Weingrüße VD16 ZV 32099 (d2)
Signatur
Druck "Ain schöner spruch von lobung wein met vnd bier", Reutlingen um 1510: Michael Greif (VD16 ZV 32099)
Transkription[1]
Ain schöner Spruch von Lobung Wein, Met und Byer
Nun grüeß dich got du edels getranck,
Frisch' mir mein lebern, sy ist kranck,
Mit den gesunden hailsamen tropfen;
Du kanst mir als trauren verstopfen.
Selig sei der hauer, der dich do hacket!
Selig sei der leser, der dich abzwacket
Und dich in ainen kübel legt!
Selig sey der dich in die keltern tregt!
Selig sei der pütner und die hand,
Die dich mit raiffen zusamen band
Und der dir machet ain hiltzins hauß!
Selig sey der dich rüffet auß!
Selig sey der schencken erdacht!
Selig sey der pot, der dich her bracht!
Selig sei der, der dich hat eingeschenckt!
Unselig sey der ain sölichs erdenckt,
Das man die maß sol machen clain!
Nun behüet dich got vor dem hagelstain
Und vor des kalten reiffs frost,
Du gantze labung, du halbe kost!
Nun müessen alle die selig sein,
Die do gern trincken wein,
Und müß in got alweg wein bescheren
Und speiß, darmit si sich erneren.
So wil ich der erst sein, der anfecht
Und wil ainem trunck noch wol thun seine recht.
Nun gesegen dich got, du edle leib-salb,
Wann du mich ertzneiest allenthalb!
Du pist der aller edlest syropel;
Der kayser von Constantinopel
Und der groß-chan von Chathay
Und priester Johann, die mechtigen drey,
Die mochten dich doch nit vergelten.
Warumb wolt’ ich dich dann schelten!
Es ward kain hochzeit nye so groß
Und werstu darauff nit, sie wer bloß
An fröden und on frölichait.
Selig sey der stock, der dich do treyt!
Man sagt von küelen prunnen im mayen,
So man und weib darzu rayen:
Kumstu dann auch nit mit grossen flaschen,
Ir freüd treüfft wol halb in die aschen;
Und wer der pabst zu tisch gesessen
Und solt der kaiser mit im essen
Und heten vor in dreyssig richt,
Noch wer es alles sambt für nicht,
Wenn du nit gegenwürtig werst,
Und wo du meiner hilff begerst,
So müessen dir dienen all mein glider.
Nun gesegen dich got und kum schier herwider.
Nun grüeß dich got, du lieber wein,
Schmuck die füeß und ge seüberlich herein!
Ich kan und mag dir nit veind sein,
Wiewol du mich bringst umb das mein.
Du bist der, der das mein erbt
Und bist der meine kinder verderbt
Und kanst mir auch mein taschen leren,
Noch mag ich dein ye nit entperen,
Du hailige abwaschung meiner claider;
Nun bistu mir doch nicht dest laider
Und hetest mir mein vater erschlagen,
Ich setz dich dennocht an meinen kragen
Und laß dich seiberlich herein fliessen;
Wann du kanst mir mein lungen begiessen
Und kanst mir auch mein lebern külen,
Und kanst mir meinen kragen spielen
Und kanst mir riechen in mein stiren
Und kanst mir auch mein haubt regieren
Und machst, das ich nach frauen jag
Mer dann ich under der gürtel vermag.
Darumb bistu der liebst freünde mein,
Wann wer von frauen und von wein
Kain guten mut nit mag gehon,
Den wöll wir biß sontag verkünden in den pan.
Nun gesegen dich got, du edler reben-safft!
Du gibst mir söllich mut und krafft,
Das ich mich doch vil weher dunck
Dann meiner neün, so ich wasser trunck,
Und machst auch, das ich frölicher gepar
Dann do mein vater lag auff der par.
Du machst, das ich mit frauen will schertzen
Mer dann ich vermag im hertzen.
So machstu, das ich mit zehen wil fechten,
Der ich ain nit zwung mit allen meinen mechten.
So machstu mich offt zu ainen solichen stumen,
Das nyemant vor meiner red hinzu kan kumen,
Wann ich supff dich lieber in mein haubt
Dann ain keßprüe, do ain krancker an gelaubt.
So pad ich auch mein zung lieber auß dir
Dann auß ainer guten wagen-schmir.
So will ich mein zen lieber in dir netzen
Dann solt mir ain alts weib irn hindern dran setzen.
