Das untergeschobene Kalb (Jörg Zobel)

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Das untergeschobene Kalb; Der geäffte Ehemann

AutorIn Jörg Zobel
Entstehungszeit
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung München, BSB: Cgm 568, 257va-258vb [1]
Ausgaben Fischer, Hanns (Hg.): Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, S. 294-299
Übersetzungen Spiewok, Wolfgang (Hg.): Altdeutsches Decamerone, S. 716-720
Spiewok, Wolfgang (Hg.): Das Liebespaar auf der Linde, S. 186-191
Forschung Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 67, 95, 108; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 145-160; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 27, 144; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 214, 248-250; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 155f., 179, 265, 283; Reichlin, Susanne: Ökonomien des Begehrens, Ökonomien des Erzählens, S. 153; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Narratio

Ein Bauer verheiratet seine schöne Tochter gegen ihren Willen mit dem reichen Nachbarn Kunz. Die junge Frau will aber ihre Liebesbeziehungen zum Schneider nicht aufgeben, und so verabredet sie beim Kirchweihtanz mit ihm, er solle in der Nacht zu ihr kommen. Der Liebhaber stellt sich ein und wird von der Frau, bevor sic mit ihrem Gatten ins Bett geht, hinter der Türe versteckt. Dann trägt sie noch ein zehn Wochen altes Kalb ins Schlafzimmer und begibt sich ins Bett. Nach kurzer Zeit jedoch beginnt sie über Schmerzen zu klagen, und Kunz muß sie warm zudecken, damit sie in Schweiß komme. Als ihr bald darauf heiß wird, bittet sie ihren Gatten, von ihr abzurücken, und nun kann der Liebhaber mit seinem Spiel beginnen. Doch Kunz hält die heftige Bewegung seiner Frau für einen Kälteschauder und will sie zudecken. Dabei ergreift er in der Dunkelheit das Glied des Schneiders. Er befiehlt seiner Frau, es festzuhalten, bis er ein Licht geholt habe. Doch diese läßt das Corpus delicti und ihren Liebhaber fahren und packt statt dessen die Zunge des Kalbes. So kann sie ihren Mann, der mit bloßem Schwert herbeigeeilt kommt, einen Toren schelten und von ihm zur Versöhnung Rock und Mantel fordern.

Epimythion

Leute wie den Kunz soll man auf solche Weise zum Narren halten.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 539)