Der Chorherr und die Schustersfrau; Chorherr und Schusterin
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AutorIn
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Heinrich Kaufringer
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Entstehungszeit
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Ende 14. Jh. (?)
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Entstehungsort
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Lechtal (Landsberg am Lech ?)
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AuftraggeberIn
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Überlieferung
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München, BSB: Cgm 270, 312v-317v [1]
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Ausgaben
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Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung, Band 2, S. 91-101 Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke, Bd. 1, S. 105-111 Schulz-Grobert, Jürgen (Hg.): Kleinere mittelhochdeutsche Verserzählungen, S. 168-183
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Übersetzungen
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Fischer, Hanns (Hg.): Die schönsten Schwankerzählungen des deutschen Mittelalters, S. 26-30 Schulz-Grobert, Jürgen (Hg.): Kleinere mittelhochdeutsche Verserzählungen, S. 168-183 Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 562-567 Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters, Band 1, S. 13-16 Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde, S. 62-67
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Forschung
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Ackermann, Dorothea: Gewaltakte - Disziplinierungsapparate, S. 154-159; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 103, 133-135, 178, 191f., 207f., 216, 311, 313, 329; Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer, S. 74-77; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 65, 96, 120f., 149; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 219f.; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 144, 146, 182, 191, 266; Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 116, 184, 382; Jonas, Monika: Idealisierung und Dämonisierung als Mittel der Repression; Jurchen, Sylvia: Kaufringer; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 62; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 211; Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel, S. 296; Stede, Marga: Schreiben in der Krise; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 236, 257; Zotz, Nicola: Grauzonen
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Inhalt
Narratio
In Augsburg ist eine Schusterin mit einem Chorherrn im Einverständnis, Ihren
einfältigen Mann fürchtet sie so wenig, daß sie mit ihrem Galan daheim in einem verdeckten Zuber badet und dem vorbeikommenden Gatten übermütig
mitteilt, sie habe ihren Liebhaber bei sich. Der Schuster hält ihre Worte für
einen Scherz und läßt sich nur unwillig herbei, ihre Behauptung nachzuprüfen.
Als er das Tuch heben will, spritzt sie ihm Wasser in die Augen, und er glaubt,
sie habe wieder einmal nur ihren Scherz mit ihm getrieben. Gutmütig schimpfend kehrt er zu seiner Arbeit zurück. Der Chorherr aber, der große Angst
ausgestanden hat, beschließt, der Schusterin bei Gelegenheit das Schwitzbad zu
vergelten. Als sie eines Morgens, statt in die Messe zu gehen, in das Schlafgemach des Chorherrn einkehrt, läßt er den Schuster kommen, damit er seiner Konkubine, die zugedeckt bei ihm im Bett liegt und nur den Fuß hinausstreckt, ein Paar Schuhe anmesse. Der Schuster wundert sich, daß noch
eine andere als die eigene Frau einen solch zierlichen Fuß habe. Während
er noch im Weinkeller bewirtet wird, kann die Frau nach Hause eilen. Dort
findet er sic hinter ein Spinnrad und gesteht ihr, daß er sie beim Anblick des
kleinen Fußes einen Augenblick der Untreue verdächtigt habe. Nun muß er
selbst die Erzürnte besänftigen und ihr Abbitte leisten, die sie gerechterweise ihm
geschuldet hätte.
Epimythion
Die Frauen verstehen sich darauf, ihre Männer
ins Unrecht zu setzen.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 480f.)