Des liebstu mir ye lenger ye baß
Und wer dir veind sey oder gehaß,
Den wöllen wir für ain narren verkünden
Und wöllen im das har im ars anzünden.
Nun grüeß dich got, du allerliebster trunck!
Ich was dir hold, do ich was junck.
So will ich auch ym alter nit von dir weichen,
Ich will dir tag und nacht nachschleichen,
Und wo du bist, do bin ich auch geren,
Wann ich kraußen und pecher wol kan leren
Und auch schlauchen auß dem glaß,
Das lernet ich, do ich jünger was.
So dunckt mich, ich thü ym yetzund auch recht,
Wann all mein fründ haben dich nye verschmeht.
Wann du zeuchst an dich als der magnet,
Vil mancher zu mittag zu dir get,
Der kaum von dir kumpt zu mittnacht.
Das haben dein süsse güsse gemacht,
Und würffestu sy all nacht dernider,
Noch schleichen sy des morgens gern hinwider
Und suchen solch lieb und freuntschafft zu dir,
Sam seyest ir leiplicher brudir.
All juden, haiden und cristen, die bitten,
Das got beschirmen wöll und befridten
Die reben, do du ane hangest.
Wann du so lieplich vor mir prangest,
Wie möcht’ ich dir dann das versagen:
Ich müst dich setzen an meinen kragen.
Nun gesegen dich got, du allerliebster trost!
Du hast mich offt von grossem durst erlöst,
Du machst mir mein gelider keck
Und jagst mir all mein syn hinwegk.
Auch machstu mangen petler frölich,
Der all nacht leit auff plossem strölich.
Du machest tantzen münch und nunnen,
Das sy nit theten truncken sy prunen.
So machst du manchen handtwercks-man,
Das er in zerissen claidern muß gan,
Das in sein zen mer kosten zu paden
Dann hend und haubt, füeß und waden.
Die alten pauren in den dorffen,
Die hastu offt ins kot geworffen,
Wann si sich nestleten an die weinreben.
Noch sey dirs alles vor got vergeben.
Das beüt ich dir bey bebstlichen panen,
Du seyst bey frauen oder bei mannen,
So kum herwider zu rechten zeiten,
Wann ich muß mein zen offt in die schwem reyten.
Nun grüeß dich got, du lieber lantzman,
Kain bessern freünd ich nye gewan,
Den ich lieber wöll bey mir wissen.
Wenn ich des morgens an hab bissen
Und dich hab in meinem trinckfaß,
So dienstu mir zu tisch vil baß,
Wann all die truchsessen, die do leben.
Got behüt den berg, den stock, die reben!
Daran do heür gewachßen ist
Got dem stock pfel, pand und mist
Und sunn und regen und auch ain man,
Der dich wol schneiden und hacken kan,
Das du biß jar wider mügst geraten.
Die grossen wegk und die faisten praten,
Wann ir drey bey ain ander seyt,
So kürtzt ir mir vil baß die zeyt
Dann harpffen, geygen, tantzen und baden.
Darumb ich dich zu gast hab‘ geladen:
Kum spat oder fru, so wirstu ein gelassen,
Ich will dich nit lang an der thür lan bossen.
Nun gesegen dich got, du lieber aydgesell!
Mit gantzer treü ich nach dir stell’,
Biß das mir wider zu samen komen,
Dein nam der haist der kützel genomen.
Du bist meiner lungen ain süsse naßung
Und meiner kelen ain raine abwaschung
Und bist meinem hertzen ain edels zufliessen
Und meiner gelider ain hailsamß begyessen
Und schmeckst mir bas dann alle prunnen,
Die auß den felßen ye gerunnen.
Kain dutten ich nye gerner gesog.
Nun behüet dich got vor sant Urbans plag
Und beschirm’ mich auch vor der strauchen,
So ich die stiegen hinab sol tauchen,
Das ich auff meinen füessen beleib
Und frölich gee zu meinem weib
Und alles das wiß, das sy mich frag.
Nun behüt mich got vor niderlag!
Du seyest hynnen oder taussen,
Nun gesegen dich got und bleib nit lang aussen!
Nun grüess’ dich got, du süesser himelthau,
Nun durchfeücht’ mir meines hertzen au
Mit deinem gesunden hailsamen risel!
Ich leg dir dar mein schatz und mein trisel
Und alles, das mein syn erschleicht.
Du machst, das manger gar gemelich reicht,
Noch dann ee er dein mocht’ entperen,
Er wurd ee schrein und truchen leren.
Sein lieb helt er an dir so stet,
Das er macht ler sein kandelbret.
