Weingrüße Ms. 1590

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Signatur

Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 1590, 121v-124v

Transkription[1]

[121v]
Vom Wein
Nun gruß dich got du lieb(er) gum(en)
War um(b) wiltu nit ofter zu mir /kume(n)\
Wer hat mich nairt gen v(er)log(en) gen dir
Doch kumstu mang(em) nairt zu schier
Un(d) machst das im sein zung(en) hinckt
Wen er zu oft für sein geselle(n) drinckt
Du machst das mang(er) mit d(er) red stest
Wen er dich zu lan(n)g am mun(n)d lest
Un(d) machst das mang(er) sein haubt ser /klagt\
Wen das er die drunck zu groß hat ge/macht\
So machstu das ma(n)ge(r) sein weib ser \flucht/
Wen(n) er dich zu oft im weinhauß sucht
So machstu daz weib un(d) ki(n)d oft prume(n)
Wen er nit wezeit vo(n) dir wil kume(n)
Un(d) heimhin gen pey manes schein

[122r]
Doch ist die schuld nit eitel dein
Das mang(er) heimhin kümpt als spet
D(er) wurffel un(d) karte(n) un(d) das spilpret
Das macht das mang(er) zu la(n)g oft ha(r)t
Dar um(b) in weib un(d) kind anplart
Der wil ich dir alles(s) keins zu schad(e)n
Wan du mich frolich kanst machen(n)
Mit deine(m) susse(n) senfte(n) trab
Dar um(b) ich freuntschaft zu dir hab
Wan auß ein krug wer mir dein vil lieb(er )
Dan ein gancze(r) eime(r) wasse(r) auß eim guld(en) \kopf/

Vom wein
Nun gesegen dich du kreftreiche /labu(n)g\
Du wol zeldne sanfte drabu(n)g
Du susses meyenpad mein(er) zung(en)

[122v]
Du sust mir die lebern un(d) schleust mir /die zung(en)\
Als wen es auf dure(m) acke(r) drait
Wen ma(n) dich in ein glas schait
So kan man deines her(re)n fru(m)keit schaue(n)
Ob er dich gefelst hab mit sein klaub(e)n
Das er mit dir dreibt ub(er) jar
Mit milich un(d) auch mit eitel klar
Mit stein salcz un(d) mit schweine(in) swarte(n)
Do mit d(es) kelers knecht dei(n) muß warte(n)
Mit senft un(d) waidass(e)n un(d) mit tropfwurcz
Da vo(n) dei(n) adel oft ni(m)pt untersturcz
Der zol hat dich ubel gemalcze(n)
So hat dichs ungelt gar v(er)salcze(n)
Das pruffe(n) die arme(n) in d(er) tasche(n)
Wen ma(n) dir den spunt sol wasche(n)

[123r]
So musse(n) yy moß wassers zu lauffen
Wer das dan vur wein wil drincken kauffen[2]
D(er) wil sein nechste(n) als dreulich wezale(n)
Als ein(er) d(er) got mel auß meußkot sol male(n)

Nun gruß dich got du lieb(er) drunck
Ich was dir holt do ich waz ju(n)k
So wil ich im alter nit vo(n) dir weiche(n)
Ich wil dir tag un(d) nacht nach schleiche(n)
Un(d) wo du pist do pin ich ger(e)n
Wan ich kan krausen un(d) pech(er) ler/e\n
Un(d) auch wol schlauch(e)n auß de(m) glas
Das lernet ich do ich ju(n)ck was
Doch dunckt mich ich thu im alt(er) auch /recht\
Wan mein freunt hab(e)n dich nie v(er)schmecht

[123v]
Wan du zeuchst an dich als der maget
Maniger zu mittag zu dir get
Un(d) kaum vo(n) dir ku(m)pt uncz mitt(er) nacht
Das habe(n) die sussen zug gemacht
Und wurfstus zehe(n) dz nachtes ins kot /nid(er)\
Un(d) suche(n) solich lieb un(d) freuntschaft zu dir
Sam werstu ir leiplich(er) prud(er)
Als jude(n) un(d) kriste(n) un(d) haid(e)n pit(e)n
Das got weschau(ern) wol un(d) wefrite(n)
Den stok die reb dar an du hangest
Wan du als lieplich vor mir p(r)angest
Wie mocht ich dir dan im(mer) dz v(er)sag(e)n
Ich must dich her ein giesse(n) in mein \krage(n)/[3]

[124r]
Nun gesegen dich got du all(er) liebst(er) trost
Du hast mich oft vor grose(m) du(r)st erlost
Du jagest mir al mein sorg hin wek
Du machst mir al mein glid(er) kek
Wan du machst mang(en) petler frolick
Der al nacht leit auf eim plose(n) strolich
So machstu dancze(n) mu(nc)h un(d) nünne(n)
Das sie su(n)st nit dete(n) dru(n)cke(n) sie /ein\ prune(n)
So machstu ma(n)g(en) hantwerkman
Das er in eim zurisse(n) kleid muß gan
Die alte(n) paure(n) in de(n) dorffe(n)
Der hastu ma(n)g(en) inß kot geworffe(n)
Wen sie sich nesteln an ein wein rebe(n)
Das sey dir als v(er)gebe(n)
Un(d) ich peut dir pey pebstliche(n) pane(n)

[124v]
Du seist bey ma fraue(n) od(er) bey mane(n)
So ku(m) herwid(er) zu recht(er) zeit
Wan ich de(n) mu(n)t oft in de die schwem /reit\


Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.
  2. Von anderer Hand korrigiert.
  3. Links am Rand die Zeichnung einer Weinrebe.