Drei listige Frauen D (Hans Sachs)

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Drei listige Frauen D

AutorIn Hans Sachs
Entstehungszeit 07.11.1548 (Fassung a)
17.09.1548 (Fassung b)
11.03.1551 (Fassung c)
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung
Ausgaben Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 109, Band 1, S. 309-311 (Fassung a)
Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 525, Band 4, S. 422-424 (Fassung b)
Goetze, Edmund/Drescher, Carl (Hg.): Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, Nr. 708, Band 5, S. 166-168 (Fassung c)
Übersetzungen
Forschung Raas, Francis: Die Wette der drei Frauen

Zur Stofftradition vgl. Drei listige Frauen (Erzählstoff).

Synopse der drei Fassungen

Fassung a[1] Fassung b[2] Fassung c[3]

Die drey frawen mit dem porten.


Uf einem weg drey frawen frey
Fuenden ein porten alle drey.
Nuen wolt ide den porten hon,
erst sprach: "Welche iren man
aller sersten mag petoeren,
Der selben sol der port gehoeren."
Die sach war schlecht. Die erst haim lieff,
Fand, das ir mon dort lag und schlieff,
Rues und saffran sie im an straich
Und macht in allen schwarcz und plaich,
Weckt in, schray: "O, ich pin vertorben;
Mein lieber man, dw pist gestorben."
Sie trug im ainen spiegel dar.
Als er so plaich und doetlich war,
Schwig er zbd rett kain wort darwider,
Er het sich erst geleget nider,
Die nacht war gsessen pey dem wein,
Sich vol geluffen wie ein schwein.
Sie neet in ein; als es wolt dagen,
Wurd er in die kirchen getragen.
Die ander fraw ging haim zw hand,
Iren man sie auch schlaffent fand,
Der nachtz stuedvol gewesen war.
Wie pald sie im ein platten schar,
Sprach: "Herr, stet auf! vor allen dingen
Dem Kuenczen muest ir selmes singen."
Er sprach: "Ersichst mich fur ain pfaffen?"
Sie sprach: "Herr, thueet nit lang umb gaffen!
Er grieff die platen auf dem kopf,
In sagrer ging der folle dropf,
Der platen halb unkentlich war,
Legt sich an, ging uber altar,
Die drite fraw auch haim hin lieff,
Fand, das ir man vol war und schlieff.
Sie weckt in, spieb in paide hendt,
Strich im die ueber seine lendt,
Gleich sams die federn im abstrich:
"Dw folle saw, wie hastw dich,"
Sprachs, "in klaidern geschwellet nider?
Ste auf, ge in die kirchen wider!
Dein nachtpawr Kuenczen wirt man pfingen."
Er sprach: "Was sagstw von den dingen?
Sol ich nachet int kirchen gon?"
Sie sprach: "Hast doch dein klaider on,
Dw folle saw, has nit abzogen."
So ging der drit man hin petrogen.
Als man zw opfern anefing,
Der nackat auch gen opfer ging,
Doch ging er seines pewtels irr,
Er sucht, griff im selb an das gschirr.
Der pfaff sach dis und sprach: "Dw narr,
Gestw den nackat in die pfarr?"
Der nackat sprach: "Was machtw hie?
Dw lernst doch kain puchstaben nie."
Der dor dieser nerrischen sachen
Fing auf der par lawt an zw lachen.
Der pfaff den nackatn pey der hant
Fuert, da er auch den doten fant.
All drey sie wider gings zuem wein.
Welcher frawen der port sol sein,
Gieb ich euech, maister und geselen,
In der sach ein urtail zu fellen.

Anno salutis 1548, am 7 tag Nouembris.

Die drey frawen mit dem porten.
In dem rosen thon Hans Sachsen.

1.
Auf ainem weg drey frawen freye
Funden ain porten alle dreye.
Nuen wolt ide den porten hon,
Die erst sprach: "Welche iren man
Am aller sersten kan petoeren,
Der selbig sol der port gehoeren."
Die sach war schlecht: die erst haimlieffe,
Fand, das ir man lag unde schlieffe,
Rues und saffran die im anstraich
Und macht in allen schwarz und plaich,
Weckt in, schray: "O, ich pin vertorben;
Mein lieber mon, dw pist gestorben."
Sie trug im ainen spigel dar.
Als er so plaich und doetlich war,
Det er kain wort sagen darwider.
Er het sich erst geleget nider,
Die nacht war gsessen pey dem wein,
Sich vol gesueffen wie ein schwein.
Sie neet in ein: als es wolt tagen,
Wuert er in die kirchen getragen.

