Kategorie:Quelle Bispel
Definitorische Ansätze
Hanns Fischer grenzte 1968 in seinen Studien zur deutschen Märendichtung das Bispel quantitativ gegen das Märe ab und betrachtete märenhafte Kleinepik (vgl. Fischers Definition) unter 90-100 Versen als Bispel, über 150 Versen als Mären (vgl. Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 61f.).
Diese quantitative Bestimmung wurde von Joachim Heinzle 1978 grundsätzlich in Frage gestellt.
1985 unterschied Ziegeler das Bispel qualitativ vom Märe: Aus einem allgemeinen, jederzeit in die Wirklichkeit übertragbaren Fall (Bispel) wird durch den Zugewinn an fiktiver Information ein besonderer Fall (Märe) (vgl. Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 122).
Ingrid Strasser bestimmte 1989 das Bispel formal durch eine deutliche Zweiteilung mit meist exakt markierter Nahtstelle zwischen Erzählteil und Epimythion (vgl. Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 158f.). Es entwickle sich aus dem Exempel als Sondergruppe mit moralischem Epimythion. In dieser Gemengelage begreift Strasser das Bispel als "zweiteilig gebaute poetische Form, die, indem sie sich den Lehrmodalitäten der exemplarischen Literatur verpflichtet, dezidiert moralisch-exemplarische Ansprüche stellt und sich dadurch vom Märe mit seinem ihm eigenen Lehrverfahren deutlich absetzt" (Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 163f.). Da das Bispel damit zunächst formal bestimmt ist, gibt es Überschneidungen zu den Gattungen Fabel ("Tierbispel"), Mirakelerzählung ("Mirakelbispel") und Märchen.
Franz-Joseph Holznagel bestimmt das Bispel mit folgendem Merkmalkatalog (vgl. Holznagel, Franz-Joseph: Gezähmte Fiktionalität, S. 49):
- Stichische Form (im Unterschied zu Prosaerzählungen)
- Kleinerer bis mittlerer Umfang (ca. 8-500 Verse) (im Unterschied zu Großepik)
- Konstitutive Verbindung von Erzählteil und Auslegungsteil (im Unterschied zu Gleichnisreden; zu Mären)
- Analogisierung von Grund- und Vergleichssphäre und Generalisierung des Kasus' (im Unterschied zu Mären)
- Relative Selbständigkeit (im Unterschied zu Großepik mit bîspelartig organisierten Binneneinheiten)
- Auslegung durch einen heterodiegetischen Erzähler
Wichtige Editionen
- Pfeiffer, Franz: Altdeutsche Beispiele
- Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer
- Schwab, Ute (Hg.): Der Stricker. Tierbispel
Referenzwerke
Definitorische Diskussion leisten Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen und Holznagel, Franz-Josef: Bispel.
Liste der Bispel
Die Liste orientiert sich vorläufig an Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter und Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer und ist nicht vollständig.
Seiten in der Kategorie „Quelle Bispel“
Folgende 121 Seiten sind in dieser Kategorie, von 121 insgesamt.
D
- Das gebratene Ei
- Das Katzenauge (Der Stricker)
- Das Schneekind A
- Das stinkende Haus (Der Stricker)
- Das Säcklein Witz (Schweizer Anonymus)
- Das Weib und die jungen Hühner
- Der Adler und die Eule
- Der Axtstiel
- Der Baum mit dem dürren Ast
- Der betrogene Blinde I
- Der betrügerische Diener (Der Stricker)
- Der bezahlte Anwalt (Heinrich Kaufringer)
- Der blinde Dieb (Der Stricker)
- Der blinde Führer (Der Stricker)
- Der eigensinnige Spötter (Der Stricker)
- Der einfältige Ritter (Der Stricker)
- Der eiserne und der irdene Hafen
- Der ernsthafte König (Der Stricker)
- Der Esel (Der Stricker)
- Der Esel in der Löwenhaut
- Der Esel und der Wolf
- Der falsche Blinde (Der Stricker)
- Der Fischer und der kleine Fisch
- Der Fuchs und die Traube
- Der Gärtner (Der Stricker)
- Der Habicht und das Huhn
- Der Hahn und die Henne
- Der Hahn und die Perle (Der Stricker)
- Der Hase (Der Stricker)
- Der Hofhund (Der Stricker)
- Der Hund und der Stein (Der Stricker)
- Der junge Baum (Der Stricker)
- Der kahle Ritter
- Der Kater als Freier (Der Stricker)
- Der Knecht in Herrenkleidern (Der Stricker)
- Der Kornkäfer
- Der Krebs und sein Kind
- Der Kronkäfer
- Der Käfer im Rosenhaus (Der Stricker)
- Der Löwe und die Geiß
- Der Löwe und sein Sohn
- Der Löwenanteil
- Der Mann mit dem Stabe
- Der milde König
- Der Ochse und die Maus (Der Stricker)
- Der Rabe mit den Pfauenfedern (Der Stricker)
- Der Schalk und die beiden Könige (Der Stricker)
- Der Sünder und der Einsiedel (Der Stricker)
- Der Taugenichts (Der Stricker)
- Der Tor und das Feuer (Der Stricker)
- Der Tropfen auf den Stein
- Der Turse (Der Stricker)
- Der unfruchtbare Baum (Der Stricker)
- Der ungeratene Sohn (Der Stricker)
- Der verflogene Falke (Der Stricker)
- Der Vogel und der Sperber (Der Stricker)
- Der Wolf als Zeuge
- Der Wolf und das Weib (Der Stricker)
- Der Wolf und der Bauer (Der Stricker)
- Der Wolf und der Biber (Der Stricker)
- Der Wolf und der Hund (Der Stricker)
- Der Wolf und der Kranich
- Der Wolf und die Gänse (Der Stricker)
- Der Wolf und sein Sohn (Der Stricker)
- Der wunderbare Stein (Der Stricker)
- Des Königs alte Kleider (Der Stricker)
- Des Muses Lehre (Der Stricker)
- Des Vögleins Lehren
- Die Affenmutter
- Die beiden Freier
- Die beiden Zimmerleute (Der Stricker)
- Die Blume und der Reif
- Die Bärenjagd I
- Die Eiche und das Rohr
- Die Eule und der Habicht (Der Stricker)
- Die Frösche und die Nachtigall
- Die Füchsin und die Affen
- Die Gäuhühner (Der Stricker)
- Die Katze (Der Stricker)
- Die Katze (Herrand von Wildonie)
- Die Kröte und das Rind
- Die Linde und der Dorn
- Die reiche Stadt (Der Stricker)
- Die Schnecke und die Krähe
- Die törichten Pfaffen (Der Stricker)
- Die undankbaren Gäste (Der Stricker)
- Die uneinigen Kaufleute (Heinrich Kaufringer)
- Die untreue Hirschkuh (Z57)
- Die zwei Brote (Schweizer Anonymus)
- Die Äffin und die Nuss (Der Stricker)
- Die Äffin und ihre Kinder (Der Stricker)