Verlorene Mühe (B53): Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 11. September 2021, 22:18 Uhr

Verlorene Mühe (B53)

AutorIn Anon.
Entstehungszeit Überlieferung um 1425
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Landesbibliothek: Hs. Donaueschingen 104, 243va-244vb
Ausgaben
Übersetzungen
Forschung Klingner, Jacob: Verlorene Mühe; Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 95f.

Inhalt

A Einleitung (1–12):

Unsagbarkeitstopos: Der Sprecher thematisiert die unaussprechliche Einsicht in die verloren arbait (6), d.h. in die Vergeblichkeit jeder Anstrengung angesichts der die Welt regierenden, unausrottbaren Dummheit.

B Beispielreihe (12–140):

Das Thema illustriert der Sprecher mit einer Beispielreihe sinn- und fruchtloser Bemühungen. Dabei werden vor allem Tiere als Exempla für Unbelehrbarkeit und die Macht angeborener Triebe herangezogen: Wer andere lehren wolle, erfahre oft Widerstand – so wie es den Kranken gerade nach dem gelüste, was ihm verboten werde. Ein Hase, der in der Jugend gezähmt wurde, laufe auch im Alter noch davon, sobald er könne – so sei auch die Lehre bei vielen Bösen unnütz. Die Beizjagd mit einer Weihe sei erfolglos – so lasse sich auch echter Adel nicht vortäuschen. Ein Rappe könne sich nicht waschen, um zu einem Schimmel zu werden – ebenso sei die Taufe eines alten Juden vergeblich. Ein Falke verliere auch unter der Haube seinen Freiheitsdrang nicht – ebenso ließen sich junge Mädchen nicht behüten. Ein Wolf bleibe ein unzähmbarer Schädling – so müsse auch der Mann, der eine böse Frau heirate, immer unter ihr leiden, soviel er sie auch schlagen (73: geknuellen) möge. Die Katze liebe Fische, traue sich aber nicht ins Wasser – so sei auch der Wunsch, dem keine Tat nachfolge, fruchtlos. Dem Jagdhund, der mehrmals die falsche Spur verfolge, traue der Jäger nicht, auch wenn er einmal die richtige verfolge – so glaube man dem Lügner nicht, selbst wenn er einmal die Wahrheit sage. Wer den Bau des Marders im Hühnerhaus nicht zerstöre, verliere seine Tiere – so verarme derjenige, der sich mit Übeltätern einlasse. Ein Hund, der die Leine nicht gewöhnt sei, werde sich im Alter gegen sie sträuben – so solle man Tugenden in der Jugend einüben. Das Fell einer Katze werde auch durch Putzen nicht schöner gefärbt – so könne auch Kosmetik (Färben und Baden) die Falten einer alten Frau nicht verdecken. Wenn ein Vögelchen für den Kuckuck dessen Junge großziehe, werde es am Ende doch gefressen – so verliere derjenige viel, der einem untreuen Herrn diene.

C Minneklage (141–184):

Statt weitere Beispiele aufzuzählen, will der Sprecher seine eigene verlorene Mühe thematisieren: Sein treuer, beständiger Dienst der Dame gegenüber bringe ihm nichts ein. Er könne ihr nicht böse sein und sie nicht vergessen, obwohl sie ihn abweise. Er erwarte ihren Gruß als Lohn, auch wenn der Gruß nur ihre Verachtung ausdrücke (173: Si sprach zu mir ›bist aber hie‹). So sei auch sein Minnedienst durch ihre Ablehnung verlorene Mühe: Schlusssentenz: Wer dort dient, wo man ihn nicht will, erwirbt sich große Schmach.

(Klingner, Jacob/Lieb, Ludger: Handbuch Minnereden, S. 96)