Weingrüße VD16 ZV 30224 (d6)

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Signatur

Druck "Rebhenssleins Grus und Segen", o.O. 1581 (VD16 ZV 30224)

Transkription[1]

[1]
Rebhenssleins Grus und Segen

Rebhenßleins segen haiß ich
Guten wein gruͤsz ich
Dann er hat offt erfreuet mich
Drumb ich im lob und ehr verjich[2]

Nun merckendt lieben gesellen mein
Alle die da gern drincken wein
Last euch diß buͤchlein befohlen sein
Dann ihr darinnen findet ston
Wie man den wein sol gruͤssen schon
Darzu auch manchen guten segen
Des dann die vollen bruͤder pflegen
Die bey ihm wonen tag und nacht
Hab ich diß buͤchlein zu ehren gemacht

Gedruckt im jar 1581

[2]
Der erste Weingrusz
Nun gruͤs dich gott du edles tranck
Frisch mir mein lebern sie ist kranck
Mit deinen gesunden hailsamen tropffen
Du kanst mir wol mein trauren verstopffen
Selig sey der hauer der umb dich hackt
Selig der laͤser der dich erzwackt
Selig sey der dich in ein khübel legt
Selig sey der dich in den keller tregt
Selig sey der pinder und sein handt
Der dich mit raiffen zusammen bant
Selig sey der dir macht ein huͤltzen hausz
Selig sey der der dich rueffet ausz
Selig sey der wierd der schencken erdacht
Selig sei der pott der dich her bracht
Selig sei der der dich einschenckt
Unselig der welcher erdenckt
Wieder dich boͤses in seim sinn
Glaub nit das gluͦck angehet ihn
Das man die mass sol machen klein
Gott geb ihms podagra an seine bain
Gott bhuͤt dich weinlein vorm hagelstain
Das du schoͤn wachsest in der gmain
Und vor des khalten reyffen frost
Die gantze labung und halbe khost
Nun sollen sie alle selig sein
Und die da gerne drincken wein

[3]
Den will gott alzeit wein beschern
Den leib auch mit der speis ernehrn

Der ander Wein grusz
Nun gruͤs dich gott du edle leibsalben
Du artzeneist mich allenthalben
Du bist ein gesunder syropel
Der kayser von constantinopel
Und der grosse cham von altheyr
Und priester johan die reichen drey
Mochten dein adl nit vergelten
Warumb wolt dann ich dich schelten
Keine hochzeit wardt nie so gros
Bistu nit drauff so ist es blos
An freuden und an froͤligkeit
Gelobt sey der stock der dich treidt
Man sagt von kůlen brunn im mayn
Wenn man und frauen darzu reyen
Kumbstu nit dar mit vollen flaschen
So feld alle freydt in die aschen
Und wer der bapst zu tisch gesessen
Und solte der kayser mit im essen
Und hetten vor inen dreissig richt
Noch wer es alles zu mal fuͤr nicht
Wenn du nicht gegenwertig werst
Und wo du meiner huͤlff begerst
Muͤssen dir dienen all mein glidr
Gesegn dich gott kom schier herwidr

[4]
Der dritte grusz
Got gruͤs dich wein und auch dein krafft
An dir ligt grosse maisterschafft
Unmessig gros ist dein gewalt
Dann du erfreuest jung und alt
Und gibst auch sterck viel manchem mann
Wann er zum sturm und streit sol gan
So scheuht er weder wuͤrff noch schleg
Er steigt durch stauden und geheg
Hat er den wein mit krafft verschlossen
Er ist zum fechten unverdrossen
Hat er den krausz in seiner stirn
So gelangt im auch wol zu hoffiern
Zu tantzen reyen und springen
Den stain zu werffen und ringen
Fürwar so darff sein niemandt beitten
Er ist zu stürmen und zu streitten
Gar kuͤhn und darzu unverdrossen
Hat er des weines krafft genossen
So streit er kuͤhnlich mit der parten
Und hauet manche grosse scharten
Durch harten harnisch und durch blatten
Auch niemandt darff im darzu raten
Allein der wein der machet in starck
Solt er verschlagen zehen marck
Das wer im als ein schlehen kehrn
Darumb wil ich dich trincken gern

