Der Wiener Meerfahrt (Der Freudenleere): Unterschied zwischen den Versionen
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Zweitklage. Burggraf Hermann von Dewin hat die Geschichte erzählt, der Freudenleere hat sie in Verse gebracht. Über die lebensfrohe Stadt Wien. | |||
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In Wien sitzen eines Tages reiche Bürger beim Wein. Sie zechen bis in die Nacht, und ihre Reden werden immer wirrer. Als einer eine Pilgerfahrt ins Heilige Land vorschlägt, stimmen die anderen freudig zu und rüsten sich mit Speisen, Wein und Gewürzen für die weite Fahrt. Um Mitternacht wähnen sie sich auf offenem Meer und singen das Pilgerlied 'In Gottes Namen fahren wir'. Der reichlich genossene Wein lässt sie glauben, ein heftiger Sturm habe sich erhoben, und viele fühlen sich seekrank. In ihrer Trunkenheit halten sie einen benebelt am Boden liegenden Zecher für tot und beschließen, die "Leiche" über Bord zu werfen, um so das Meer zu besänftigen. Trotz seiner Beteuerung, er sei am Leben, wird der Ärmste in hohem Bogen auf die Straße geworfen, wo er sich Arm und Bein bricht. Schließlich liegen alle besinnungslos da. Als man sie am nächsten Tag weckt, erzählen sie, immer noch betrunken, den Nachbarn von ihrer Sturmfahrt und glücklichen Rettung. Mit Mühe können die Freunde des Verletzten davon abgehalten werden, an den Zechern blutige Rache zu nehmen. Als diese nach drei Tagen endlich wieder nüchtern sind, erkennen sie, was sie angerichtet haben: dem Geschädigten müssen sie zweihundert Pfund Silber zahlen. | |||
===Epimythion=== | |||
Der Wein macht froh, kann aber auch schädlich sein. ein Geizhals soll ruhig trinken, wenn r dadurch etwas freigebiger wird. | |||
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 467) | |||
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Version vom 16. November 2020, 09:54 Uhr
Inhalt
Promythion
Zweitklage. Burggraf Hermann von Dewin hat die Geschichte erzählt, der Freudenleere hat sie in Verse gebracht. Über die lebensfrohe Stadt Wien.
Narratio
In Wien sitzen eines Tages reiche Bürger beim Wein. Sie zechen bis in die Nacht, und ihre Reden werden immer wirrer. Als einer eine Pilgerfahrt ins Heilige Land vorschlägt, stimmen die anderen freudig zu und rüsten sich mit Speisen, Wein und Gewürzen für die weite Fahrt. Um Mitternacht wähnen sie sich auf offenem Meer und singen das Pilgerlied 'In Gottes Namen fahren wir'. Der reichlich genossene Wein lässt sie glauben, ein heftiger Sturm habe sich erhoben, und viele fühlen sich seekrank. In ihrer Trunkenheit halten sie einen benebelt am Boden liegenden Zecher für tot und beschließen, die "Leiche" über Bord zu werfen, um so das Meer zu besänftigen. Trotz seiner Beteuerung, er sei am Leben, wird der Ärmste in hohem Bogen auf die Straße geworfen, wo er sich Arm und Bein bricht. Schließlich liegen alle besinnungslos da. Als man sie am nächsten Tag weckt, erzählen sie, immer noch betrunken, den Nachbarn von ihrer Sturmfahrt und glücklichen Rettung. Mit Mühe können die Freunde des Verletzten davon abgehalten werden, an den Zechern blutige Rache zu nehmen. Als diese nach drei Tagen endlich wieder nüchtern sind, erkennen sie, was sie angerichtet haben: dem Geschädigten müssen sie zweihundert Pfund Silber zahlen.
Epimythion
Der Wein macht froh, kann aber auch schädlich sein. ein Geizhals soll ruhig trinken, wenn r dadurch etwas freigebiger wird.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 467)