Der Schlegel (Rüdiger von Hinkhofer): Unterschied zwischen den Versionen
K (Textersetzung - „Pretzel: Erzählungen“ durch „Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters“) |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(16 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
{{Infobox Einzeltext | {{Infobox Einzeltext | ||
| namen = Der Schlägel; Der Schlegel<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | | namen = Der Schlägel; Der Schlegel; The cudgel<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"--> | ||
| autorin = Rüdiger von Hinkhofer; Rüdeger der Hinkhofer; Rüdiger der Hünkhover; Rüdiger der Hunthover<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | autorin = Rüdiger von Hinkhofer; Rüdeger der Hinkhofer; Rüdiger der Hünkhover; Rüdiger der Hunthover; Rüdiger von Hünchoven<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungszeit = Letztes Viertel des 13. Jhd.s ([[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 1071)<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungszeit = Letztes Viertel des 13. Jhd.s ([[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 1071)<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
| entstehungsort = Bayern ([[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 1071)<!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | | entstehungsort = Bayern ([[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 1071)<!--Entstehungsort oder -raum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Verortung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)--> | ||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
| überlieferung = | | überlieferung = | ||
Heidelberg, UB: Cpg 341, 103vb-111rb [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg341]<br />Cologny, Fondation Martin Bodmer: Cod. Bodmer 72, 104vb-112rb [http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/fmb/cb-0072]<br />Wien, ÖNB: Cod. 2885, 103rb-114va [http://archiv.onb.ac.at:1801/view/action/nmets.do?DOCCHOICE=2759142.xml&dvs=1541659152778~357&locale=de_DE&search_terms=&adjacency=&VIEWER_URL=/view/action/nmets.do?&DELIVERY_RULE_ID=1&divType=]<br />Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 49rb-55va<br />Dresden, Sächsische Landesbibliothek: Mscr. Dresd. M. 68, 24rb-32va [http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/7804/1/]<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | Heidelberg, UB: Cpg 341, 103vb-111rb [https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg341]<br />Cologny, Fondation Martin Bodmer: Cod. Bodmer 72, 104vb-112rb [http://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/fmb/cb-0072]<br />Wien, ÖNB: Cod. 2885, 103rb-114va [http://archiv.onb.ac.at:1801/view/action/nmets.do?DOCCHOICE=2759142.xml&dvs=1541659152778~357&locale=de_DE&search_terms=&adjacency=&VIEWER_URL=/view/action/nmets.do?&DELIVERY_RULE_ID=1&divType=]<br />Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum: Hs. FB 32001, 49rb-55va<br />Dresden, Sächsische Landesbibliothek: Mscr. Dresd. M. 68, 24rb-32va [http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/7804/1/]<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| ausgaben = [[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 112-177<br />[[Ridder/Ziegeler: Versnovellistik]]<br />[[Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer]], Band 2, S. 407-451<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | | ausgaben = [[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 112-177<br />[[Koch, Margarete: Der Schlegel]]<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 1/1, S. 307-345<br />[[Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer]], Band 2, S. 407-451<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"--> | ||
| übersetzungen = [[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 112-177<br />[[Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters]], S. 84-103<br />[[Ridder/Ziegeler: Versnovellistik]]<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | | übersetzungen = [[Greiner, Leo: Altdeutsche Novellen]], Band 1, S. 62-78<br />[[Grubmüller, Klaus (Hg.): Novellistik des Mittelalters]], S. 112-177<br />[[Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters]], S. 84-103<br />[[Koch, Margarete: Der Schlegel]]<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 5, S. 69-78<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben--> | ||
