Des Muses Lehre (Der Stricker): Unterschied zwischen den Versionen
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| übersetzungen = [[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 137-138<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone]], S. 137-138<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = <!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Böhm, Sabine: Der Stricker]], S. 47; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 99 A. 8, 126, 128, 152, 160f., 163, 203, 464f.<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
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==Inhalt== | ==Inhalt== | ||
Zwei Männer essen Mus; beide bekleckern sich dabei; jeder aber sieht nur due Folgen des ungeschickten Benehmens beim anderen, nicht aber bei sich selbst. Der eine sagt nichts dazu, der andere dagegen beschimpft und verspottet den ersten. Daraufhin zeigt ihm dieser, dass er sogar noch ''schuldiger'' (32) sei als der Schweigende. So kommt es, dass der, der zuerst begann zu spotten, nun wünschen muss, dass der andere schweigt, der von ihm verspottet wurde. Der als erster spottete, gleicht demjenigen, der einem anderen die Ehre absprechen will und selbst von jedem viermal mehr hätte deswegen angegriffen werden können. So kann es kommen, dass er, da er selbst spottet, erst überhaupt verspottet wird und erst durch seinen Spott erfährt, wie "hoch" das Ansehen seiner Tugenden ist. Es sei richtig, sich selbst zu erforschen, ehe man den anderen rüge. Der solle andere wenig beschimpfen, der selbst Anlass dazu biete. - Man solle denjenigen, auf den das Mus getropft sei, so lange in Ruhe lassen, bis man sich selbst betrachtet habe, damit es einem nicht so gehe wie dem, der zuerst zu schimpfen begann, was ihm der andere dann heimzahle. | ===Narratio=== | ||
Zwei Männer essen Mus; beide bekleckern sich dabei; jeder aber sieht nur due Folgen des ungeschickten Benehmens beim anderen, nicht aber bei sich selbst. Der eine sagt nichts dazu, der andere dagegen beschimpft und verspottet den ersten. Daraufhin zeigt ihm dieser, dass er sogar noch ''schuldiger'' (32) sei als der Schweigende. So kommt es, dass der, der zuerst begann zu spotten, nun wünschen muss, dass der andere schweigt, der von ihm verspottet wurde. | |||
===Epimythion=== | |||
Der als erster spottete, gleicht demjenigen, der einem anderen die Ehre absprechen will und selbst von jedem viermal mehr hätte deswegen angegriffen werden können. So kann es kommen, dass er, da er selbst spottet, erst überhaupt verspottet wird und erst durch seinen Spott erfährt, wie "hoch" das Ansehen seiner Tugenden ist. Es sei richtig, sich selbst zu erforschen, ehe man den anderen rüge. Der solle andere wenig beschimpfen, der selbst Anlass dazu biete. - Man solle denjenigen, auf den das Mus getropft sei, so lange in Ruhe lassen, bis man sich selbst betrachtet habe, damit es einem nicht so gehe wie dem, der zuerst zu schimpfen begann, was ihm der andere dann heimzahle. | |||
([[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 464f.) | ([[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 464f.) | ||
[[Kategorie:Quelle Bispel]] | [[Kategorie:Quelle Bispel]] |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2021, 09:10 Uhr
Des Muses Lehre | |
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AutorIn | Der Stricker |
Entstehungszeit | ca. 1220-1250 (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
Entstehungsort | Ostfränkisch/Rheinfränkisch, Österreich? (Malm, Mike: Der Stricker, S. 369) |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Wien, ÖNB: Cod. 2705, 71d-72a (online: [1]) München, UB: 2° Cod. ms. 731, 72d (online: [2]) London, British Library: Add MS 24946 Heidelberg, UB: Cpg 341 (online: [3]) Genève-Cologny, Bibliotheca Bodmeriana: Cod. Bodmer 72 (online: [4]) |
Ausgaben | Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers, Band 3,2, S. 346-349 Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer, S. 54-56 Pfeiffer, Franz: Altdeutsche Beispiele, S. 370-372 |
Übersetzungen | Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 137-138 |
Forschung | Böhm, Sabine: Der Stricker, S. 47; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 99 A. 8, 126, 128, 152, 160f., 163, 203, 464f. |
Die Überlieferung wurde nach Moelleken, Wolfgang Wilfried (Hg.): Die Kleindichtung des Strickers übernommen; Seitenangaben und ggf. Neufunde fehlen noch.
Inhalt
Narratio
Zwei Männer essen Mus; beide bekleckern sich dabei; jeder aber sieht nur due Folgen des ungeschickten Benehmens beim anderen, nicht aber bei sich selbst. Der eine sagt nichts dazu, der andere dagegen beschimpft und verspottet den ersten. Daraufhin zeigt ihm dieser, dass er sogar noch schuldiger (32) sei als der Schweigende. So kommt es, dass der, der zuerst begann zu spotten, nun wünschen muss, dass der andere schweigt, der von ihm verspottet wurde.
Epimythion
Der als erster spottete, gleicht demjenigen, der einem anderen die Ehre absprechen will und selbst von jedem viermal mehr hätte deswegen angegriffen werden können. So kann es kommen, dass er, da er selbst spottet, erst überhaupt verspottet wird und erst durch seinen Spott erfährt, wie "hoch" das Ansehen seiner Tugenden ist. Es sei richtig, sich selbst zu erforschen, ehe man den anderen rüge. Der solle andere wenig beschimpfen, der selbst Anlass dazu biete. - Man solle denjenigen, auf den das Mus getropft sei, so lange in Ruhe lassen, bis man sich selbst betrachtet habe, damit es einem nicht so gehe wie dem, der zuerst zu schimpfen begann, was ihm der andere dann heimzahle.
(Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 464f.)