Der Wolf und der Kranich

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Der Wolf und der Kranich

AutorIn
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Blumenfeldt, Albert: Die echten Tier- und Pflanzenfabeln des Strickers, S. 33; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 105; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 99 A. 8, 125, 169, 171, 179f., 466f.

Inhalt

Narratio

Der Dichter sagt: Ich will euch eine Geschichte erzählen, die euch schon früher erzählt worden ist (in E: ... wenn sie euch nicht schon früher erzählt worden ist). Ein Wolf hat ein Tier gerissen, beim Abnagen der Knochen bleibt ihm einer im Rachen stecken. Er lädt den Kranich als Arzt zu sich, bittet diesen, ihn vom Knochen zu befreien, und verspricht, der Kranich werde nicht ohne Gabe dafür bleiben. - Der Kranich bittet um ein Pfand für dieses Versprechen, dann werde er versuchen, ihn zu heilen.; worauf der Wolf sagt, er wolle vor allen Wölfen verflucht sein, wenn er ihm keinen Lohn gebe. Darauf hilft ihm der Kranich und erinnert ihn an sein gegebenes Versprechen. Der Wolf antwortet, er wäre nicht so unverlässlich, dass er sein Versprechen nicht wahr mache, denn der Kranich habe den Lohn für seine Güte bereits empfangen. Sein Hals sei im Rachen des Wolfs gewesen, und er habe gewiss schon in einem bispel (1547/37; in E bispeln) vernommen, dass alles verloren sei, was dem Wolf in die Kehle komme. Er solle nicht zornig sein, er sei gut belohnt worden. Der Kranich fügt sich wohl oder übel.

Epimythion

Mit dieser Geschichte se jeder daran erinnert, dass es ihm so gehe, wenn er einem Treulosen diene. Er müsse froh sein, ohne größeres Leid davonzukommen, und müsse Gott dafür dankbar sein, so wie es der Kranich tat. Hütet euch vor den Treulosen!

(Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 466f.)