Der Pfaffe mit der Schnur A

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Der Pfaffe mit der Schnur A; Der pfaff mit der snur; The priest with the cord (version A)

AutorIn Hans Awer? (Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos)
Entstehungszeit 15. Jhd. (Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 130)
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 107ra-111ra [1]
Nürnberg, GRM: Hs. 5339a, 164r-176v [2]
Ausgaben Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung, Band 2, S. 116-143
Kully, Rolf, Max/Rupp, Heinz: Der münch mit dem genßlein, S. 140-155
Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 140-151
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 4, S. 442-460
Übersetzungen Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 518-522
Forschung Altenhöfer, Florian: Der Pfaffe mit der Schnur; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 72, 87, 94f., 100, 103f., 133f., 143, 200, 202, 204, 207, 213, 260, 262f., 292, 298, 308; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 95, 120, 191, 223, 264; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 145-160; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 130, 139, 141, 144f., 194, 213, 216; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 116, 199f., 348, 354, 381; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 266, 277, 283, 292f., 295, 341; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 214, 278, 291; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Promythion

Der Dichter fordert für seine Erzählung Aufmerksamkeit.

Narratio

Ein Pfarrer bittet eine junge Bauersfrau erfolgreich um eine gemeinsame Liebesnacht. Um ungestört zu sein, beschließt sie, ihren Mann betrunken zu machen, und verabredet mit dem Pfarrer, er solle, wenn er in der Nacht komme, an einer Schnur ziehen, die sie sich an eine Zehe binden werde. Da sich der Liebhaber verspätet, schläft die Frau ein. Der Bauer entdeckt die Schnur und bindet sie an die eigene Zehe. Er nimmt den Pfaffen fest, muß ihn dann aber seiner herbeigeeilten Frau zum Halten übergeben, um ein Licht holen zu können. Diese läßt ihren Liebhaber laufen und ergreift statt seiner einen Esel, den sie dem mit Licht zurückgekehrten Bauern vorweist. Sie wird verprügelt und ausgesperrt. Vor der Türe jedoch überredet sie eine alte Frau, gegen Lohn ihre Stelle einzunehmen, damit sie sich mit ihrer Mutter beraten könne. Während sie sich dem Pfaffen hingibt, verprügelt der Bauer seine vermeintliche Frau von neuem und schneidet ihr die beiden Zöpfe ab. Am anderen Morgen ruft er die Verwandten und Freunde herbei, um seine Frau vor ihren Augen des Ehebruchs zu überführen. Aber die Zöpfe, die er vorweist, sind grau; das Haar der Bäuerin ist unversehrt. Das bestimmt die Anwesenden, der Erklärung der Frau zu glauben, der Bauer sei nicht bei Sinnen. Man fesselt ihn in einen Teigtrog und schafft ihn in die Kirche des Heiligen Cyriacus, wo der buhlerische Pfarrer ihn feierlich beschwört, indem er ihn im Weihwasser fast ertränkt. Dann brennt ihm die Bäuerin mit Weihrauch und Zunder neun Löcher in den geschorenen Kopf, bis er schließlich bei St. Cyriacus schwört, er wolle seiner Frau fortan trauen. Wenn er künftig etwas Verdächtiges entdeckt, schweigt er dazu still aus Angst vor einer Wiederholung der Beschwörung.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 500)