Der Pfaffe mit der Schnur A: Unterschied zwischen den Versionen

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| namen              = Der Pfaffe mit der Schnur A; Der pfaff mit der snur<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"-->
| namen              = Der Pfaffe mit der Schnur A; Der pfaff mit der snur; The priest with the cord (version A)<!--Möglichst alle Bezeichnungen des Textes, die in der Forschung gebräuchlich waren bzw. sind, in alphabetischer Reihenfolge, abgertrennt mit ";"-->
| autorin            = Hans Awer? ([[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]])<!--Autor oder Autorin bzw. "Anon."; falls in der Forschung ein/e AutorIn vermutet wird, dann nach AutorInnenname "?" und in () Verweis auf Forschungsquelle in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->
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| entstehungszeit    = 15. Jhd. ([[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 130)<!--Entstehungszeit oder -zeitraum des Textes, mit anschließendem Verweis auf Quelle der Datierung in [[Kurzzitationen]] (s. Bibliographie Forschung Kleinepik)-->  
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| überlieferung      = Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 107ra-111ra [https://digital.blb-karlsruhe.de/urn/urn:nbn:de:bsz:31-1298]<br />Nürnberg, GRM: Hs. 5339a, 164r-176v [http://dlib.gnm.de/item/Hs5339a/html]
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<!--Möglichst gesamte Überlieferung in Handschriften und Drucken. Muster: Ort, Bibliothek: Signatur, abgetrennt mit "<br />"-->
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| ausgaben          = [[Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung]], Band 2, S. 116-143<br />[[Kully, Rolf, Max/Rupp, Heinz: Der münch mit dem genßlein]], S. 140-155<br />[[Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer]], S. 140-151<br />[[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<!--Möglichst alle Ausgaben des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"-->
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| übersetzungen      = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]]<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben-->
| übersetzungen      = [[Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts]], Band 5, S. 518-522<!--Möglichst alle Übersetzungen des Textes in [[Kurzzitationen]](s. Bibliographie Editionen Kleinepik), abgetrennt mit "<br />"; notfalls Doppelungen mit Ausgaben-->
| forschung          = [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 72, 87, 94f., 100, 103f., 133f., 143, 200, 202, 204, 207, 213, 260, 262f., 292, 298, 308; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 130, 139, 141, 144f., 194, 213, 216; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 199f., 348, 354, 381; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 266, 277, 283, 292f., 295, 341; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 214, 278, 291<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"-->
| forschung          = [[Altenhöfer, Florian: Der Pfaffe mit der Schnur]]; [[Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte]], S. 72, 87, 94f., 100, 103f., 133f., 143, 200, 202, 204, 207, 213, 260, 262f., 292, 298, 308; [[Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages]], S. 37, 87, 96, 99, 104 Anm. 53, 142, 150; [[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 68, 95, 120, 191, 223, 264; [[Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux]], S. 145-160; [[Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos]], S. 130, 139, 141, 144f., 194, 213, 216; [[Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung]], S. 116, 199f., 348, 354, 381; [[Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters]], S. 30, 131f.; [[Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung]], S. 266, 277, 283, 292f., 295, 341; [[Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters]], S. 23, 40, 75, 76; [[Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen]], S. 103f., 173, 295; [[Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle]], S. 214, 278, 291; [[Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter]], S. 234, 257<!--Forschungstexte zum Einzeltext (s. Bibliographie Forschung Kleinepik), ggf. mit Seitenangaben, abgetrennt mit ";"-->


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==Inhalt==
===Promythion===
Der Dichter fordert für seine Erzählung Aufmerksamkeit.
===Narratio===
Ein
Pfarrer bittet eine junge Bauersfrau erfolgreich um eine gemeinsame Liebesnacht. Um ungestört zu sein, beschließt sie, ihren Mann betrunken zu machen,
und verabredet mit dem Pfarrer, er solle, wenn er in der Nacht komme, an
einer Schnur ziehen, die sie sich an eine Zehe binden werde. Da sich der Liebhaber verspätet, schläft die Frau ein. Der Bauer entdeckt die Schnur und bindet
sie an die eigene Zehe. Er nimmt den Pfaffen fest, muß ihn dann aber seiner
herbeigeeilten Frau zum Halten übergeben, um ein Licht holen zu können.
Diese läßt ihren Liebhaber laufen und ergreift statt seiner einen Esel, den sie
dem mit Licht zurückgekehrten Bauern vorweist. Sie wird verprügelt und
ausgesperrt. Vor der Türe jedoch überredet sie eine alte Frau, gegen Lohn ihre
Stelle einzunehmen, damit sie sich mit ihrer Mutter beraten könne. Während
sie sich dem Pfaffen hingibt, verprügelt der Bauer seine vermeintliche Frau von
neuem und schneidet ihr die beiden Zöpfe ab. Am anderen Morgen ruft er die
Verwandten und Freunde herbei, um seine Frau vor ihren Augen des Ehebruchs
zu überführen. Aber die Zöpfe, die er vorweist, sind grau; das Haar der Bäuerin
ist unversehrt. Das bestimmt die Anwesenden, der Erklärung der Frau zu
glauben, der Bauer sei nicht bei Sinnen. Man fesselt ihn in einen Teigtrog und
schafft ihn in die Kirche des Heiligen Cyriacus, wo der buhlerische Pfarrer ihn
feierlich beschwört, indem er ihn im Weihwasser fast ertränkt. Dann brennt
ihm die Bäuerin mit Weihrauch und Zunder neun Löcher in den geschorenen
Kopf, bis er schließlich bei St. Cyriacus schwört, er wolle seiner Frau fortan
trauen. Wenn er künftig etwas Verdächtiges entdeckt, schweigt er dazu still aus
Angst vor einer Wiederholung der Beschwörung.
([[Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung]], S. 500)


