Minnegeschichte lesbar wäre, wird konterkariert durch eine kausale Perspektive, die den Ehemann als Opfer seiner Dummheit zeigt. In der Frauentreue dagegen bricht eine große Diskrepanz zwischen suggeriertem und tatsächlichem Erzählziel auf, wobei viele höfische Motive anzitiert und unerwartet ausgeführt werden, sodass sowohl finales als auch lineares Erzählen in die Krise geführt werden. Damit zeigt das Märe Grenzen konzeptioneller Prozesse der Rezeptionssteuerung auf.
(Wagner, Silvan: Vorwort, S. 8f.)