Des Vögleins Lehren

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Der Vögleins Lehren; Des Vögleins Lehren

AutorIn
Entstehungszeit 13. Jhd. (vgl. Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer, S. 2)
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Wien ÖNB: Cod. 2705, 148ab [1]
München, UB: 2° Cod. ms. 731, 84a [2]
Wien, ÖNB. Cod. 2885, 146ab [3]
Ausgaben Pfeiffer, Franz: Altdeutsche Beispiele, S. 343-345
Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer, S. 27-29
Übersetzungen
Forschung Blumenfeldt, Albert: Die echten Tier- und Pflanzenfabeln des Strickers, S. 32; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 99 A. 8, 118, 135, 137f., 146, 169-171, 475

Die Überlieferung ist von Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer übernommen. Neufunde fehlen ggf.

Inhalt

Narration

Ein Vogelfänger fängt eine Lerche und hätte sie fast getötet, wenn sie nicht so gebettelt hätte. Sie sagt, er möge sie leben lassen, sie wolle ihm dafür drei Lehren mitgeben. Er gibt nach, und sie erklärt, er solle nie nach etwas streben, das ihm nicht zukomme; wenn etwas Unglaubhaftes gesagt wird, solle er's auch nicht glauben, und er solle nicht um etwas trauern, das er verloren habe und nicht wiederbekommen könne. - Darauf wird die Lerche freigelassen. Sie fliegt ganz hoch und sagt, er sei ein Tor, er könne mit Recht klagen: In ihrem Magen liege ein Stein, der größer als ein Straußenei sei, und jeder, dem er auch nur ein Stückchen davon gegeben hätte, hätte stets Glück und Heil. Er schaut ihr kläglich nach und meint, er sei wohl zu voreilig gewesen. Der Stein sei groß und mächtig gewesen, und er wolle alles versuchen, sie wieder zu fangen. Darauf antwortet sie, er habe ihre Lehren bereits übertreten. Sie habe ihm verboten, unglaubwürdige Geschichten zu glauben. Wie sollte ein Stein in sie kommen, der doppelt so groß wie sie selbst wäre? Darüber hinaus verlange er nach ihr, die sie sich für immer frei sei vor ihm. Allen Verstand habe er verloren, mit dem er ihr nachgestellt habe; nie wieder werde die in seine Falle geraten. Sie wolle Gott loben, dass sie ihn betrogen habe.

Epimythion

Einen dummen Mann, der sich vor Betrügereien nicht behüten kann, überwindet schnell die List eines Bauern, der falsch und hinterlistig ist und ihn lachend an Ehre, Hab und Gut schädigt. Davor kann sich nur der hüten, der Gut und Böse unterscheiden kann. Keiner möge so voreilig handeln, wenn er Vögel gefangen hat, sie ohne Bürgen oder Pfand wieder aus der Hand zu lassen, damit es ihm nicht ebenso ergehe. Spott und Schaden tut nämlich weh.

(Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 475)