Wilhalm und Amalia

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Wilhalm und Amalia; Wilhalm von Orlens; Wilhelm und Amalie

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Vor 1464
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung München, BSB: Cgm 270, 1r-24r [1]
München, BSB: Cgm 1119, 100-107
Nelahozeves, Lobkowitzsche Bibliothek: Cod. R. VI Fc 26, 500-528
Zürich, Zentralbibliothek: Ms. C 108, 75r-96v
Ausgaben Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung, Band 1, S. 82-111
Übersetzungen
Forschung Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 110, 188, 267, 269; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 58, 70, 99, 115, 236f., 242; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 160-165, 167f., 183, 192, 195, 353; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 109, 111f., 125; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 25, 188; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 236, 242, 244, 248, 256, 327, 332, 334, 352f., 445f.

Inhalt

Herzog Wilhalm von Orlens besiegt in einer Fehde das Heer des Herzogs Friedrich vom Rhein, wird aber bei der Verfolgung des flüchtenden Gegners von dessen Leuten erschlagen. Zur Sühne nimmt Friedrich den gleichnamigen Sohn Wilhalms zu sich und erzieht ihn wie sein eigenes Kind. Als er dreizehn Jahre geworden ist, erfährt der junge Wilhalm eines Tages zufällig durch Spielleute von seiner wirklichen Herkunft. Er nimmt Abschied von seinem Pflegevater und kommt nach einiger Zeit an den Hof des Königs von England. Dort entbrennt er in Liebe zu Amalia, der Tochter des Königs, die aber sein Werben nicht erhören will. Er fastet elf Tage und ist bereits dem Tode nahe, als sie, nun von seiner Standhaftigkeit überzeugt, ihm gelobt, keinen anderen als ihn zum Mann zu nehmen. Damit ihre Liebe nicht vorzeitig entdeckt werde, verläßt Wilhalm auf Amalias Wunsch England und dient fortan am französischen Königshof, bleibt aber mit Amalia durch den BriefbotenWizcnbach verbunden. So vergehen sechs Jahre. Dann aber wirbt der reiche König von Indien um Amalia und erhält das Jawort ihres Vaters. Verzweifelt ruft sie Wilhalm zu Hilfe. Es gelingt ihm, mit Hilfe von Kriegern seines Pflegevaters Amalia am Hochzeitstag zu entführen, aber in dem Kampf, der nun entbrennt, wird seine Schulter von einem Speer durchbohrt. Um das Leben seiner Gefährten zu retten, begibt er sich freiwillig in die Gefangenschaft. Der König von England will ihn zornig sogleich enthaupten lassen, aber seine Ritter wollen das nicht zulassen, weil sie ihr Wort für sein Leben verpfändet haben, und raten ihm statt dessen, Wilhalm einen Eid schwören zu lassen, der ihn auch verderben werde: daß er sich nur von einer königlichen Jungfrau die Speerspitze aus seiner Schulter ziehen lassen werde, daß er solange stumm bleiben wolle, bis ihn Amalia zum Sprechen auffordere und daß er nie mehr nach England zurückkehren werde. Wilhalm schwört den Eid und reitet fort. In Griechenland zieht ihm die Tochter des Königs die Speerspitze aus der Wunde, worauf er ihrem Vater als Stummer zum Sieg über ein heidnisches Heer verhilft. Sein Kampfesruhm kommt einer Schwester des englischen Königs zu Ohren, die seine Hilfe für ein belagertes Kloster erbittet, dem sie als Äbtissin vorsteht. Nach seinem Siege nimmt die Äbtissin ihre Nichte Amalia, die krank ist vor Sehnsucht nach dem verschollenen Wilhalm und wegen der ausgeschlagenen Heirat mit dem König von Indien immer noch unter dem Zorn ihres Vaters zu leiden hat, mit in ihr Kloster. Und als sie von Amalia die Ursache ihres Kummers erfährt, führt sie die Liebenden zusammen. Der griechische König heißt seine Tochter von ihrem Anspruch auf Wilhalm zurückstehen und erwirbt beim englischen König die Zustimmung zu einer Ehe zwischen Amalia und Wilhalm. Dafür vermittelt dieser die Heirat zwischen der griechischen Prinzessin und dem König von Indien.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 536)