| forschung = <!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | | forschung = [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 189, 193, 201, 205, 208, 213; [[Ehrismann, Otfried: Fabeln, Mären, Schwänke und Legenden im Mittelalter]], S. 61, 68; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 5, 58, 69, 80, 83, 100, 111f., 115, 130, 142, 182, 214, 218, 256; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 113, 115, 119-121; [[Koch, Margarete: Der Schlegel]], S. 69-288; [[Malm, Mike: Rüdeger der Hinkhofer]]; [[Mihm, Arend: Überlieferung und Verbreitung der Märendichtung im Spätmittelalter]], S. 68, 94; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 20, 48, 52, 83; [[Pretzel, Ulrich: Geleitwort]]; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 39, 70, 76, 97, 100, 103; [[Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen]], A.525; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 236, 242, 448, 450<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"--> | ||
}} | }} | ||
==Inhalt== | |||
===Promythion=== | |||
Rüdeger der Hinkhofer erzählt eine wahre Geschichte; sie lehrt, | |||
daß Kinder ihre Eltern ehren sollen und daß Eltern gut daran tun, sich vor dem | |||
Undank ihrer Kinder in Acht zu nehmen. | |||
===Narratio=== | |||
Ein reicher Kaufmann verteilt | |||
nach dem Tode seiner Frau sein ganzes Gut an seine (drei) Söhne und (zwei) | |||
Töchter in der Erwartung, bei ihnen seinen Lebensabend zu verbringen. Zunächst wird er von ihnen reihum auch freundlich aufgenommen und mit aller | |||
Aufmerksamkeit gepflegt. Als aber die Runde zum zweitenmal beginnt, muß | |||
er erleben, wie alle Kinder über sein abermaliges Erscheinen murren und versuchen, den lästigen Alten, der immer mehr herunterkommt, so schnell wie | |||
möglich wieder loszuwerden. Ein alter Freund holt ihn in sein Haus und rät | |||
ihm, wie er bei seinen Kindern wieder zu Ehren kommen kann. Er läßt ihn | |||
eine große, eisenbeschlagene Kiste machen mit fünf Schlössern daran. Einen | |||
der Schlüssel muß sich der Alte umhängen. Bei der nächsten Runde bemerken | |||
die Kinder den Schlüssel und vermuten, der Vater habe noch einen größeren | |||
Schatz in seinem Besitz. Nun übertrumpfen sie sich wieder gegenseitig mit | |||
Liebesbeweisen, und er bat fortan das beste Leben. Als der Vater schließlich | |||
sein Ende nahen fühlt, übergibt er dem Pfarrer und vier Bürgern die fünf | |||
Schlüssel mit der Bitte, sie nach seinem Tode den Kindern auszuhändigen. | |||
Nach der Beerdigung öffnen sie voller Erwartung die Kiste und finden | |||
darin nichts als einen großen Schlegel und einen Zettel, auf dem steht: Wer so | |||
töricht ist, allen Besitz seinen Kindern zu geben und selbst Not zu leiden, | |||
den soll man mit diesem Schlegel erschlagen. | |||
===Epimythion=== | |||
Von Freunden | |||
erfährt man oft mehr Gutes als von Blutsverwandten. Titelangabe. Wer sich | |||
auf ein ungewisses Spiel einläßt, hat oft das Nachsehen. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 509f.) | |||
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | [[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]] | ||
[[Kategorie:Quelle Schwank]] |
Aktuelle Version vom 17. Juni 2024, 07:49 Uhr
Inhalt
Promythion
Rüdeger der Hinkhofer erzählt eine wahre Geschichte; sie lehrt, daß Kinder ihre Eltern ehren sollen und daß Eltern gut daran tun, sich vor dem Undank ihrer Kinder in Acht zu nehmen.
Narratio
Ein reicher Kaufmann verteilt nach dem Tode seiner Frau sein ganzes Gut an seine (drei) Söhne und (zwei) Töchter in der Erwartung, bei ihnen seinen Lebensabend zu verbringen. Zunächst wird er von ihnen reihum auch freundlich aufgenommen und mit aller Aufmerksamkeit gepflegt. Als aber die Runde zum zweitenmal beginnt, muß er erleben, wie alle Kinder über sein abermaliges Erscheinen murren und versuchen, den lästigen Alten, der immer mehr herunterkommt, so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Ein alter Freund holt ihn in sein Haus und rät ihm, wie er bei seinen Kindern wieder zu Ehren kommen kann. Er läßt ihn eine große, eisenbeschlagene Kiste machen mit fünf Schlössern daran. Einen der Schlüssel muß sich der Alte umhängen. Bei der nächsten Runde bemerken die Kinder den Schlüssel und vermuten, der Vater habe noch einen größeren Schatz in seinem Besitz. Nun übertrumpfen sie sich wieder gegenseitig mit Liebesbeweisen, und er bat fortan das beste Leben. Als der Vater schließlich sein Ende nahen fühlt, übergibt er dem Pfarrer und vier Bürgern die fünf Schlüssel mit der Bitte, sie nach seinem Tode den Kindern auszuhändigen. Nach der Beerdigung öffnen sie voller Erwartung die Kiste und finden darin nichts als einen großen Schlegel und einen Zettel, auf dem steht: Wer so töricht ist, allen Besitz seinen Kindern zu geben und selbst Not zu leiden, den soll man mit diesem Schlegel erschlagen.
Epimythion
Von Freunden erfährt man oft mehr Gutes als von Blutsverwandten. Titelangabe. Wer sich auf ein ungewisses Spiel einläßt, hat oft das Nachsehen.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 509f.)