[5]
Seydt du hast solch sterck und gewalt
Deß sol dir dienen jung und alt

Der vierdte Gruß
Got gruͤß dich wein und auch dein guͤt
Sich kuͤmmert sehr des mein gemuͤt
Das ich ein wenig moͤchte dichten
So kan ichs niergendt nicht außrichten
Ich will mein leib mit dir verschrancken
Du troͤstest auch manchen gar krancken
Weib und man priester und layen
Ich wil nach dantzen biß an den reyen
Dieweil ich nur mag auffgehopffen
Dann deine suͦß und edle dropffen
Schmecken mir wol auff meiner zungen
Darumb gebeut ich alt und jungen
Das sie halten den wein in ehren
Der kan uns unser laidt verkehrn

Der fuͤnffte gruͤß
Nun gruͤß dich gott du edler wein
Schmuͤck deine fuͤß und gehe herein
Ich mag dir doch nit feind gesein
Wiewol du mich bringst umb das mein
Du thust mir offt mein daschen lehrn
Noch wil ich dein doch nit entbern
Du heilge abwaschung meiner klaider
Mir ist nur umb das geld destlaider
Hettest du mir mein vattr erschlagn
Noch setz ich dich an meinen kragn
Laß dich seuberlich einher fliessn
Denn du kanst mir mein lungn begiessn
Kanst mir auch wol mein lebern kuͤlen
Deßgleichen auch den kragen spuͤlen
Du kanst mir kriechen in mein stirn
Und kanst mir wol mein haupt regiern
Machst auch das ich nach frauen jag
Mer dann ich untr der guͤertl vermag
Darumb bistu der freunde mein
Wer nit von frauen und von wein
Allzeit ein guten mut mag han
Woͤllen wir verkuͤnden in den bann

Der sechste gruͤsz
Gott gruͤß dich lieber rebensafft
Du hast mir offt gebn grosse krafft
Du machst das ich froͤlicher war
Dann do mein vatter lag auff der bar
Und machest mich mit frauen schertzen
So es mir niergendt ist im hertzen
Machest das ich mit zehen wil fechten
Der ich kain fieng mit all mein knechten
Und machst mich offt zu einem stummen
Das keiner vor mir zu red mag kommen
Ich suͤff dich lieber in mein haupt
Dan(n) ein kaͤßsuppn da ein kranck an glaubt

[6]
Ich bad mein zungen lieber auß dir
Dann auß einer guten wagen schmier
Mein zaͤn ich liebr auß dir wil netzen
Dann mir ein alt weib solt den arß dran \wetzn/
Du liebest mir je lenger je baß
Wer dir ist feind oder gehaß
Den woͤllen wir für ein narren verkuͤndn
Und woͤllen ims haar im ars anzuͤndn

Der sibende grusz
Nun gruͤß dich gott du suͤsser himel thau
Gehe her durchfeucht meins hertze(n) au
Mit deinem gesundten heilsamen ruͤßl
Ich leg dir dar mein schatz und trüßl
Und alles das mein sinn erschleicht
Du machst das mancher gmaͤglich reicht
Doch ehe er dein wolt lang entbern
Ehe wuͤrd er kaͤsten und truhen lern
Sein lieb die helt er an dir staͤt
Das er macht laͤr sein kandelbraͤdt
Ich setz in dich auch all mein trauen
Und solt ich nimmer kein hauß erbauen
Doch wil ich mich nit von dir scheiden
Auch kan dich niemandt mir erleiden
Kein feindschafft wil ich zu dir tragen
Nun fleuß mir her in meinen kragen

[7]
Der achte grusz
Nun gruͤß dich gott du edles abkhulen
Die maister auff den hohen schuelen
Haben dich für ein gsunde artzney
Du troͤst auch all kindbetterey
Es sey dann das in gelts zerrin
Sind sie betruͤbt in ihrem sinn
Du troͤst all burgr auff den wolwegen
Und hilffst in hin in wind und regen
Und troͤst die rainen in den klausen
Darumb wil ich gern bey dir hausen
Dann du bist mir ein lieber gast
Manicher hat wedr rhu noch rast
Als lang biß er kommet zu dir
Nun gruͤß dich gott gehe her zu mir
Alles mein leidt weicht von mir ab
Wenn ich dein vier maß in mir hab
Hernach so hab ich grosse muͤhe
Biß ich dich wider bring zu ruhe
Du bist mir doch ein suͤsz gespreng
Es wehrt aber nit in die leng
Doch wer zu lang bey dir will harren
Den haltn die meisten fuͤr ein narren
Wer dein zuviel auff sich gelegt
Der hat sein sinn wol halb verzehrt
Wer dich nicht huͤpschlich drincken kan
Regiert wol auff der narren wahn