2.
Die ander fraw ging haim zw hande,
Iren man sie auch schlaffent fande,
Der nachtz stued vol gewesen war.
Wie pald sie im ain platen schar,
Sprach: "Herr, stet auf vor allen dingen!
Dem Kuenczen mueest ein selmes singen".
Er sprach: "Ersichst mich fuer ain pfaffen?"
Sie sprach: "Herr, thueet nit lang umbgaffen!"
Er grieff die platen auf dem kopff,
In sagrer ging der volle dropff,
Der platen halb unkentlich gare,
Legt sich an, ging uber altare.
Die drite fraw auech haimhin lieff,
Fand, das ir mon vol war und schlieff,
Sie wegt in, speit in paide hende,
Strich im die uber seine lende,
Gleich sams die federn im abstrich:
"Dw folle saw, wie hastw dich",
Sprachs, "in klaidern geleget nider?
Ste auf, ge in die kirchen wider!

3.
Dein nachtpauer Kuenzen wirt man pfingen."
Er sprach: "Was sagstw von den dingen?
Sol ich int kirchen nachat gon?"
Sie sprach: "Hast doch dein klaider on,
Dw folle saw, has nit abzogen."
So ging der gueet man hin petrogen.
Als man zw opfern ane singe,
Der nackat auch gen opfer ginge.
Doch ging er seines pewtels ir,
Er sucht und grieff an sein geschirr.
Der pfaff sach das und sprach: "Dw narre,
Gestw den nackat in die pfarre?"
Der nackat sprach: "Was machtw hie?
Dw lernst doch kain puchstaben nie".
Der dot dieser nerrischen sachen
Fing auf der par lawt an zw lachen.
All drey gingens wider zuemb wein.
Welcher fraw nuen der port sol sein,
Gieb ich euch, maister und geselen,
Ein urtail in der sach zw felen.

Anno salutis 1548, am 17 tag Septembris.

Die drey genarrten pauren.
In dem spiegel thon Erenpoten.

1.
Drey pewerin peschlosen pey dem weine,
Die am groesten narrt iren man,
Solt untr in maister seine.
Nuen waren ir weder aldrey
Die nacht stueedfol haim kuemen.
Die erst fand iren man da haim im pete,
Rues und saffran sie im anstraich
Und ser vast wainen dete,
Sprach: "Mein man, dw gestorben pist,
Der dot hat dich genuemen."
Sie langt im ainen spiegel dar.
Als er sich sach so doetlich dar,
Glaubt ers und lag erschrocken.
Sie net in ein, lies in gen kirchen tragen.
Die ander fraw ain platten schueer
Irm man; als es wolt tagen,
Sprach: "Stet auf, herr, singt die selmes,
Man lewt schon alle glocken.


2.
Wan unser nachpar Doetsch der ist verschieden."
Er sprach: "Sichst vuer ain pfaffen mich?
Khey weck! las mich zw frieden!"
Doch grieff er im selb auf den kopff,
Fünd die platen geschoren.
So voll und doll in die sacristey rennet,
Pruempt, samp er pet, der platen halb
Kein pawer in nit kennet,
Gschirrt sich an, stuend ueeber altar,
Sangs requeiem da foren.
Iren man weckt die drite frwa,
Sprach: "Wie hast dich, dw folle saw,
In klaidern gelegt nider?!
Ste auf, ge gen opfer mit andern paueren!"
Er sprach: "Nackat mag ich nit gen."
Sie sprach: "Secht zw dem lawren!
Dw hast doch all dein klaider an."
Er ging, ret nicht mer wider,


3.
Kam also noch halb fol, nackat int pfarre;
Iderman auf in dewten was.
Als opfern wil der narre,
Grieff er lang nach dem pewtel uemb,
Er grieff zw leczt sein gschirre.
Der pfaff sprach: "Thueest nackat int kirchen traben?"
Der nackat sprach: "Was machsten dw?
Lernst doch nie kain puchstaben."
Der auf der par hueeb an und lacht,
Das sie paid waren irre.
Der pfaff und nackat gingen dar,
Namen den doten auf der par,
Gingen wider zuemb weine. -
Welch pewrin die maisterschaft hab gewuenen,
Das gib ich zw urtailen euech.
Wo noch so unpesuenen
Sich die man fueellen wie die sey,
Narrens die weiber feine.

Anno salutis 1551, am 11 tag Marcii.