Minneklage (B25): Unterschied zwischen den Versionen

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Baumes, dessen Blüten verdorren müssten, ohne Frucht zu bringen; der Regen des
Jammers bringe ihm den Tod; sein Herz ›krache laut‹ (50f.) wie dürres Reisig. In
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Freude und Hochstimmung seien ausgelöscht wie eine mit Wasser begossene Kohle.
Sein Herz sei versteinert. Besonders schmerzhaft sei es zu sehen, wie sich seine Umgebung amüsiere, aber niemand tröstende Worte für ihn habe. In einem Vogelkäfig
(Pr2 ''pavr / Be3 boer /'' Lg4 ''poer = bûr?'') wäre es ihm besser ergangen als in der Trennung.
Abgemildert werde seine Klage dadurch, dass es der Geliebten gut gehe. Die Klage
aber werde ewig bestehen, da er alle Hoffnung aufgegeben habe. Er sei ein Verworfener. Schuld sei die Natürlich lieb (96), deren Macht Liebe in Leid verwandelt habe B Schluss (99–110): Der Sprecher schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte.
Er versichert, die Damen immer zu loben, da sie die Freude der Männer zum blühen
brächten – nur sei einzig seine Freude verdorrt. In einer Publikumsapostrophe bittet
er die edlen jungen Frauen und Damen, für ihn zu beten, damit sein Leid ein Ende
habe (Lesung nach Be3/Lg4 ''mir zergee'' statt Pr2 ''mir ergee'').
([[Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden]], Band 1, S. 38f.)




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Version vom 13. August 2021, 19:20 Uhr

Minneklage (B25)

AutorIn Anon. (Johann von Konstanz?)
Entstehungszeit Erstes Viertel 14. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Stuttgart, Landesbibliothek: HB XIII I, S: 304f.
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Minneklage; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 36f.

Inhalt

A Klage (1–99):

Der Sprecher beklagt sein ständig sich vermehrendes, ihn überallhin verfolgendes Unglück und seine Lebensunlust, die die Trennung von der Geliebten ausgelöst habe. Seine Situation beschreibt er auch in Vergleichen: Sein Herz sinke wie Blei oder Steine; es sei wie ein blühender Zweig eines unfruchtbaren Baumes, dessen Blüten verdorren müssten, ohne Frucht zu bringen; der Regen des Jammers bringe ihm den Tod; sein Herz ›krache laut‹ (50f.) wie dürres Reisig. In wiederholten Klagerufen (54, 60, 66, 78: Obe) wünscht er sich einen raschen Tod (Apostrophe 66: obe, tod, wärest du), der besser sei als sein gegenwärtiges Leiden. Alle Freude und Hochstimmung seien ausgelöscht wie eine mit Wasser begossene Kohle. Sein Herz sei versteinert. Besonders schmerzhaft sei es zu sehen, wie sich seine Umgebung amüsiere, aber niemand tröstende Worte für ihn habe. In einem Vogelkäfig (Pr2 pavr / Be3 boer / Lg4 poer = bûr?) wäre es ihm besser ergangen als in der Trennung. Abgemildert werde seine Klage dadurch, dass es der Geliebten gut gehe. Die Klage aber werde ewig bestehen, da er alle Hoffnung aufgegeben habe. Er sei ein Verworfener. Schuld sei die Natürlich lieb (96), deren Macht Liebe in Leid verwandelt habe B Schluss (99–110): Der Sprecher schließt mit einem Segenswunsch für die Geliebte. Er versichert, die Damen immer zu loben, da sie die Freude der Männer zum blühen brächten – nur sei einzig seine Freude verdorrt. In einer Publikumsapostrophe bittet er die edlen jungen Frauen und Damen, für ihn zu beten, damit sein Leid ein Ende habe (Lesung nach Be3/Lg4 mir zergee statt Pr2 mir ergee).

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, Band 1, S. 38f.)