Der betrogene Gatte (Herrand von Wildonie): Unterschied zwischen den Versionen
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Bein des Ehegatten zu liegen, der statt seiner Frau erwacht und den Wartenden | Bein des Ehegatten zu liegen, der statt seiner Frau erwacht und den Wartenden | ||
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Version vom 30. Juni 2021, 20:56 Uhr
Inhalt
Promythion
Zur Beglaubigung seiner Geschichte beruft sich der Dichter auf Ulrich von Lichtenstein.
Narratio
Ein alter Ritter in Friaul ist mit einer schönen Frau verheiratet, um deren Minne ein anderer Ritter wirbt. Eines Tages will sie ihrem Liebhaber den Minnelohn nicht länger versagen und heißt ihn nachts unter ihren Söller kommen und dort an einer Schnur ziehen, die sie sich um den Fuß binden werde. Unglücklicherweise kommt die Schnur aber über das Bein des Ehegatten zu liegen, der statt seiner Frau erwacht und den Wartenden stellt. Durch das Geräusch geweckt, eilt die Dame herbei und bekommt den Ritter zu halten, bis ihr Mann Licht geholt hat. Als er zurückkehrt, hält sie jedoch statt des Ritters einen Esel gefaßt. Der Mann durchschaut zwar die Zusammenhänge, hat aber keinen Beweis und legt sich zornig wieder zur Ruhe. Nachdem er eingeschlafen ist, überredet die Frau eine Gevatterin, mit ihr die Rolle zu tauschen, und nimmt sich ihres Liebhabers an, während die andere sich ins Ehebett begibt. Dort warten jedoch nur Prügel auf sie, und schließlich werden ihr sogar die Haare abgeschnitten. Als der alte Ritter am Morgen seine Frau ihrer Schandtat überführen will, findet er Rücken und Haare unversehrt, und er steht als Tor und böswilliger Verleumder da. Die Geschichte wäre verborgen geblieben, wenn sie die Gevatterin nicht ausgeplaudert hätte. - Verfassersignatur.
(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 476)