[8]
Wer dein zuvil an dohren henckt
Der hat sein weißheit ausgeschenckt
Der stück ich keins an dir wil scheuen
Und wil dein lob all tag erneuen
Gott mach selig all mann und frauen
Die dich an hohen bergen hauen
Das inen nimmer laidt geschehe
Fahr hin und halt dich in der nehe
Ich wil dich all tag wider suchen
Solt mich halt weib und kind verfluchen

Nun gruͤsz dich got mein lieber trunck
Ich war dir holt da ich was jung
Auch wil ich nimmer von dir weichen
Ich wil dir tag und nacht nachschleichen
Und wo du bist do bin ich gern
Ich kan wol krausen und becher lern
Und kan wol schleichen aus dem glas
Das lernet ich do ich jung was
Dunckt mich im alter auch sein recht
All mein freundt habn dich nie verschmecht
Du zeugst an dich als der magnet
Mancher zu mittag zu dir geht
Und kombt kaum heim zu mitternacht
Das habn dein suͤsse zuͤg gemacht
Wirffst sie des nachts in dreck darnider
Noch gehn sie morgens gern hinwider
Suchen grosse freundschafft zu dir
Als werstu der recht bruder ir

[9]
All juden christen und hayden bitten
Das gott woͤl beschirmen und beschuͤtzen
Den stock und reben da du an hangst
Und du so lieblich vor mir brangst
Wie moͤcht ich dir dann das versagen
Ich mus dich drincken in meinen kragen

Gruͤs dich got mein lieber trost
Du hast mich offt vom durst erloͤst
Du machst mir meine glider keck
Und jagst mir all mein sorg hinweg
Du machst auch mannichen baͤtler fro
Er lig im khot hay oder stro
Da trincken soltn sein handt genossen
Des herren mildkait war vergossen
Das er daraus macht edlen wein
Den trincken sie froͤlich ohne pein
Bis das sie von einander kamen
Jeder tranck sanct johannes namen
Etlicher hatt ein trunck gespart
Der kam und tranck ein wernhart

Gruͤs dich gott alles trancks ein kron
Dich fandt von erst ein alter mann
Noe der in der archen was
Da er dein suͤsse beer ablas
Dein suͤsser gschmack in da betrug
Under ein stock er sich da schmug
Und asz darab suͤsse treibelein
Das im sincken wardt sein haͤuptlein

[10]
Er legt sich nider und was so wreig
Er het ain pock der im nach schleich
Der gundt auch von der reben prossen
Das er kundt weder gehen noch hossen
Du betrogst den herren und pock
Das im entwichen was sein rock
Und man herr noe sach die scham
Er hat drey suͤn der ein hieß cham
Der decket auff sein vatter blos
Und zaigt im spott sein bruͤdern das
Wein du hast vil wunders thon
Ein heiliger bapst der hieß urban
Dem thetstu auch ein schabernack
Er hat dich truncken auff ein tag
Das er drey sünd darein erkoß
Abr gottes gnade was so gros
Das er im gabe die hulde sein
Darumb sprich ich du edler wein
Ich wil mein taͤg mit dir vollenden
Du kanst mir al mein trauren wenden

ENDE

O wein o wein du edler gschmack
Zeuchst mir die kleider von dem nack
O wein o wein du edle schmeck
du machst vil hurn und bettljeck[3]

Anmerkungen

  1. Transkriptionsrichtlinien: Abkürzungen werden in () aufgelöst; Nachträge werden gekennzeichnet (\von unten/, /von oben\, |von der Seite|); moderne Unterscheidung von u, v, w; Moderne Unterscheidung von i, j; Vereinheitlichung unterschiedlicher s-Formen zu s, Beibehaltung von ß; grundsätzliche Kleinschreibung, Großschreibung nur bei Versmarkierung beibehalten (und ggf. vereinheitlicht); Weglassen von Interpunktion; ggf. Einfügen von Zeilenumbrüchen bei Versgrenzen; ӱ → y; ë → e.
  2. Holzschnitt: Mann kniet vor Frau.
  3. Darunter handschriftlich: 29. August. 1581. 4. ch.