Bispel: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 22. Januar 2019, 21:25 Uhr
Definitorische Ansätze
Hanns Fischer grenzte 1968 in seinen Studien zur deutschen Märendichtung das Bispel quantitativ gegen das Märe ab und betrachtete märenhafte Kleinepik (vgl. Fischers Definition) unter 90-100 Versen als Bispel, über 150 Versen als Mären (vgl. Fischer: Studien, S. 61f.).
Diese quantitative Bestimmung wurde von Joachim Heinzle 1978 grundsätzlich in Frage gestellt.
Ingrid Strasser bestimmte 1989 auf Basis der von Ute Schwab herausgegebenen Stricker-Bispel das Bispel formal durch eine deutliche Zweiteilung mit meist exakt markierter Nahtstelle zwischen Erzählteil und Epimythion (vgl. Strasser: Vornovellistisches, S. 158f.). Es entwickle sich aus dem Exempel als Sonderguppe mit moralischem Epimythion. In dieser Gemengelage begreift Strasser das Bispel als "zweiteilig gebaute poetische Form, die, indem sie sich den Lehrmodalitäten der exemplarischen Literatur verpflichtet, dezidiert moralisch.exemplarische Ansprüche stellt und sich dadurch vom Märe mit seinem ihm eigenen Lehrverfahren deutlich absetzt" (Strasser: Vornovellistisches, S. 163f.). Da das Bispel damit zunächst formal bestimmt ist, gibt es Überschneidnungen zu den Gattungen Fabel ("Tierbispel"), Mirakel ("Mirakelbispel") und Märchen.