Noch setz’ ich in dich mein getrauen
Und solt’ ich nymmer kain hauß gebauen.
Auch kan dich mir nyemant erlaiden,
Das ich mich von dir müg schaiden,
Oder ain claine veindschafft zu dir hab’.
Nun fleüß herein und lesch’ mir mein dürre leber ab!
Nun gesegen dich got, du edels abkülen!
Die maister auff den hohen stülen,
Die haben dich für ain gesund artzney.
Wann aller pauren freüd und kirwey
Wer gantz für nicht, wann du nit werst,
Wiewol du in die peitel lerst,
Auch machstu das sy lernen schirmen
Und selber an ain ander firmen
Und auch ir har mit pencken strelen,
Wann sy der grossen trunck nit felen.
Wann man vindt mangen dorffman,
Der dich nit hübschlich trincken kan.
Wann sein flasch vol ist des selben strützel,
So fast er dennocht ain maß in zützel.
Wer für dich bitt an berg und an leiten,
Den wöll got eren an sein letsten zeiten
Und wöll in mit parmung und genaden laben
Und all die dich gern getruncken haben,
Das sy durch dich understürtz namen;
Wer dich gern trinck, der sprech amen.
Nun grüeß dich got, du gesunde artzney,
Wo du rast, do ist groß kirwei
Und aplaß aller gelerten und layen.
Zu dir wöllen wir wallen und rayen
Und grossen glauben in dich haben;
Wann du mein hertz vil baß kanst laben
Wann all syropel und recept,
Darmit man die krancken flickt und stept.
Du badst die zen und wescht die zungen,
Du fegst die leber und frist die lungen,
Du küelst das hertz und füllest die plasen,
Niemant kan dein krafft auß koßen,
Du lemst die starcken und felst die schnellen
Und lernst ain sprach, die man haist leln
Und machst die weisen zu vantasten.
Noch will ich weder ruen noch rasten,
Ich will dir thür und tor auff schliessen
Und will dich herein in mein essichfaß gyessen.
Nun gesegen dich got, du lieber hailant!
Noe, der dich am ersten fant,
Der dunget dich mit vierlay mist,
Dovon du noch so krefftig bist,
Von küen, affen, schaffen und schwein.
Die vier krefft lestu noch erschein
An frauen, mannen, layen und pfaffen,
Die machstu noch zu narren und affen.
Wer dein zu vil geladen hat,
Den lestu noch zum schwein ins kat.
So machstu noch manchen so verheyt,
Das er zehen kriegs gnug geyt.
So machstu noch manchen starcken so zam,
Sam wern im alle seine glider lam.
Das pfligstu noch an mannen und weiben,
Das kan kain artzt als wol vertreiben
Als ain krug mit frischem prunnen,
Wann sy des keller geschoß haben gewunnen.
Nun grüeß dich got, du lieber rebenknecht!
Du bist mir summer und winter gerecht,
Wann du machest münch und pfaffen gail,
Das sie offt ziehen am narrensail.
Du tröst die pauren in den wircken küteln
Und tröst die krancken in den spiteln;
Du tröst die lamen und die blinden,
Wo sy dich nur mügen vinden,
Und tröstest auch all kindpeterin,
Es sey dann das in gelts zurinn.
Du tröst die pilgram auff den walwegen,
Du hilffest in hin in wind und in regen;
Du tröst die nunen in den clausen.
Darumb wil ich dich auch behausen.
Du bist mir gar ain lieber gast,
Wann ich hon weder ru noch rast,
Biß das ich kumen mag zu dir.
Nun grüeß dich got, gee her zu mir,
Wann als mein trauren weicht von dir ab,
Wann ich ain seydel als ain vierteilkanten vol hab.
Nun gesegen dich got, du liebe dresterprüe!
Umb dich so hab ich arbait und müe,
Biß das ich dich nur zu mir bring,
Wann tag und nacht ich nach dir ring.
Doch wer zu lang bey dir will harren.
Den zelen die weisen für ain narren.
Wer dein zu vil dann zu im let,
Der hat sein synn wol halb verzett.
Wer dich nit hübschlich trincken kan,
Der kriegt wol auff der narren pan.
Der stuck ich kains an dir wil scheuchen
Und wil altag dein lob erneüen.
Got mach selig als mann und frauen,
Die dich all jar doch wider pauen,
Und das in nimer laid geschehe,
Far hin und halt dich in der nehe,
Wann ich will dich altag wider suchen
Und solt mir weib und kind darumb fluchen.
Nun grieß dich got, du liebes byer!
