Weingrüße Cod. Quart 564

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Signatur

Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Cod. Quart 564, 137v-140r

Transkription[1]

[137v]
Der weingruß und segen der erst

Nu gruß dich got du lieber netzen gum(m)en
Ey warumb wiltu nit offt zu mir kum(m)en
wer hat mich neur verlogen gen dir
Doch kumpst manchem altzu schier
Un(d) machst das im sein zung hinckt
wenn er zu offt fur sein gesellen drinckt
Und machst das mancher mit red anstöst
Wenn er dich zulang am mund lest
Und machst das mancher sein haupt ser clagt
Wen(n) er die trunck zu groß hat gemacht
So machstu das manchem sein weyb ser flucht
Wenn er dich zuofft im weinhauß sucht
So machstu das weyb un(d) kint offt prum(m)en
Wen(n) er nit bey zeyt wil von dir kommen
Un(d) heymhin get bey mannes schein
Doch ist die schult nicht eytels dein
Das mancher heymhin kumpt so spet
Der würffel die karten und das spilpret
Die machen das mancher offt zulang hart
Daru(m)b in weyp und kint anplart
Der wil ich dir als keins zusachen
Wen(n) du mich frolich kanst machen

[138r]
Mit deinem sussen senften trab
Darumb ich freuntschafft zu dir hab
Wann auß eine(m) krug wer mir lieber ein susser tropff
Dan(n) ein gantz eymer wassers auß eine(m) guldein kopff

Das gesegen

Nu gesegen dich got du cristenreiche labung
Du wolzeltende sanfttrabung
Du süsses meyen pad mein(er) zung(e)n
Du frischest mir die lebern und feuchtest mir die zlung(e)n
Als wen(n) es auf eine(m) durren arcker taut
Wen(n) man dich in eine(m) gleßlein schaut
So kan man deins herren frümekeyt schetzen
Ob er dich gefelscht hab mit seine(m) fetzen
Das er mit dir treybt uber jar
Mit milch und auch mit ayer clar
Mit stain saltz und auch mit sweynne(in) swartten
Domit der keler knecht dein muß warten
Mit senff mit weydaschen und mit tropffwu(r)tz
Davo(n) dein adel offt nympt untersturtz
Der zol hat dich ubel gesmaltzen
So hat dich das ungelt gar versaltz(e)n
Das enpfinden die armen in der taschen
Wen(n) man dir den den spunt sol waschen
So müssen den(n) zweintzig maß wasser zulauffen
Wer das den(n) für wein wil verkauffen
Der wil seinen als getreulich bezalen
Als einer der gut mel auß meußkot wil malen

[138v]
Der annder gruß
Nue gruß dich got du lieber reben knecht
Du pist mir winter und sumer gerecht
Wann du machst münch und pfaffen geyl
Das sie offt ziehen an dem narren seyl
Du tröst die paur(e)n in eine(m) wircken kytel
Du tröst die crancken in dem spital
Du trost die lamen und die plinden
Wen(n) sie dich neu(e)r feyl kunnen finden
Du tröst auch all kindelpetterin
Es sey dann das in geltz zurynn
Du trost all pilgreym auf walweg(e)n
Und hilst in hin in wint un(d) in regen
Du trost die nun(n)en an den clausen
Dorumb so wil ich dich ger(e)n behausen
Wann du pist mir ein lieber gast
Mancher hat weder rue noch rast
Als lang biß er kumpt zu dir
Nue grüß dich got gee her zu mir
Wen(n) als mein traue(r)n weicht von mir ab
Wenn ich dein ein seydel in ein(er) vierteilkantel hab

Das geseg(e)n
Nue geseg(e)n dich got du liebe reben prü
Umb dich so hab ich grosse arbeyt un(d) mü
Biß ich dich wieder zumir preng
Du pist mir gar ein sus gespreng
Doch wer zulang bey dir wil harren

[139r]
Pcursor
her wirt ir sult uns urlaub geben
und furt im hauß ein rechts leben
habt ir vyh so lat sein wol warten
So gewin(n)t ir guten mist im garten
habt ir eehalten die eue(r)n willen volbring(e) n
Die sult ir biß jar wiederumb ding(e)n
Und leckt im pad
Den zelen die weysen für eine(n) narren
Wer dein zuvil auf sich legt
Der hat sein synn wol halp verzett
Wer dich nicht hübschlich trincken kan
Der kreygirt auf der narren pan
Wer dein zuvil an die oren henckt
Der hat sein weyßheit außgeschenckt
Der stuck ich keins an dir wil schau(e)n
Und wil altag dein lob vernewen
Got mach selig all man und frau(e)n
Die dich am hohen perg her hauen
Und das in nym(er) leyt geschech
far hin und halt dich in der nech
Wan(n) ich dich alltag wil wiedersuch(e)n
Und solt mir dorumb weyb und kint fluch(e)n

Der drytt gruß

Nue gruß dich got mein allerlibster trunck
Ich was dir holt do ich was jung

[139v]
So wil ich im alter auch nicht von dir weich(e)n
Ich wil dir nacht und tag nach sleichen
Und wo du pist da pin ich auch ger(e)n
Wan(n) ich kraussen un(d) pecher wol kan ler(e)n
Und auch slauch(e)n auß dem glaß
Das lernt ich do ich jung was
So dunckt mich ich thue im im alter auch recht
All mein freunt hab(e)n dich nye v(er)smecht
Wan(n) du zeuchst an dich als der magnet
Mancher zu mittem tag zu der get
Und kaum von dir kumpt zu mitter nacht
Das hab(e)n als dein suß züg gemacht
Und wurfst sie in das kot der nyder
Noch gen sie des morgens all ger(e)n hinwieder
Und suchen solich lieb und freuntschafft zu dir
Als werstu ir leiblicher prudir
All juden heyden un(d) cristen die pieten
Das got beschirmen wöll und befriten
Den stock die reben da du an hangst
Wenn du so lieblich vor mir prangst
Wie mocht ich dir nu das v(er)sag(e)n
Ich muß dich setz(e)n an meine(n) krag(e)n
Wan(n) es kumpt mir zugrossem schaden
Nu schucht euch all lieben zen ir müß <wat(en )>

Das geseg(e)n
Nue gesegen dich got du aller liebster trost
Du hast mich offt vo(n) grossem dorst erlost

[140r]
Du machst mir mein glieder keck
Und jagst mir all mein sorg weck
Und machst manchen pettler frölich
Der allnacht mir legt auf eine(r) plossen frölich
Du machst tantzen munich und nunne(n)
Das sie nit tetten truncken sie prunne(n)
Du machst manch(e)n hantwergs man
Das er in zrüerssen cleydern(n) muß gan
Das in sein zen mer koscen zupaden
Dan(n) haupt hend fuß und waden
Die alten paur(e)n in den dorffen
Die hastu offt in das kot geworffen
Wenn sie sich nesteln(n) an die weinreb(e)n
Das sey dir als vor got vergeb(e)n
Und ich peüt dir bey pebstlich(e)n pannen
Du seist bey frau(e)n oder bey mannen
So kum herwieder bey rechten zeyten
Wenn ich muß mein munt offt in die swem reyten
swem reyten


Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.