Der Wiener Meerfahrt (Der Freudenleere)

Aus Brevitas Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Wiener Meerfahrt

AutorIn Der Freudenleere
Entstehungszeit nach 1282 bzw. 1312 (vgl. Knapp, Fritz Peter: 'Der Wiener Meerfahrt' von dem Freudenleeren, S. 64)
Entstehungsort Böhmischer Hof (vgl. Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 194); Prag? (vgl. Knapp, Fritz Peter: 'Der Wiener Meerfahrt' von dem Freudenleeren, S. 68f.)
AuftraggeberIn Burggraf Herman von Dewen (?)
Überlieferung Heidelberg, UB: Cpg 341, 80vb-85ra [1]
Cologny, Fondation Martin Bodmer: Cod. Bodmer 72, 85vb-90rb [2]
Ausgaben Newald, Richard (Hg.): Der Wiener Meerfahrt
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts
Von der Hagen, Friedrich Heinrich (Hg.): Gesamtabenteuer, Band 2, S. 467-485
Übersetzungen Pretzel, Ulrich (Hg.): Deutsche Erzählungen des Mittelalters, S. 227-238
Ridder, Klaus/Ziegeler, Hans-Joachim (Hg.): Deutsche Versnovellistik des 13. bis 15. Jahrhunderts
Forschung Albertsen, Leif Ludwig: Die Moralphilosophie in der Wiener Meerfahrt; Bumke, Joachim: Mäzene im Mittelalter, S. 27, 279, 323; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 193f.; Knapp, Fritz Peter: 'Der Wiener Meerfahrt' von dem Freudenleeren; Knapp, Fritz Peter: Die Literatur in der Zeit der frühen Habsburger bis zum Tod Albrechts II. 1358, S. 259-263; Rosenfeld, Hans-Friedrich: Der Freudenleere; Schneider, Martin: Kampf, Streit und Konkurrenz, S. 221; Schröder, Edward: Zu der Wiener Meerfahrt; Strasser, Ingrid: Vornovellistisches Erzählen, S. 168, 170, 191, 199f., 292; Toischer, Wendelin: Zu der Wiener meerfahrt; Uhl, Wilhelm/Schröder, Edward: Der Freudenleere; von Karajan, Theodor: Zu der Wiener Meerfahrt; Wagner, Silvan: Michel dôz und sêre lachen, S. 142f.; Wagner, Silvan: Die Lust an erzählter Gewalt; Wallner, Anton: Der Wiener meerfahrt; Wallner, Anton: Drei Spielmannsnamen

Inhalt

Promythion

Zweitklage. Burggraf Hermann von Dewin hat die Geschichte erzählt, der Freudenleere hat sie in Verse gebracht. Über die lebensfrohe Stadt Wien.

Narratio

In Wien sitzen eines Tages reiche Bürger beim Wein. Sie zechen bis in die Nacht, und ihre Reden werden immer wirrer. Als einer eine Pilgerfahrt ins Heilige Land vorschlägt, stimmen die anderen freudig zu und rüsten sich mit Speisen, Wein und Gewürzen für die weite Fahrt. Um Mitternacht wähnen sie sich auf offenem Meer und singen das Pilgerlied 'In Gottes Namen fahren wir'. Der reichlich genossene Wein lässt sie glauben, ein heftiger Sturm habe sich erhoben, und viele fühlen sich seekrank. In ihrer Trunkenheit halten sie einen benebelt am Boden liegenden Zecher für tot und beschließen, die "Leiche" über Bord zu werfen, um so das Meer zu besänftigen. Trotz seiner Beteuerung, er sei am Leben, wird der Ärmste in hohem Bogen auf die Straße geworfen, wo er sich Arm und Bein bricht. Schließlich liegen alle besinnungslos da. Als man sie am nächsten Tag weckt, erzählen sie, immer noch betrunken, den Nachbarn von ihrer Sturmfahrt und glücklichen Rettung. Mit Mühe können die Freunde des Verletzten davon abgehalten werden, an den Zechern blutige Rache zu nehmen. Als diese nach drei Tagen endlich wieder nüchtern sind, erkennen sie, was sie angerichtet haben: dem Geschädigten müssen sie zweihundert Pfund Silber zahlen.

Epimythion

Der Wein macht froh, kann aber auch schädlich sein. ein Geizhals soll ruhig trinken, wenn r dadurch etwas freigebiger wird.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 467)