Gee herein und lesch mir den durst schier
Und mach mich nit zu schanden vor den leüten
Und behiet mich vor der schnellen geüten.
Wenn ich in ainem winckel knoch,
So haist dein nam pratzel im loch;
Wenn man dich in ainem kessel seüt,
So haist dein nam pfladergeüt.
Schwanck dendarm und in den schwaiß,
Wenn wer von dir wil lan ain schaiß,
Der muß gar seüberlich herfür schleichen,
Das nit heffen damit streichen.
Nun gesegen dich got, du liebe gerstenprüe
Und mach’ mir in dem pet kain müe,
So ich bey meiner haußfrauen lig und ru,
Das mir das underloch bleib’ zu,
Das es mir nit pratzel und uberlauff,
Als wenn man ain ganß bey dem arß berauff,
Und mach’ mir kain gerümpel im bauch
Und das ich hinder das hauß hauch.
So gee dann seüberlich von mir unden
Und laß mich als du mich hast gefunden
Und gee auch von mir nit zu schnell,
Das mir kain senff in der bruch auff quell.
Nun grüeß dich gott, da aller süestes geschleck!
Du jagest mir manchen durst hinwegk,
Wann ich dich auß dem gutrolff schlauch,
So fülstu mir paide augen und pauch.
Wann ich dich gar hart vom mund mag bringen,
Biß mir die zeher die backen abtringen.
Du machst, das mancher sein fasten bricht,
Wann in der hunger zu fru anficht
Und im ain zutzel amacht hergat,
So er dein ain maß und ain semel hat,
Und duncktz in dich und ist das naß,
So dunckt in dann, er fast vil dest baß.
Du bist der Juden besunders getranck
Und machst den pauren ir zen so langk,
Das si gar selten vom marckt haim kommen,
Sy haben dann dein vor zu in genommen.
Ob dein der pauer den vergessen wolt,
So seynd dir die peürin wol so hold,
Das sy sich haimlich zu dir verstelen,
Den warten, das si deiner zunge nit felen.
Du lernst jung und alt nach dir fragen
Und lernst die kinder den eltern abtragen
Und lernst si gürtel und kappen versetzen,
Das sy ir kelen nun mit dir netzen.
Des liebstu mir vil dester baß,
Wer möcht’ dir veind sein oder gehaß,
So du so lieplich schmeckst nach wurtzen.
Darumb ich dich gantz will umbsturtzen,
Und solt mir gleich der pauch geschwellen.
Nun fleüß mir seüberlich durch die kelen
Und hör’ nit auff, biß dein minder sey
Und biß ich ain ansech für drey
Und das meß an den augen hab.
Nun krüch’ herein und lesch’ mir mein dürß hertz ab.
Nun gesegen dich got, du allerliebster met!
Ob ich mich dein schon gern abthet
Und trunck ain saures byer für dich,
So streichen dein züg so süessigklich
Und seind dein trünck so senfft und so milt,
Das mich deins zufliessens nit bewilt.
Wie wol du mir lerst peütel und taschen,
Noch will ich mein zung lieber in dir waschen
Dann auß ainer venedischen saiffen,
Und werstu gebunden mit eyßnen raiffen,
Noch mocht‘ ich dein gar hart entperen,
Und solstu mir vil dest gneüer scheren.
Wie wol du mir den pauch zupleest
Und mir oben durch den hals außkreest
Und mir zum hintern außhin pfeifst
Und mir zu tieff in peitel greifst
Und mir auch in mein hürn reüchst
Und mir ain fel für die augen zeüchst
Und mir mein zungen machst daln,
Das ich mit halbem mund muß kaln,
Und mir machst schlotern pain und waden,
Wann ich dein zu vil han geladen,
Und mich des morgens machst verschlaffen:
Noch kan und mag ich dich ye nit straffen,
Wann du thust gantz nach deiner art,
Darumb ich dir nie tag veind wart,
Und machest du mich noch ainest als treg,
So ich bey meinem weib leg
Und dein ain gut genügen het.
Nun gesegen dich got, du mein aller liebster met
Und kum herwider, wann ich dein beger,
Und wenn ich wider kum do her,
So hilff mir meinen durst vertreiben,
So will ich dich für ain gesund artzney schreiben.
Anmerkungen
- ↑ Der Druck ist verschollen (telefonische Auskunft BSB München), hier erfolgt lediglich eine Abschrift der Ausgabe Weller 1874, auf den Interpunktion- und Herausgeberentscheidungen zurückgehen, die nicht mehr nachverfolgt werden können.