Der enttäuschte Liebhaber (Johannes Werner von Zimmern)

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Der enttäuschte Liebhaber

AutorIn Johannes Werner von Zimmern
Entstehungszeit 2. Hälfte 15. Jhd.
Entstehungsort
AuftraggeberIn
Überlieferung Donaueschingen: Fürstlich Fürstembergische Hofbibliothek: Hs. 580, 1437a-1449b
Ausgaben Fischer, Hanns (Hg.): Die deutsche Märendichtung des 15. Jahrhunderts, S. 300-329
Übersetzungen
Forschung Ackermann, Dorothea: Gewaltakte - Disziplinierungsapparate, S. 134-143; Beine, Birgit: Der Wolf in der Kutte, S. 98, 133f., 137, 179, 246, 250f., 261, 265, 286, 298; Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 68, 188; Hoven, Heribert: Studien zur Erotik in der deutschen Märendichtung, S. 215, 274-276; Londner, Monika: Eheauffassung und Darstellung der Frau in der spätmittelalterlichen Märendichtung, S. 299, 305, 310; Ziegeler, Hans-Joachim: Erzählen im Spätmittelalter, S. 82-87 pass., 233, 257, 327-329

Inhalt

Der Dichter erzählt, wie er eines Abends in einer Stadt bei Aachen ein Mädchen kennenlernt und um seine Liebe wirbt, jedoch von ihr abgewiesen wird. Er verfolgt sie, um ihre Wohnung zu erkunden und beobachtet, wie sie unterwegs einen jungen Mönch küßt. Dann erscheint plötzlich ein alter Mann - es ist ihr Ehemann -, der sie scheltend in sein Haus führt. Zufälligerweise wohnt das ungleiche Paar unmittelbar neben der Herberge des Erzählers, und so kann er durch einen Spalt in der Wand die Auseinandersetzung der Eheleute belauschen. Nachdem die junge Frau ihren Mann durch einen vorgespiegelten Ohnmachtsanfall nachsichtig gestimmt hat, erzählt sie ihm zu ihrer Rechtfertigung die Novelle von Philippa: Philippa, wegen Ehebruchs vor Gericht gestellt, bekennt frei ihre Liebe zu Lazarino und rügt zugleich die Ungerechtigkeit der Gesetze, die nur den Ehebruch der Frau unter Strafe stellen. Außerdem habe sie sich ja ihrem Gatten Rinaldo nie versagt. Sollte sie denn ihre überschüssige Liebe den Hunden vorwerfen? Da sei es doch besser, wenn sie sie dem jungen Edelmann Lazarino schenke. Sie wird freigesprochen, und ebenso fordert die junge Frau von ihrem alten Ehemann Verständnis für ihre Bedürfnisse. Am nächsten Tag trifft der Erzähler wieder auf die Umworbene und muß zunächst abermals ihren Spott erleiden. Dann aber verspricht sie, ihm durch ein Loch im Kamin zwischen den beiden Häusern Botschaft zukommen zu lassen. Geduldig harrt er im Qualm bis zum späten Abend aus, dann wird er auf die Nacht vertröstet. Doch auch dann gehen seine Wünsche nicht in Erfüllung, weil die junge Frau ihm ausrichten läßt, ihr Ehemann sei zurückgekehrt. Durch den Spalt in der Wand muß der enttäuschte Liebhaber jedoch sehen, daß nicht der Gatte, sondern der junge Mönch das Lager der Frau teilt. Als er seinen Gesellen die Geschichte erzählt, verspotten sic ihn und fordern ihn auf, mit ihnen heimzureisen.

(Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung, S. 538)