[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]]
[[Kategorie:Quelle Märe/Versnovelle]]
[[Kategorie:Quelle Schwank]]
[[Kategorie:Quelle Schwank]]

Aktuelle Version vom 13. August 2023, 23:11 Uhr

Der Pfaffe mit der Schnur A; Der pfaff mit der snur; The priest with the cord (version A)

AutorIn Hans Awer? (Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos)
Entstehungszeit 15. Jhd. (Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 130)
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Karlsruhe, Badische Landesbibliothek: Karlsruhe 408, 107ra-111ra [1]
Nürnberg, GRM: Hs. 5339a, 164r-176v [2]
Ausgaben Cramer, Thomas (Hg.): Märendichtung, Band 2, S. 116-143
Kully, Rolf, Max/Rupp, Heinz: Der münch mit dem genßlein, S. 140-155
Niewöhner, Heinrich (Hg.): Neues Gesamtabenteuer, S. 140-151
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 4, S. 442-460
Übersetzungen Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts, Band 5, S. 518-522
Forschung Altenhöfer, Florian: Der Pfaffe mit der Schnur; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 72, 87, 94f., 100, 103f., 133f., 143, 200, 202, 204, 207, 213, 260, 262f., 292, 298, 308; Coxon, Sebastian: Laughter and Narrative in the Later Middle Ages, S. 37, 87, 96, 99, 104 Anm. 53, 142, 150; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 95, 120, 191, 223, 264; Frosch-Freiburg, Frauke: Schwankmären und Fabliaux, S. 145-160; Grubmüller, Klaus: Die Ordnung, der Witz und das Chaos, S. 130, 139, 141, 144f., 194, 213, 216; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 116, 199f., 348, 354, 381; Hufeland, Klaus: Die deutsche Schwankdichtung des Spätmittelalters, S. 30, 131f.; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 266, 277, 283, 292f., 295, 341; Połczyńska, Edyta: Der Erzähler in der Märendichtung des Mittelalters, S. 23, 40, 75, 76; Schallenberg, Andrea: Spiel mit Grenzen, S. 103f., 173, 295; Schirmer, Karl-Heinz: Stil- und Motivuntersuchungen zur mittelhochdeutschen Versnovelle, S. 214, 278, 291; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 234, 257

Inhalt

Promythion

Der Dichter fordert für seine Erzählung Aufmerksamkeit.

Narratio

Ein Pfarrer bittet eine junge Bauersfrau erfolgreich um eine gemeinsame Liebesnacht. Um ungestört zu sein, beschließt sie, ihren Mann betrunken zu machen, und verabredet mit dem Pfarrer, er solle, wenn er in der Nacht komme, an einer Schnur ziehen, die sie sich an eine Zehe binden werde. Da sich der Liebhaber verspätet, schläft die Frau ein. Der Bauer entdeckt die Schnur und bindet sie an die eigene Zehe. Er nimmt den Pfaffen fest, muß ihn dann aber seiner herbeigeeilten Frau zum Halten übergeben, um ein Licht holen zu können. Diese läßt ihren Liebhaber laufen und ergreift statt seiner einen Esel, den sie dem mit Licht zurückgekehrten Bauern vorweist. Sie wird verprügelt und ausgesperrt. Vor der Türe jedoch überredet sie eine alte Frau, gegen Lohn ihre Stelle einzunehmen, damit sie sich mit ihrer Mutter beraten könne. Während sie sich dem Pfaffen hingibt, verprügelt der Bauer seine vermeintliche Frau von neuem und schneidet ihr die beiden Zöpfe ab. Am anderen Morgen ruft er die Verwandten und Freunde herbei, um seine Frau vor ihren Augen des Ehebruchs zu überführen. Aber die Zöpfe, die er vorweist, sind grau; das Haar der Bäuerin ist unversehrt. Das bestimmt die Anwesenden, der Erklärung der Frau zu glauben, der Bauer sei nicht bei Sinnen. Man fesselt ihn in einen Teigtrog und schafft ihn in die Kirche des Heiligen Cyriacus, wo der buhlerische Pfarrer ihn feierlich beschwört, indem er ihn im Weihwasser fast ertränkt. Dann brennt ihm die Bäuerin mit Weihrauch und Zunder neun Löcher in den geschorenen Kopf, bis er schließlich bei St. Cyriacus schwört, er wolle seiner Frau fortan trauen. Wenn er künftig etwas Verdächtiges entdeckt, schweigt er dazu still aus Angst vor einer Wiederholung der Beschwörung.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 500)