Kategorie:Quelle Losbuch

Das Losbuch ist bislang in den einschlägigen Systematiken vormoderner Kleinepik nicht enthalten (vgl. etwa Achnitz, Wolfgang: Das Feld der literarischen Kleinformen im Mittelalter, Jolles, André: Einfache Formen, Jauß, Hans Robert: Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur, Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung). Die Aufnahme der Losbücher unter die kleinepischen Formen erscheint nichtsdestotrotz als sinnvoll, da sie kurze, jeweils für sich abgeschlossene Texte versammeln. Das Losbuch ist unter die dialogischen Formen zu zählen, da seine einzelnen Textbausteine (die Losbuchsprüche) auf Fragen von Lesern und Leserinnen antworten und/oder die Rezipierenden bzw. Nutzenden in direkten Du-Ansprachen ansprechen.

Nach der Form der Texte lassen sich drei Losbuchtypen unterscheiden: "Losbücher sind geschlossene Sammlungen kurzer Texte (Losbuchsprüche, lat. sortes), die so eingerichtet sind, dass sie über einen Zufallsmechanismus (Würfeln, Kartenziehen, Losraddrehen etc.) zur Lektüre ausgewählt werden können. Die Losbuchsprüche können dabei entweder konkrete, zuvor auswählbare und ausformulierte Fragen beantworten (Losbücher mit Fragen) oder unspezifischere Aussagen treffen, die die Leser*innen auf sich oder andere beziehen können (Losbücher ohne Fragen). Häufig werden die Leser*innen dabei direkt angesprochen. Einen dritten Losbuchtyp bilden die Losbücher, die einen unabhängig von der Losbuchtradition entstandenen Text so präsentieren, dass dieser als Losbuch (also über einen Zufallsmechanismus gesteuert) gelesen werden kann." (Heiles, Marco/Reich, Björn/Standke, Matthias: Das Losbuch im Medienwandel, S. VII).