Der Mönch als Liebesbote B (Heinrich Kaufringer)

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Der Beichtvater als Postillon d'amour; Der Mönch als Liebesbote B

AutorIn Heinrich Kaufringer
Entstehungszeit Ende 14. Jh. (?)
Entstehungsort Lechtal (Landsberg am Lech ?)
AuftraggeberIn
Überlieferung München, BSB: Cgm 270, 294r-301v [1]
Ausgaben Sappler, Paul (Hg.): Heinrich Kaufringer. Werke, Bd. 1, S. 81-91
Übersetzungen
Forschung Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 92f., 186, 188, 191f., 246, 249, 314; Euling, Karl: Studien über Heinrich Kaufringer, S. 70-74; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 95, 104, 121, 149; Heiles, Marco: Heinrich Kaufringer Bibliographie 1809–2018; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 116, 348, 368f.; Jurchen, Sylvia: Die Geschichte auf dem Prüfstein der Moral; Jurchen, Sylvia: Kaufringer; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 222-225, 227; Rippl, Coralie: Erzählen als Argumentationsspiel, S. 303; Stede, Marga: Schreiben in der Krise; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257, 334

Inhalt

Promythion

Wer auf Liebesabenteuer ausgeht, braucht einen durchtriebenen Verstand. Besonders Frauen besitzen ihn.

Narratio

Eine Augsburger Bürgerin verliebt sich in einen schönen jungen Mann, der alle Tage vor ihrem Fenster seiner Geliebten den Hof macht, und ist betrübt, daß er ihrer nicht achtet. Um ihn auf sich aufmerksam zu machen, klagt sie ihrem Beichtvater, einem alten Mönch, der junge Mann verfolge und belästige sie. Der Mönch stellt den Angeschuldigten zur Rede und verwarnt ihn, obwohl er seine Unschuld beteuert. Als er die Frau auch weiterhin nicht beachtet, wiederholt sie ihre Klage; doch der Erfolg bleibt ihr versagt. Schließlich bringt sie ihrem Beichtvater einen Ring mit der Aufschrift: „Gib acht, wie du das zu verstehen hast“ und erzählt dazu mit geheuchelter Entrüstung, wie der Jüngling auf einem bestimmten Wege in ihr Gemach eingedrungen sei und ihr schließlich nach vergeblichen Bitten diesen Ring zurückgelassen habe. Der Mönch läßt den jungen Mann abermals zu sich kommen, und als er wiederum alle Vorwürfe zurückweist, beschreibt ihm der Einfältige im Wunsche, ihn zu überführen, genau den Weg, auf dem er ins Gemach der Frau gelangt sei, und gibt ihm zum Beweis schließlich den Ring. Als der junge Mann die Aufschrift liest, versteht er endlich, worauf es die kluge Frau abgesehen hat, und verspricht dem Mönch, sie werde fortan nicht mehr über ihn zu klagen haben. In der folgenden Nacht begibt er sich auf dem gewiesenen Weg zu ihr und stillt ihr Verlangen.

Epimythion

Preis der Frauenlist.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 483f.)