Das Kerbelkraut

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Das Kerbelkraut; Weiberlist; The chervil

AutorIn Anon.
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Straßburg, Ehemal. Stadtbibliothek: Cod. A 94 der Johanniterbibliothek, 35va-38va [1870 verbrannt]
Ausgaben Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 96-99
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 2, S. 66-76
Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer, Band 2, S. 265-272
Übersetzungen Ernst, Paul (Hg.): Altdeutsche Mären und Schwänke, S. 391-398
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 183-185
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 527-532; 180-185
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Deutsche Novellen des Mittelalters, Band 1, S. 81-84
Forschung Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 2, 67, 81, 95, 108, 267; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 145; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 112, 115, 156; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 262, 264, 283, 292, 299, 303; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 161; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 137, 176f.; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Promythion

Eine listige Frau ist imstande, ihren Mann, der sie beim Ehebruch beobachtet hat, glauben zu machen, er habe sich geirrt.

Narratio

Ein Mann sieht einen Liebhaber von seiner Frau gehen und verbleut sie trotz ihrer Unschuldsbeteuerungen so sehr, daß sie vier Tage das Bett hüten muß. Da sucht sie eine alte Kupplerin auf, die ihr raten soll, wie sie sich künftig vor solcher Züchtigung schützen könne. Die Alte erkundigt sich, ob sie kürzlich etwas Seltenes gegessen habe, und sie bejaht; es sei Kerbelkraut gewesen. Als sie nach Hause kommt, bricht sie einen Streit vom Zaun, indem sie ihren Mann bezichtigt, einer Straßendirne schöne Augen gemacht zu haben. Zornig verläßt der Mann das Haus und trifft auf die Kupplerin, die ihn begrüßt und behauptet, er habe zwei Nasen und vier Füße. Als er sie auslacht, entschuldigt sie sich: das Kerbelkraut, das sie gegessen habe, müsse die Ursache dafür sein, daß sie alles doppelt sehe. Wieder zu Hause, fragt der Mann seine Frau, was sie denn damals gegessen hätten, als er sie wegen des Buhlers im Haus verprügelt habe. Wie mit der Alten verabredet, nennt sie ihm das Kerbelkraut. Da glaubt auch er, der geschilderten Wirkung dieses Krautes erlegen zu sein, und bittet seine Frau um Vergebung.

Epimythion

So werden alle Männer von ihren Frauen getäuscht. Frauen zu beaufsichtigen ist nutzlos.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 487]])