Die Linde und der Dorn
Die Linde und der Dorn | |
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AutorIn | |
Entstehungszeit | 13. Jhd. (vgl. Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer, S. 2) |
Entstehungsort | |
AuftraggeberIn | |
Überlieferung | Wien ÖNB: Cod. 2705, S. 161ab [1] München, UB: 2° Cod. ms. 731, 77d [2] |
Ausgaben | Pfeiffer, Franz: Altdeutsche Beispiele, S. 321-323 Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer, S. 5-7 |
Übersetzungen | |
Forschung | Blumenfeldt, Albert: Die echten Tier- und Pflanzenfabeln des Strickers, S. 35; Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter, S. 105; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 99 A. 8, 132, 133 A. 88. 200, 204, 469 |
Die Überlieferung ist von Pfeiffer, Franz (Hg.): Mittelhochdeutsche Bispel herausgegeben von Franz Pfeiffer übernommen. Neufunde fehlen ggf.
Inhalt
Narratio
Der Dichter sieht eine wunderschöne Linde. Kaum ein Jahr später muss er wieder an ihr vorbeireiten und freut sich bereits auf ihren Anblick. Aber Dornen, die der Teufel dazu bestimmt hatte, waren unter ihr gewachsen, hatten die Äste zerbrochen und das Laub zerstört, so dass von ihrer Schönheit nichts übrig geblieben ist.
Epimythion
Der Dichter habe geflucht und geklagt, da ihn die Linde an ein generelles Verderben der Welt erinnert habe: Wenn eine schöne, tugendreiche Frau einen schlechten Mann erhält, vergehen ihr durch diese Dornen Jugend, Schönheit und Freude; auch an den jungen Herren sieht man es, die in der Jugend voll guten Willens sind, bis böse Räte ihr Vorhaben durchkreuzen und ihren guten Ruf zerstören; wenn schließlich ein arglistiger Mann mit wohlgesetzten Worten seinen Herrn betrügt, so glaubt dieser, dessen Rat sei der beste; dass aber die Äste seiner Tugend verkümmern, kommt von den bösen Lehren. So etwas kann man an den Dornen unter der Linde genau studieren.
(Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 469)